Donnerstag, 28. März 2024

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Weitspringerin Mihambo zur Leichtathletik-WM in Katar
„Gut finde ich das nicht“

Die Deutsche Weitspringerin Malaika Mihambo reist als Favoritin zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft nach Katar. Das Ausrichterland sieht sie kritisch. Bei der Vergabe von Wettbewerben würde sie sich ein Mitspracherecht für Athleten wünschen, sagte Mihambo im Dlf.

Malaika Mihambo im Gespräch mit Marina Schweizer | 21.09.2019
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Die Deutsche Weitspringerin Malaika Mihambo fährt als Favoritin nach Katar. (Imago)
Die 25-jährige Heidelbergerin ist Favoritin auf den Titel bei der WM in Katar. Dem Gastgeber steht sie eher skeptisch gegenüber. "Als Athlet wird man sicherlich sehr gute Bedingungen vorfinden. Als Gastarbeiter, der beim Stadionbau geholfen hat, ist es wahrscheinlich etwas anders", spielt Mihambo im Deutschlandfunk auf die zweifelhaften Arbeitsbedingungen in Katar an.
Die Vergabeprozesse seien nicht transparent. Als Athletin würde sie sich ein Mitsprechrecht wünschen: "Ein Mitspracherecht wäre schön. Unsere Weltmeisterschaften und die Fußball-WM sind zu einem anderen Zeitpunkt als sonst. Da ist natürlich für uns Athleten, für die ja auch Olympia sehr wichtig ist, der Saisonhöherpunkt nicht im August ist, sondern im Oktober. Und die Olympischen Spiele sind schon im Juli und nicht im August."
"Als Athlet muss man sich entscheiden"
Zudem weißt die Weitspringerin darauf hin, dass das Stadion in Katar wegen der hohen Temperaturen voll klimatisiert sein wird: "Das ist aus Umweltaspekten nicht gut." Als Athlet müsse man sich aber entscheiden, ob man seinen Wettkampf machen wolle oder mit anderem beschäftige. "Aber gut finde ich das trotzdem nicht", so Mihambo.
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Die Deutsche Weitspringerin Malaika Mihambo beim Finale der Diamond League in Brüssel. (Imago)
Erstmals ist Mihambo in diesem Jahr weiter als sieben Meter gesprungen – eine wichtige Marke bei den Weitspringerinnen. Druck mache sie sich aber nicht vor der WM: "Ich versuche mich von den Erwartungen Anderer frei zu machen und mir darüber keine Gedanken zu machen, weil das in der Vorbereitung und an dem Tag selbst keinen Platz hat. Da geht es darum, sein Bestes zu zeigen und den eigenen Erwartungen gerecht zu werden."
Klavierspielen zur Ablenkung und Meditation
Um Konzentriert in den Wettkampf zu gehen, verzichte sie zum Beispiel darauf, Sportnachrichten zu lesen. Die Studentin lenkt sich am Klavier ab oder meditiert. Zwei Indien-Reisen hätten sie mental gestärkt, erzählt Mihambo: "Die Meditationskurse waren sehr intensiv. Ich habe zehn Tage geschwiegen, zehn Studenten am Tag meditiert. Es gab kein Handy, kein Buch, nichts zu schreiben. Das Reisen an sich lädt dazu ein, nachzudenken, neue Perspektiven einzunehmen, den Horizont zu erweitern, sein eigenes Leben neu zu betrachten."
Auch auf ihren Sport habe die Reise Auswirkungen gehabt. Es sei schön zu sehen, wie viel man an sich arbeiten könne. "Man kann sich selbst hinterfragen, seine Motivation, seine Motive und auch das Selbstbild, das man von sich hat. Und schauen, ob das auch passt, zu der Rolle, die man einnehmen möchte. Das finde ich wichtig für mich als Mensch, aber auch als Sportlerin."
Mihambo ist zufrieden, wenn sie ihr Bestes gegeben hat
Zwar würde sich Mihambo über einen Erfolg bei der WM in Katar freuen, aber: "Erfolgreich ist die WM für mich, wenn ich sagen kann, dass ich mein Bestes gegeben habe. Ich würde mich aber natürlich auch freuen, wenn viele andere deutsche Athleten noch gute Leistungen bringen."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.