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Weihnachten in Kenia
Der Bauch soll voll werden zu Weihnachten

Traditionelles Schlemmen zwischen Wellblechhütten und eine Busfahrt ins Heimatdorf: Teure Geschenke sind etwas für die vielen Ausländer in Nairobi, doch in Kenia gibt es viele andere beliebte Weihnachtstraditionen. Dazu gehören auch alternative Weihnachtsbäume.

Von Linda Staude | 24.12.2018
    Eine Mall in Nairobi, mit Weihnachtsdekoration. Zwei Kinder stehen vor einer Absperrung.
    "Ich hab die Kinder hergebracht, damit sie die schönen Sachen hier sehen. Sie freuen sich darüber. Wir sehen uns nur um“, sagt ein Vater in einer Mall in Nairobi. (Symbolbild) (imago)
    "Herbei, oh ihr Gläubigen auf Kisuaheli." Bei Weihnachtsliedern greifen die Kenianer gerne auf Klassiker aus Europa zurück. Aber ansonsten ist das Fest rein kenianisch.
    "Für die meisten Leute ist das die Zeit für eine große Party. Alle kommen zusammen. Und statt Fleisch von Metzger zu holen, kauft man eine Ziege und lässt sie von jemandem schlachten."
    Das ist allerdings ein teurer Spaß, sagt Sammy Macharia. Ziegen kosten im Moment mehr als doppelt so viel wie sonst. Für viele fällt das Festmahl deshalb sehr viel kleiner aus.
    "Ich esse Weizenfladen, Hühnchen und Reis. Das ist lecker und etwas Besonderes."
    Zwischen den Wellblechhütten
    Die 12-jährige Winnie spielt mit ihren Freunden zwischen den Wellblechhütten in Mathare, einem von Nairobis größten Slums.
    Die Kinder freuen sich auf das traditionelle Schlemmen zu Weihnachten, denn regelmäßige Mahlzeiten sind sonst rar.
    "Erst gehen wir in die Kirche und dann nach Hause, zum Essen."
    Alwin bleibt Weihnachten in Nairobi. Die Eltern seines Freundes Delon haben genug Geld gespart für Bustickets für einen Trip in ihr Heimatdorf mit der ganzen Familie – auch das Tradition in Kenia.
    "Wir fahren aufs Land zu Weihnachten. Wir singen und essen und spielen."
    Ein festlich geschmücktes Einkaufszentrum in Nairobi. Von der Decke hängen Weihnachtskugeln, ein großer Weihnachtsbaum aus Plastik mit blinkenden Lichterketten dekoriert den Eingang.
    Teure Geschenke sind etwas für die vielen Ausländer
    Zwei kleine Kinder drücken sich die Nase an einem Schaufenster platt und bewundern große und kleine Geschenkkartons mit rosa Schleifen.
    "Ich hab die Kinder hergebracht, damit sie die schönen Sachen hier sehen. Sie freuen sich darüber. Wir sehen uns nur um."
    Kaufen will er nichts, sagt ihr Vater. Teure Geschenke sind etwas für die vielen Ausländer in Nairobi. Genau wie Weihnachtsbäume. Da Nadelbäume in Kenia rar sind, haben Händler wie Francis sich Alternativen einfallen lassen.
    "Ich nehme eine Zange und Draht. Den biege ich zurecht. Ich fange hier unten an, arbeite mich nach oben vor und mache Äste."
    Die Metallbäume mit gedrehten Schnecken am Ende der Zweige sind nur für den Verkauf, sagt Francis. Zu Hause hat er keinen, und auch Geschenke kauft er nicht für seine Familie. Ganz nach kenianischer Tradition. Winnie in Mathare hat trotzdem einen bescheidenen Wunsch zum Fest.
    "Ich möchte neue Kleidung. Am liebsten eine Schuluniform."
    Der kleine Hillary befürchtet, dass seine Eltern nicht einmal für solche Notwendigkeiten genug Geld haben.
    Vielleicht reicht es für eine Flasche süße Limonade oder ein paar Kekse. Billige Leckereien, die es sonst nicht gibt. Denn zumindest der Bauch soll voll werden zu Weihnachten, sagt Franco hoffnungsvoll.
    "Ich werde jede Menge essen. Chapati und Hühnchen, alles zum Feiern."