Schäfer-Noske: Da müssten Sie ja jetzt quasi mit dem deutschen historischen Museum über eine Ablösesumme sprechen.
Vesper: Zunächst einmal sprechen wir am Freitag im Rahmen eines Symposiums über das Gesamtproblem, nicht nur über diese eine Nutzung. Sehen Sie, das ist ein Riesenensemble inmitten einer atemberaubenden Landschaft, das zunächst einmal dem Bund gehört und der Bund ist deswegen hier auch in der allerersten Verantwortung. Das ist ein nationales Mahnmal, für das wir vernünftige Nutzungen finden müssen. Wir denken beispielsweise an ein Jugendgästehaus oder eine Jugendbegegnungsstätte, an ein Besucherzentrum für den Nationalpark und eben als eine mögliche Nutzung auch die Wehrmachtsaustellung. Natürlich werden wir jetzt, wenn die finanziellen Fragen geklärt sind, mit dem Institut von Herrn Reemtsma und ihm persönlich und auch mit dem Museum darüber sprechen müssen, unter welchen Konditionen es möglich ist, diese Ausstellung hier an einen endgültigen Ort zu bringen. Ich halte das persönlich für attraktiver, als dies in der Hauptstadt zu tun, denn eine solche Ausstellung im Depot verschwinden zu lassen, wäre meines Erachtens verschenkt und ich glaube auch, sie in Berlin dauerhaft zu präsentieren, wäre ganz gewiss auch falsch. Von daher glaube ich, dass die Burg Vogelsang ein guter Hafen für diese Ausstellung wäre.
Schäfer-Noske: Aber es würde ja auch kosten, eine als Wanderausstellung konzipierte Schaue nun als Dauerausstellung zu installieren. Wer soll das Ganze denn bezahlen?
Vesper: Das ist eben eine der Fragen, denen wir uns jetzt nähern müssen. Im Moment ist ja noch das belgische Militär auf dem Gelände. Wir sind jetzt nicht unter einem sehr starken Zeitdruck, müssen aber jetzt doch sehr schnell zur Entscheidung kommen, damit da keine Lücke entsteht. Wir müssen meines Erachtens innerhalb dieses Jahres klar haben, was dort passiert. Anders als in Auschwitz oder Nürnberg beispielsweise sind ja hier auf dieser Burg keine Gräuel verübt oder beschlossen worden, aber an diesem Ort können wir wie an keinem anderen Ort das NS-Erziehungs- und Schulungssystem deutlich machen und darstellen, wie das ideologische Umfeld bereitet wurde, das diese Nazigräuel überhaupt erst möglich machte und gerade deswegen lädt dieser Ort zur Reflexion des NS-Systems ein und von daher glaube ich, ist das auch heute sehr aktuell.
Schäfer-Noske: Politiker haben auch gefordert, wegen der hohen Unterhaltskosten diese Gebäude möglicherweise abzureißen, dann hat der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, gesagt, man solle das Gebäude einfach verkommen lassen. Sind solche Vorschläge nun vom Tisch, wenn es da am Freitag in die Gespräche geht?
Vesper: Das ist ein so riesiges Areal, dass man da sehr differenziert herangehen muss. Wir haben dort einen Förderverein, eine Untersuchung, eine Machbarkeitsstudie gestartet, die sehr differenziert Vorschläge macht, welche Teile genutzt werden können und welche nicht mehr.
Schäfer-Noske: Es gibt also möglicherweise auch einen Teilabriss?
Vesper: Das kann durchaus am Ende herauskommen, aber wir wollen zunächst mal positiv herangehen und sehen, was man nutzen kann. Sie müssen sich vorstellen, dass es eine große Burg ist, die damals tausenden von jungen Nazioffizieren als Schulungsstätte dienen sollte, was ja nicht vollendet worden ist. Dort gibt es ein Schwimmbad, ein Kino, Mannschaftsbaracken, eine Restauration, das ist ein riesiges Areal und es gibt sicher keine einfachen Lösungen, weil die auch gar nicht finanzierbar wären.
Schäfer-Noske: Vielen Dank. Das war NRW-Kulturminister Vesper über seine Idee, die Wehrmachtssaustellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung in der Ordensburg Vogelsang in der Eifel unterzubringen.