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Weltgesundheitsorganisation
Wie die WHO auf das Zika-Virus reagiert

Vor nicht ganz zwei Jahren war die Weltgesundheitsorganisation für ihr monatelanges Zögern in der Ebola-Krise kritisiert worden. Aktuell steht das von Mücken übertragene Zika-Virus im Verdacht, für schwere Folgeerkrankungen in mehr als 40 Ländern verantwortlich zu sein. Ist die WHO heute besser vorbereitet als 2014?

Von Anne Herrberg und Marc Engelhardt | 04.03.2016
    Helfer mit Gasmasken laufen durch die Straßen von Sao Paulo.
    Für die WHO steht viel auf dem Spiel. Es geht um nicht weniger als ihre Zukunft in einer Welt, in der Epidemien zu einem Thema nicht nur der Gesundheits-, sondern auch der Verteidigungs- und Premierminister geworden sind. (Imago/Xinhua)
    Luiza Raquel Sampaio wiegt ihre kleine Tochter in den Armen: Sofia ist acht Monate alt. Und wenn sie so die Augen aufreißt und strampelt und strahlt, dann wirkt sie beinahe wie ein ganz normales Baby.
    "Sie ist sehr fröhlich, sie lacht oft, Gott sei Dank."
    Doch Sofia ist kein normales Baby. Ihr Köpfchen ist winzig, viel zu klein und wächst seit dem sechsten Monat auch nicht weiter. Sofia hat Mikrozephalie, sagen die Ärzte – und der Auslöser könnte ein Mückenstich gewesen sein:
    "Als ich im zweiten Monat schwanger war, hatte ich Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Das sind die Symptome von Zika, aber damals gab es noch keinen Test. Und ich hatte auch noch nie etwas von Zika gehört. Sofia kam dann krank auf die Welt. Die Ärzte sagen, sie wird sich nur ganz langsam entwickeln und lange brauchen, bis sie laufen oder sprechen kann."
    Luiza Raquel ist 20 Jahre alt und alleinerziehend. Sie wohnt mit ihrer Schwester und ihrer Mutter in einem kleinen, einfachen Häuschen in Aracajú im Bundesstaat Sergipe in Nordbrasilien. Ein kleiner Ventilator kämpft gegen die drückende Schwüle an, in der sich die Moskitos besonders wohl fühlen. Überall schwirren sie herum. In den Hinterhöfen, auf der Straße.
    Stechmücken übertragen das Zika-Virus, das vor allem für Schwangere gefährlich ist: Die Infektion steht im Verdacht, bei ungeborenen Kindern Mikrozephalie auszulösen. Luiza Raquels Mutter Mira Luiza zeigt auf den Müll auf den Straßen: Plastikbehälter, Flaschen, in denen sich Wasser sammelt – ideale Brutstätten für die Mücken.
    Die Stechmückenart Aedes aegypti gilt als Überträger des Zika-Virus.
    Die Stechmückenart Aedes aegypti gilt als Überträger des Zika-Virus. (picture alliance /dpa /Gustavo Amador)
    "Ich lege mich mittlerweile mit den Leuten an, wenn die Müll auf die Straße werfen oder Wasser offen rumstehen lassen. Das zieht die Moskitos an und macht die Babys krank, da werde ich richtig sauer."
    Sie streichelt ihrer Enkelin über das winzige Köpfchen. Die Oma unterstützt die Familie, wie sie kann – auch finanziell. Alles, was sie ab und an mit Maniküre dazu verdient, steckt sie in die private Krankenversicherung für Luiza Raquel und die kleine Sofia – ein Luxus, den sich die Familie eigentlich nicht leisten kann.
    "Ich habe meiner Tochter gesagt: Dein bisheriges Leben ist zu Ende, denn jetzt dreht sich alles um Sofia, sie ist vollständig von uns abhängig. Ein Kind mit Behinderung braucht eine spezielle Pflege. Wenn wir nicht die private Versicherung hätten, wäre alles noch schwieriger, weil die Regierung kaum hilft."
    Dem brasilianischen Gesundheitsministerium zufolge sind es vor allem Mütter aus ärmeren Bevölkerungsgruppen, die Kinder mit Mikrozephalie zur Welt bringen. Es sind genau die Mütter, die sich nicht in klimatisierten Räumen vor den Moskitos verstecken können und bei denen das kostenlose Mückenschutzmittel teils nie angekommen ist, das vom esundheitsministerium medienwirksam versprochen wurde.
    Seit Herbst vergangenen Jahres wird in Brasilien und mittlerweile auch in anderen südamerikanischen Ländern eine deutliche Zunahme der Fälle von Mikrozephalie registriert, was auf Zika-Infektionen der Mütter zurückgeführt wird. Das Zika-Virus steht auch im Verdacht, das seltene Guillain-Barré-Syndrom zu verursachen - eine Krankheit, bei der das eigene Immunsystem die Nervenenden angreift. Die Folge sind Lähmungen, bis hin zum Atemsystem. In dieser Woche veröffentlichte die britische Fachzeitschrift "The Lancet" eine Studie, die den Zusammenhang zwischen Zika und dem Guillain-Barré-Syndrom belegen soll.
    Die Zika-Epidemie hat die Weltgesundheitsorganisation WHO auf den Plan gerufen – und diesmal dauerte es nur kurz, bis die Chefin der WHO eine weitreichende Entscheidung traf. Schon wenige Wochen, nachdem der mögliche Zusammenhang zwischen Zika-Infektionen und schweren Erkrankungen bekannt wurde, rief Margaret Chan das 18-köpfige Notfall-Komitee der WHO zusammen. Eineinhalb Jahre zuvor war die Chefin der Weltgesundheitsorganisation noch für ihr monatelanges Zögern in der Ebola-Krise kritisiert worden. Es dauerte fünf Monate, bis die WHO handelte. Bei Zika wollte Chan Entschlossenheit zeigen. Und so erklärte sie am 1. Februar:
    "Hiermit erkläre ich, dass die jüngsten Fälle von Mikrozephalie und anderen neurologischen Erkrankungen einen globalen Gesundheitsnotstand darstellen."
    "Die WHO-Chefs mussten mitten in der Krise durch die Welt reisen und um Spenden bitten"
    Die WHO, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, verfolgt seit bald 70 Jahren das Ziel, allen Menschen das bestmögliche Gesundheitsniveau zu ermöglichen. Dazu gehören der Aufbau funktionierender Gesundheitssysteme, Impfkampagnen und globale Behandlungsrichtlinien. Immer häufiger greift die WHO bei globalen Gesundheitsnotständen ein und hilft, grassierende Krankheiten zu bekämpfen. Das Atemwegssyndrom SARS, Vogelgrippe, Schweinegrippe, Ebola und jetzt Zika - in der globalisierten Welt nehmen auch die globalen Epidemien zu. Doch die WHO war bis zuletzt darauf kaum vorbereitet, weiß Gian Luca Burci. Der Jurist hat 17 Jahre lang für die WHO gearbeitet.
    "Was die Mitgliedsstaaten in solchen Notlagen wollen, ist eine schnelle Reaktion, die hohe Verlässlichkeit und eine klare Kommandostruktur voraussetzt. Und das ist eine riesige Herausforderung für eine Organisation wie die WHO, die dezentralisiert ist und wo Entscheidungen in den Regionen fallen. Eigentlich ist das eine Quadratur des Kreises: die Struktur der WHO umzukrempeln, während man gleichzeitig schnell, zuverlässig und glaubwürdig auf einen Notfall reagieren muss."
    Als in Westafrika Ebola ausbrach, hatte die Weltgesundheitsorganisation gerade die schlimmsten Kürzungen in ihrer Geschichte hinter sich. Ein Viertel des Haushalts hatten die Mitgliedsstaaten ihr gestrichen, Hunderte Mitarbeiter mussten gehen. In Afrika waren gerade noch drei Notfallexperten stationiert. Die entsprechende Abteilung im Genfer Hauptquartier hatte noch 34 Mitarbeiter, von vorher 100. Anstatt zu helfen, musste die WHO erst einmal betteln gehen, erinnert sich Burci.
    "Der WHO fehlte schlicht das Geld, um das Notwendige zu tun. Dadurch verzögerte sich alles. Die Chefs mussten mitten in der Krise durch die Welt reisen und um Spenden bitten. So kann eine Krisenreaktion nicht funktionieren. Die WHO müsste stattdessen zumindest über feste Finanzzusagen verfügen, die im Notfall sofort als Bargeld eingehen."
    Doch das ist nicht der Fall - auch nicht im Jahr zwei nach der Ebolakrise.
    "Was wir bis jetzt sehen, und damit verrate ich kein Geheimnis, ist schlicht enttäuschend. Die Mitgliedsstaaten haben als Konsequenz aus der Ebolakrise einen Notfallfonds aufgelegt, in dem 100 Millionen Dollar für die am dringendsten benötigte Hilfe bereitliegen sollen. Bislang ist gerade mal ein Viertel dieser Summe eingegangen, und auch das nur mit sehr viel Mühe."
    Die Einrichtung des Notfallfonds ist nur eine der Konsequenzen, die die WHO aus der jüngsten Ebolakrise mit mehr als 11.000 Toten gezogen hat. Untersuchungskommissionen wurden eingesetzt, um die Gründe für das Versagen herauszufinden - und ein neues Desaster zu verhindern. Zika, das von Mücken übertragene Virus, das in mehr als 40 Ländern vorkommt und für schwere Folgeerkrankungen verantwortlich sein könnte, ist der erste Testfall nach Ebola. Die Gesundheitsexpertin Ilona Kickbusch hat die Ebolakrise als Mitglied einer der Kommissionen untersucht. Ist die WHO heute besser vorbereitet als 2014?
    "Ich meine schon, dass die WHO jetzt auf die Zika-Epidemie besser vorbereitet ist als auf den Ebola-Ausbruch. Man muss natürlich schon in Betracht ziehen, dass es ganz andere Arten von Krisen sind, also man ist sozusagen auf jede Krise nicht ganz vorbereitet, und es geht dann natürlich auch um die Flexibilität einer Organisation und wie schnell sie reagieren kann und wie offen sie kommuniziert."
    Flexibilität, Schnelligkeit, Kommunikation - drei Aspekte der Krisenreaktion, für die Kickbuschs Kommission die WHO in Sachen Ebola massiv kritisiert hat.
    "Wenn man von der WHO spricht, spricht man einerseits von der Generaldirektorin, und unserer Meinung nach hätte sie dezidierter agieren können. Zum Zweiten ist es der ganze Apparat der WHO, der intern besser auf solche Krisen ausgerichtet sein muss und besser finanziert werden muss. Und dann sind es die Mitgliedsländer, die sich selbst verpflichtet haben, die internationalen Gesundheitsvorschriften umzusetzen und das nicht getan haben und auch nicht die Gelder bereit gestellt haben, um die armen Länder dabei zu unterstützen."
    Man sieht Menschen in gelben Schutzanzügen mit Geräten für die Desinfektion.
    Einsatzkräfte desinfizieren das Sambadrom in Rio wegen des Zika-Virus. (picture-alliance / dpa / Marecelo Sayao)
    Doch trotz dieser Kritik hält Kickbusch, die als Professorin ein Programm zur globalen Gesundheit am Graduate Institute in Genf leitet, die WHO für die richtige Organisation, um den Kampf gegen Epidemien wie Zika global zu koordinieren.
    "Wir haben uns ganz klar in der Kommission dafür ausgesprochen, dass die Rolle bei der WHO bleibt. Dass die WHO die Mittel bekommen muss, in diesem Bereich sehr viel operationaler zu agieren, dass sie sehr viel mehr auch im Vorfeld schon zusammenarbeiten muss mit humanitären Organisationen."
    "Alles an diesem Ausbruch ist kompliziert. Wir verstehen noch nicht die Ursachen"
    Doch nicht alle sind wie Kickbusch davon überzeugt, dass die WHO den Kampf gegen globale Gesundheitsgefahren anführen soll. Diplomaten sind skeptisch. Auch deshalb fließt so wenig Geld. Das Vertrauen in die WHO fehle, sagen sie hinter vorgehaltener Hand. Den Zika-Ausbruch betrachten sie mit Argusaugen. Wie wird die WHO sich diesmal schlagen? Die Verantwortung liegt bei Bruce Aylward, dem Stellvertreter von WHO-Chefin Chan. Ein Jahr nach Ausbruch der Ebolakrise wurde er zum Koordinator ernannt. Danach lief alles besser. Jetzt soll er den Erfolg bei Zika wiederholen - und weiß selber, wie schwierig das ist.
    "Alles an diesem Ausbruch ist kompliziert. Wir verstehen noch nicht die Ursachen, haben unzureichende Diagnoseverfahren und können in vielen Fällen nicht sagen, ob Erkrankungen vielleicht doch ganz andere Ursachen haben. Die Eindämmung ist schwierig. Und dann brauchen wir die Hilfe der Bevölkerung, so wie damals bei Ebola. Die Betroffenen müssen uns vertrauen, dass wir das Richtige tun."
    Ebola war als Krankheit erforscht. Das Problem bestand darin, kurzfristig Behandlungszentren und qualifizierte Ärzte nach Westafrika zu bringen und die Bevölkerung zur Mithilfe zu bewegen. Bei Zika ist der Fall medizinisch komplizierter. Das Virus ist bekannt - doch im Vergleich zu Gelbfieber oder Dengue, das von den gleichen Mücken übertragen wird, galt die Krankheit bisher als harmlos.
    Neuerdings steht das Virus also unter anderem im Verdacht, bei Ungeborenen Mikrozephalie auszulösen, die Deformation des Kopfes, die oft mit geistiger Behinderung einhergeht. Doch ob Zika tatsächlich verantwortlich ist, ist umstritten. Aylward muss herausfinden, wogegen die WHO eigentlich genau kämpft - und zeitgleich bereits den Kampf planen.
    "Innerhalb der WHO haben wir ein globales Managementsystem aufgebaut, denn der Überträger von Zika kommt in allen Weltregionen vor. Wir haben einen Rahmenplan für die Krisenreaktion veröffentlicht, in den das ganze Wissen der WHO und ihrer Partner eingeflossen ist. Denn diese Krise berührt Themen, die weit über die eigentliche Infektionsbekämpfung hinausgehen: Müttergesundheit, Reproduktionsmedizin, das Malariaprogramm, wo ebenfalls Mücken bekämpft werden. Und wir haben Leute vom UN-Koordinationsbüro für humanitäre Hilfe, die uns bei der UN-übergreifenden Planung unterstützen."
    Für die WHO steht viel auf dem Spiel. Es geht um nicht weniger als ihre Zukunft in einer Welt, in der Epidemien zu einem Thema nicht nur der Gesundheits-, sondern auch der Verteidigungs- und Premierminister geworden sind. Um Zika schnell einzudämmen, nimmt die WHO deshalb kurzfristig auch bislang unübliche Strategien zur Bekämpfung der Überträger-Mücken in Augenschein. Gentechnisch manipulierte Mücken etwa, die Sterilisierung von Mücken mithilfe von Bestrahlung oder die bakterielle Bekämpfung.
    Zeitgleich muss die WHO Kritik aushalten - auch das bindet Kapazitäten. So gibt es Vorwürfe, dass eine ins Trinkwasser gemischte Chemikalie zur Bekämpfung von Mücken die Ursache von Mikrozephalie sei - und nicht etwa Zika. Der Chef der WHO-Malaria-Abteilung, Pedro Alonso, widerspricht.
    "Es handelt sich um ein Mittel, das die Mückenlarven tötet. Es ist ausführlich geprüft worden, unter anderem von US- und EU-Behörden, und wir können uns keine plausible Erklärung vorstellen, wie dieses Mittel für Mikrozephalie bei Menschen verantwortlich sein soll."
    Dass die WHO diesmal frühzeitig reagiert, wird nicht von allen begrüßt. Manch einer spricht von Panikmache, zumal es Zweifel an der Verlässlichkeit der Datengrundlage gibt. Ist die Zahl der Mikrozephalie-Fälle wirklich so stark angestiegen? Oder schauen Ärzte nur genauer hin als früher, als Fälle der eher unbekannten Krankheit allenfalls sporadisch gemeldet wurden? Niemand weiß es. Und das zeigt für Ilona Kickbusch, wo das eigentliche Problem liegt: Nicht bei der WHO, sondern in den Staaten, wo die Gesundheitsvorsorge zu lange vernachlässigt wurde.
    "Ich brauche Institutionen ganz besonders vor Ort, die reagieren können und das internationale System kann ja im Endeffekt das nur unterstützen. Das meiste, was laufen muss ist vor Ort. Die Regierungen sind nicht vorbereitet, und was bei Ebola sehr deutlich wurde und bei Zika wieder: Die Bevölkerung ist nicht vorbereitet."
    Um vorbereitet zu sein, müsse es auf allen Ebenen Planspiele geben, fordert Kickbusch. Auch das koste Geld, sei aber unabdingbar - denn im Ernstfall, das hat Ebola gezeigt, kostet planloses Vorgehen Menschenleben. Seit Jahren etwa warnen Wissenschaftler vor einer neuen Grippeepidemie. Und auch für die, sagt Kickbusch, fehlt bis heute die Vorbereitung.
    "Stellen sie sich vor, dass wirklich ein ganz großer Teil der Bevölkerung befallen wäre, wie schnell unsere Krankenhäuser voll wären. Da haben wir noch sehr, sehr viel zu tun, und das heißt nicht, dass man irgendwas Schlimmes an die Wand malen will, sondern ganz rational denken muss: Das wird kommen, und wir sollten uns vorbereiten."
    In Aracajú im Nordosten Brasiliens bläst das Militär zum Kampf gegen die Mücke. Die Waffen: Handzettel mit Hinweisen und Regeln, wie die Ausbreitung der Tigermücke eingedämmt werden kann – den Anfang müsse jeder Bewohner in seinem eigenen Haus machen, erklärt João Batista von der Marine:
    "Kleine Details sind meist die wichtigsten. Eine Toilette, in der Wasser steht, kann zum Beispiel eine Brutstätte für Moskitolarven werden. Da ist es wichtig, mindestens einmal die Woche das ganze Haus zu kontrollieren. Jede kleine Pfütze kann zur Brutstätte werden. Jeder muss seine eigene Verantwortung in diesem Kampf erkennen."
    An der Haustür wird die brasilianische Bevölkerung über das Zika-Virus informiert.
    An der Haustür wird die brasilianische Bevölkerung über das Zika-Virus informiert. (Deutschlandradio/Carsten Upadek)
    Mehr als 200.000 Soldaten unterstützen in ganz Brasilien die Arbeit von Gesundheitstrupps, die von Dorf zu Dorf, von Haus zu Haus ziehen, um Mückenlarven zu töten – Geyse gehört zum Team der Gesundheitsberater. Seit Jahren erlebt sie, wie die Leute krank werden - an Dengue, Gelbfieber, Chikungunya und jetzt eben Zika. Doch nach wie vor fehle es an Aufklärung, sagt die kleine, resolute Frau.
    Geyse stapft durch einen Vorgarten. Müll, alte Flaschen, abgenutzte Reifen, Konserven liegen verstreut am Boden. Essensreste schimmeln vor sich hin.
    "Manche Leute machen uns gar nicht die Türe auf, aber jetzt sind viele krank und die Soldaten machen Eindruck. Das hilft uns doch sehr. Wir haben bei diesem Kampf gegen die Mücken ja nach wie vor zu wenig Kontrolleure, aber jetzt mit den Soldaten, lassen uns die Leute wenigstens rein."
    Geyse zeigt den Nachbarn, wo sich überall Wasser ansammeln kann, wie man die im Garten stehende Spüle schrubben muss, um die dort abgesetzten Larven abzutöten. Für den regionalen Gesundheitssekretär José Sobral sind solche Maßnahmen wichtig, aber nur begrenzt effektiv:
    "Ich glaube, man kann die Stechmücke in Schach halten. Ähnlich wie man Schädlinge in der Landwirtschaft bekämpft. Aber die Stechmücke komplett auszurotten, wird kaum möglich sein."