Freitag, 29. März 2024

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Weihnachtsempfang im Vatikan
Papst attestiert Kurie "geistlichen Alzheimer"

Sie waren "not amused": Mit versteinerten Mienen haben sich Chefs und leitende Mitarbeiter der Vatikanbehörden die Weihnachtsbotschaft von Papst Franziskus angehört. Das Kirchenoberhaupt warf seiner Kurie, dem höchsten Verwaltungsorgan der katholischen Kirche, eine Mischung aus Gier, Machtstreben und Reform-Unfähigkeit vor.

22.12.2014
    Papst Franziskus im Vatikan, wo er bei seiner jährlichen Weihnachtsbotschaft an Kardinäle, Bischöfe und Priester "15 Krankheiten" innerhalb der Kurie angeprangert.
    "15 Krankheiten" innerhalb der Kurie prangerte Papst Franziskus an. (AFP / ANDREAS SOLARO)
    Einige in der Kurie benähmen sich, als ob sie "unsterblich, unantastbar und unverzichtbar" seien, kritisierte der Papst beim jährlichen Weihnachtsempfang mit der Verwaltung. Intrigen und Karrierestreben hätten die Kurie mit "geistlichem Alzheimer" infiziert. Sie müsse sich ändern: "Eine Kurie, die sich nicht selbst hinterfragt, die sich nicht modernisiert, die sich nicht bessert, ist krank." In seiner Rede listete er insgesamt 15 "Kurienkrankheiten" auf, darunter Exhibitionismus, Karrieremacherei, Arroganz, Hartherzigkeit und Geschwätzigkeit.
    Reform der Kurie angestoßen
    Deutlich rügte Franziskus das Ansammeln materieller Güter durch Kurienmitglieder. Ohne den früheren Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dessen neue Luxuswohnung im Vatikan zu erwähnen, betonte er: "Unsere Umzüge sind ein Zeichen dieser Krankheit." Besonders dringend sei es, die "existenzielle Schizophrenie" derjenigen zu heilen, die unter Missachtung der strengen Lehren, die sie anderen erteilen, ein ausschweifendes Leben führen. Diejenigen, die sich anderen überlegen fühlten und ihnen nicht dienten, litten an der "Pathologie der Macht". Als die Rede zu Ende war, gab es nur zögerlichen Applaus.
    Bereits kurz nach seinem Amtsantritt hatte Franziskus als erster nicht-europäischer Papst seit mehr als 1.000 Jahren die Reform der Kurie angestoßen. Er will die Kirchenführung wieder näher an die rund 1,2 Milliarden katholischen Gläubigen weltweit heranführen. Die Kurie ist traditionell von italienischen Geistlichen dominiert. Ihr wird vorgeworfen, selbst gegen Päpste wie Franziskus' Vorgänger Benedikt gearbeitet und dafür Medien wiederholt mit Interna aus dem Vatikan gefüttert zu haben. Vor allem ehemalige Kardinäle, obwohl eigentlich ohne Amt, würden weiter ihren Einfluss geltend machen.
    (pg/nin)