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Weiterer Paris-Attentäter identifiziert
Ein Name und ein Gesicht mehr

In Frankreich ist der dritte Attentäter identifiziert worden, der sich in der Pariser Konzerthalle Bataclan in die Luft gesprengt hatte. Nach übereinstimmenden Berichten handelt es sich um einen 23 Jahre alten Franzosen aus der Nähe von Straßburg, der sich zeitweise in Syrien aufgehalten hat. Den Hinweis auf den Attentäter gab dessen Mutter.

Von Ursula Welter | 09.12.2015
    Die deutsche Hardrock-Band "Scorpions" gibt am Abend des 24.11.2015 in der ausverkauften Halle Bercy in Paris ein Konzert. Im Publikum wird dabei ein Transparent mit dem Schriftzug "Bataclan" entrollt, dem Ort, wo bei den Terroranschlägen in Paris 89 Menschen ihr Leben verloren.
    Publikum einem Konzert der Band Scorpions in Paris. (picture alliance / dpa / Nicolas Carvalho Ochoa)
    Alle Fernseh- und Radiosender meldeten die neuen Erkenntnisse, zeigten über ihre Antennen und auf ihren Internet-Seiten das Gesicht und den Klarnamen des dritten Angreifers auf den Konzertsaal "Bataclan". Allein dort starben am 13. November 90 Menschen.
    Bei der nun identifizierten Person handelt es sich nach übereinstimmenden Berichten um einen 23 Jahre alten Franzosen aus dem Stadtteil Meinau bei Straßburg. Der Mann hatte Frankreich im Dezember 2013, gemeinsam mit seinem älteren Bruder und sieben Freunden, verlassen. Ihren Eltern sollen die jungen Männer von einer Ferienreise nach Dubai berichtet haben, tatsächlich begab sich die Gruppe aber nach Syrien. Dort starben wenig später zwei von ihnen, andere kehrten im Frühjahr 2014 nach Frankreich zurück und wurden dort von den Behörden festgesetzt. Der nun identifizierte, dritte Attentäter im "Bataclan" soll damals aber zunächst in Syrien geblieben sein. Bis zum Sommer dieses Jahres habe er Kontakt zu seinen Eltern im Raum Straßburg gehabt, heißt es.
    "Ein Name und ein Gesicht mehr" – fasste der französische Fernsehsender iTele die neuesten Erkenntnisse zusammen - die sich allesamt auf Justizquellen stützen. Der Sicherheitsexperte des Senders schilderte, wie andere auch, Details der Ermittlungen:
    "Die Mutter hat eine SMS aus Syrien erhalten, in der es hieß: "Er ist am 13. November mit seinen Brüdern gestorben".
    Die Mutter habe direkt den Anwalt der Familie eingeschaltet, erklärte der Journalist Jean-Michel Decugis. Dieser Anwalt vertrete den Bruder des nun Identifizierten, jenen Bruder, der im Dezember 2013 zunächst mit nach Syrien gegangen, später aber nach Frankreich zurückkehrt war und der als Mitglied einer Dschihadisten-Gruppe nun im Gefängnis sitzt.
    "Man muss wissen, dass der Selbstmordattentäter seiner Mutter damals gesagt hatte, er fahre in den Urlaub nach Dubai, sie hat, nachdem sie erfuhr, dass die Söhne in Syrien waren, die Justiz-Behörden eingeschaltet und stets mit einbezogen, wenn sie Nachrichten erhielt ."
    Der dritte Angreifer auf den Konzertsaal "Bataclan" wurde mithilfe von DNA-Proben aus der Familie identifiziert.
    Alle drei Attentäter waren Franzosen
    Damit ist deutlich geworden, dass alle drei Attentäter im Konzertsaal von Paris junge Franzosen waren. Und auch der nun Identifizierte hatte Kontakt zu einem Franko-Marokkaner namens Mourad F. , der den Behörden als einer bekannt ist, der junge Männer und Frauen rekrutiert, hauptsächlich via Internet - sein Name fällt im Zusammenhang mit weiteren Dschihadisten-Gruppen, die aus Südfrankreich und anderen Landesteilen Frankreichs nach Syrien aufgebrochen sind.
    Die französischen Ermittler halten damit drei Wochen nach den Anschlägen von Paris ein weiteres Puzzel-Teil in Händen. Aber manches ist noch unklar: So ist der Mann, der sich im Appartement von Saint-Denis wenige Tage nach den Anschlägen in die Luft sprengte nicht identifiziert. Jenes Appartement, in dem sich einer der mutmaßlichen Drahtzieher der Attentate, Abbaoud, versteckt gehalten hatte, und, so weit bekannt, von dort aus weitere Anschläge vorbereitete, so auf das Geschäftszentrum "La Défense " bei Paris. Unklar ist nach wie vor auch die Identität zweiter Selbstmordattentäter am Fußball-Stadion von Saint-Denis. Bei diesen Männern waren syrische Pässe gefunden worden, ihre Daten waren in Griechenland bei der Erfassung von Flüchtlingen registriert worden. Wer die Männer aber sind, ist noch unklar.