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Weiterbildung online

Immer mehr Deutsche bilden sich neben dem Job weiter. Vor allem Hochschulabsolventen sind wissbegierig. Jetzt kommt ihnen eine neue Entwicklung zugute: Das inflationär steigende Angebot an Onlinekursen, zum Beispiel an der LMU München.

Von Marina Schweizer | 06.05.2013
    "Take the world’s best courses online. For free."

    Die schlechte Nachricht gleich am Anfang: Gutes Englisch ist Pflicht für Onlinekurse. Zumindest im Moment noch. Fast alle Kurse, auch die von deutschen Unis, werden in anspruchsvollem Akademikerenglisch gehalten. Und damit bleiben die vermeintlich offenen Kurse vielen Menschen erst einmal verschlossen.

    Wenn Englisch aber keine Hürde ist, öffnet sich über die Onlinekurse eine neue Fortbildungswelt. In den allermeisten Fällen umsonst.

    "Introduction to Systematic Program Design, Computational Neuroscience, Democratic Development."

    Per Klick können Teilnehmer Kurse von renommierten Unis wie Stanford und Princeton besuchen. Der 21-jährige Lukas Leucht aus München hat sich gerade für zwei Kurse auf Coursera angemeldet – eine der bisher größten Plattformen für offene Onlinekurse. Er schaut sich "Mathematische Philosophie" und "strategische Entscheidungen der VWL" an.

    "Man muss nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein – man braucht ja nur eine Internetverbindung. Und es ist ja so aufgeteilt, dass es in kleine Happen unterteilt ist, sodass man es theoretisch auch zwischendurch machen könnte, also die Vorlesungsteile. Die Übungsteile, da muss man sich natürlich nochmal richtig hinsetzen."

    Flexibilität zeitlich und örtlich – das ist wohl der große Trumpf dieser umfangreichen Kurse, für die meistens zwischen vier und zehn Wochen eingeplant werden sollen. Das heißt: Im Gegensatz zu einem Gaststudium mit Vorlesungszeiten mitten am Tag sind die Kurse arbeitnehmerfreundlich.

    Die LMU München bietet als eine der ersten deutschen Hochschulen jetzt vier Onlinekurse an. Mit konzipiert hat den Kurs "Mathematische Philosophie" Stephan Hartmann, Professor für Philosophie. Im Juli soll er an den Start gehen: Acht Vorlesungen in Blöcken zwischen acht und zwölf Minuten.

    "Nach einem solchen Block kommen bestimmte Fragen, die testen, ob die Studenten auch alles verstanden haben, was wir vorher gemacht haben. Und wenn das alles funktioniert, können sie den nächsten Block hören und sich mit dem Thema weiter beschäftigen."

    Solche kurzen Multiple-Choice-Prüfungen sind vorprogrammiert und werden vom Computer ausgewertet. Ein Vorteil zum Gaststudium an Unis: Dort haben Gasthörer in der Regel keinen Anspruch darauf, dass Seminarleiter ihre Klausuren korrigieren. Für die allermeisten Kurse bekommt man am Ende ein Zertifikat. Was dieses allerdings wert ist, ist fraglich.

    Einen Nachteil haben die Onlinestudenten, wenn sie etwas nicht verstehen: Im Netz können sie eben nicht wie in jedem Hörsaal einfach die Hand heben und schnell den Experten an der Tafel fragen.

    "Stellen Sie sich vor: In unserem Kurs, der sehr spezialisiert ist, sind bereits mehr als 10.000 Menschen angemeldet. Das wäre zu viel, mit denen direkt zu arbeiten. Allerdings gibt es über die Foren die Möglichkeit sich auszutauschen. Und die Foren werden auch von einem Teaching Assistant moderiert und begleitet."

    Trotz Foren und aller Flexibilität: Spontane Diskussionen unter Studenten, persönliche Gespräche von Angesicht zu Angesicht und vor allem die Vorzüge des Campuslebens kann ein solches Portal nicht bieten.

    Für Lukas Leucht erst einmal zweitrangig. Er besucht ohnehin die Onlinekurse zusätzlich zu seinem Bachelorstudium. Für ihn steht die Neugier erst einmal im Vordergrund.

    "Mir geht’s darum, dass das zwei Lehrveranstaltungen sind, die ich in dieser Form so jetzt nicht besuchen könnte. Und, dass ich eben herausfinden will oder ausprobieren will, ob mir diese neue Form von Verlesung was bringt."