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Weiblich, königlich, rational
Prinzessin Petronia - der Gegenentwurf zum Kleinen Prinzen

Petronia lebt auf einem Planeten, will herrschen, nicht teilen und den grünen Knopf für den Weltfrieden drücken. Sie mag keine rosa Rüschen und nimmt lieber die Lupe als das Herz, um besser zu sehen. "Petronia ist die feministische Cousine des kleinen Prinzen" sagt Autorin Katharina Greve im Dlf.

Katharina Greve im Corsogespräch mit Susanne Luerweg | 15.03.2019
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"Die dicke Prinzessin Petronia" sitzt auf ihrem Planeten (Avant Verlag. Die dicke Prinzessin Petronia)
Die dicke Prinzessin Petronia wirkt auf den ersten Blick wie eine übellaunige Variante des kleinen Prinzen. Die Zeichnerin und Karikaturistin Katharina Greve hat mit "Petronia" einen innerlichen und äußerlichen Gegenentwurf zum "Kleinen Prinzen" von Antoine de Saint-Exupéry geschaffen.
Das Kinderbuch "Der kleine Prinz"
Das Kinderbuch "Der kleine Prinz" (dpa / picture-alliance / Karl Rauch Verlag)
"Als Kind fand ich den Kleinen Prinzen toll, aber seit ich selbstständig denken kann, gehöre ich zu der Fraktion, die sagt: absoluter Kitsch", so die Autorin im Dlf.
Naturwissenschaften statt rosa Rüschen
Mit ihrem Buch will sie möglichst viele Rollenklischees, die man mit Prinzessin verbindet, brechen, erklärte Greve. Petronia hasst rosa Rüschen und liebt Naturwissenschaften. Sie ist logisch, rational und verschwendet nicht gerne viele Worte, sie hält sich knapp.
Ein bisschen sei "die dicke Prinzessin Petronia" ein Alter ego, sagt Autorin Katharina Greve im Corsogespräch.
Der Comic erzählt dennoch eine leicht märchenhafte Geschichte von einer Prinzessin, die unter ihrer Einsamkeit, ihrer herrschsüchtigen Mutter und ihrem kleinen, blonden Cousin leidet. Alle lieben den kleinen Prinzen und loben ihn, obwohl Petronia eigentlich alles besser kann.
Philsophisch und Politisch
Petronia, so Greve, ist eine feministische Figur, über die sie sich keinesfalls lustig macht. Denn Petronia findet sich absolut richtig, hat ihr Wohlfühlgewicht. Um Politik gehe es nicht in erster Linie, auch wenn die herrschsüchtige Mutter der Prinzessin verbietet, den Knopf für den Weltfrieden zu drücken. Das sei schon wie im echten Leben, unterstreicht die Autorin - am Weltfrieden verdient keiner Geld, deshalb ist er nicht gewollt.
Trotz weniger Figuren - neben Petronia tauchen nur die Mutter, ein Wurm und der Cousin sowie ein paar Randfiguren auf, könne man viel erzählen, sagt die Zeichnerin. Denn vieles passiert auch in Petronias Kopf - sie denkt über Sisyphos genauso nach wie über Schrödingers Katze.
Kinder verstehen nicht jede Anspielung, können nicht jedes Zitat einordnen, mögen die dicke Prinzessin aber dennoch.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Katharina Greve: "Die dicke Prinzessin Petronia"
Avant Verlag – 104 Seiten – 20€uro