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Welt-Anti-Doping-Agentur
Mit dem Rücken zur Wand

Die Welt-Anti-Doping-Agentur soll der Gralshüter des sauberen Sports sein: Doch viele Athleten fühlen sich nicht ausreichend vor den dopenden Konkurrenten geschützt. Die Athletenkommission fordert deshalb von der WADA, mutmaßliche Machenschaften genauer zu verfolgen. Heute hat die Agentur reagiert - zumindest ein wenig.

Von Tom Mustroph | 14.03.2016
    WADA-Präsident Craig Reedie spricht auf einer Konferenz in Lausanne.
    WADA-Präsident Craig Reedie spricht auf einer Konferenz in Lausanne. (pa/dpa/Keystone)
    WADA-Präsident Craig Reedie versprach zumindest eines: Dass er sich mit dem Vorsitzenden der Unabhängigen Untersuchungskommission, seinem Amtsvorgänger Richard Pound, in Verbindung setzen wolle, um das Mandat der Kommission eventuell auszuweiten. Andere Sportarten in Russland stehen auf der Agenda, aber auch die Leichtathletik in den Läuferländern Kenia, Äthiopien und Marokko sowie in der Ukraine und Weißrussland.
    "Aber wir brauchen auch das Geld dafür"
    Die ganz großen Hoffnungen dämpfte aber gleich WADA-Generalsekretär David Howman. Denn für den erfolgreichen Kampf fehlt es an Geld.
    "Da wird so viel Verantwortung auf unsere Schultern gelegt, aber nicht genug Geld gegeben, um dieser Verantwortung auch gerecht zu werden. Das ist nicht fair. Vor allen Dingen, wenn die Leute dann die WADA kritisieren und sagen, mach dies und mach das. Wir würden das gern machen. Aber wir brauchen auch das Geld dafür."
    20 Millionen Dollar Jahresetat hat die Welt-Anti-Doping-Agentur. Zum Vergleich: Knapp 30 Millionen Dollar verdiente im letzten Jahr Meldoniumdoperin Maria Scharapowa. WADA-Generalsekretär Howman hat immerhin eine Idee, wo das Geld für umfassendere Ermittlungen herkommen könnte. Nein, nicht gleich von Scharapowa & Co. Aber was wäre, so überlegte Howman, wenn die...
    "Sportindustrie einen Prozentsatz von ihren TV-Rechten nähme, sagen wir 0,5 Prozent, und das in den Integritätsbereich steckte. Integrity meint nicht nur Antidoping, sondern auch Match Fixing, Korruption und so weiter."
    Nun ja, für seine ebenfalls in Lausanne vorgestellte Antidoping-Taskforce für Olympia macht das Internationale Olympische Komitee gerade einmal einige Hunderttausend Dollar locker. Ein Witz angesichts von Rechteeinnahmen in Milliardenhöhe.
    Reedie begrüßt Vorgehen gegen Gewichtheber
    Wenn es schon mit dem Geld nicht so richtig wird, dann vielleicht über den Weg harter Sanktionen, dachte da WADA-Präsident Craig Reedie. Er begrüßte das Verfahren des Internationalen Gewichtheberverbands, ab neun positiven Dopingtests pro Jahr pro Nation den betroffenen Landesverband vom nächsten Großwettkampf auszusperren.
    "Der internationale Gewichtheberverband hatte ein großes Problem mit Dopingfällen. Und ich denke, die Entscheidung, Bulgarien zu bannen wegen der sehr großen Anzahl der Fälle, ist sehr effektiv. Ich bin mir sehr sicher, dass andere internationale Verbände diese Regel mit großem Interesse betrachten."
    Die Person, an die das in erster Linie gerichtet war, wollte aber gar nichts davon wissen. Sebastian Coe, Präsident des arg in die Kritik geratenen Weltleichtathletikverbands:
    "Nein, bitte nicht die Gewichtheber. Ich denke, das ist eher eine Frage an den Verband als an mich."
    Ist Sebastian Coe nicht der Verbandspräsident? Da will sich wohl ein Lord wegducken.
    Immerhin werden die Whistleblower Julia und Witali Stepanow nun auch von ganz oben wertgeschätzt. Sie brachten die Ermittlungen gegen Russland überhaupt ins Laufen. WADA-Chef Reedie, zuvor der Gleichgültigkeit bezichtigt, verteidigte sich so:
    "Ich sorgte dafür, dass das WADA-Managment mit den Stepanovs bevor, während und nach der Untersuchung der Unabhängigen Kommiussion in Kontakt war. Und ich stellte auch sicher, dass die Agentur ihnen bei der Übersiedlung half, Geld gab und zur IAAF und dem IOC ging, um zu ermöglichen, dass Julia wieder an internationalen Wettkämpfen teilnehmen kann."
    Julia Stepanowa hat gute Aussichten, im extra gegründeten Refugees Team des IOC an den Olympischen Spielen in Rio teilzunehmen. Doch noch eine gute Nachricht aus Lausanne.