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Weltklimakonferenz
"Eine Tonne ist eine Tonne"

Aus deutscher Sicht ist der Auftakt der Weltklimakonferenz in Bonn gelungen. Nicht nur, weil Fidschi-Spirit im novemberlichen Rheinland zu spüren ist, sondern auch weil man sich auf eine endgültige Tagesordnung geeinigt hat. Dazu gehört etwa die Frage, wie genau der Treibhausgas-Ausstoß berechnet wird.

Von Georg Ehring | 07.11.2017
    Eine Weltkugel hängt am 06.11.2017 in Bonn (Nordrhein-Westfalen) auf der Weltklimakonferenz auf dem deutschen Pavillion. Die Weltklimakonferenz COP23 findet 06. bis 17. November 2017 in Bonn statt Foto: Oliver Berg/dpa | Verwendung weltweit
    Die 23. Weltklimakonferenz hat nun eine endgültige Tagesordnung (picture alliance / dpa / Oliver Berg)
    Das Rheinland ist im Sommer besonders schön, doch manche Teilnehmer des Klimagipfels fühlen sich in Bonn so wohl, als ob sie auf den Fidschi-Inseln wären – jedenfalls hat Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium so etwas von manchen Besuchern schon vernommen.
    "Das ist erstaunlich, dass, obwohl wir im Rheinland sind im November irgendwie Fidschii-Spirit auch zu spüren ist."
    Deutschland ist technischer Gastgeber der Klimakonferenz, die Fidschi-Inseln haben die politische Leitung inne. Die Eröffnungsveranstaltung gestern habe Schwung in die Gespräche gebracht, und den können die Teilnehmer auch gebrauchen. Denn der Fortschritt ist zäh, manchmal freut man sich sogar über Kleinigkeiten.
    "Ich weiß, das ist alles furchtbar dröge und bürokratisch, und manchmal auch schon kurios, woran wir Fortschritt messen. Aber es ist eine Tagesordnung verabschiedet worden. Und zwar keine vorläufige Tagesordnung, sondern eine endgültige Tagesordnung."
    Ein bisschen gute Nachricht
    Und auch beim Schutz des Klimas geht es wenigstens ein bisschen voran. John Christensen gehört für das UN-Umweltprogramm zu den Verfassern des Gap-Reports, also des jährlichen Berichts über die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Klimaschutz.
    "Wenn wir mit der ein bisschen guten Nachricht beginnen: Die weltweiten Treibhausgas-Emissionen steigen zwar weiter, aber viel langsamer als sie es in früheren Jahren getan haben. Es gibt also ein Abflachen. Die Emission von CO2 aus Energieerzeugung und Industrie alleine ist in den vergangenen vier Jahren gar nicht mehr gestiegen. Sie hat ihren Höchstand also schon erreicht, aber wir sehen nicht, dass sie sinkt."
    Eine gemeinsame Anstrengung
    Doch die Lücke ist nach wie vor groß – und mit jedem Jahr, in dem es keine deutliche Senkung des Treibhausgas-Ausstoßes gibt, wird sie schwerer zu schließen. Sitzungsleiter Frank Bainimarama, der Staatschef der Fidschi-Inseln, forderte gestern zur Eröffnung der Konferenz eine gemeinsame Anstrengung, um die Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad zu begrenzen. Doch derzeit liegt sie nach Schätzung der UN-Umweltorganisation:
    "Sicher oberhalb von drei Grad. Irgendwo zwischen drei oder dreieinhalb, vielleicht bei 3,2, wie wir momentan vermuten. Es ist schwer, präzise Angaben für eine Zeit zu machen, die so weit in der Zukunft liegt, aber es ist auf jeden Fall zu hoch."
    "Wo sind wir im Ambitionsniveau?"
    Um sie zu schließen, müssen bis zum Jahr 2030 zusätzliche Emissionen eingespart werden – etwa in der Höhe des jährlichen Ausstoßes aus China, des größten Klimasünders weltweit. Die großen Linien im Klimaschutz hat das Pariser Abkommen vor zwei Jahren gezogen, in Bonn und im nächsten Jahr in Kattowitz in Polen geht es ums Kleingedruckte. Wie genau der Treibhausgas-Ausstoß gemessen und berechnet wird, das gehört zu den vielen offenen Fragen, um die sich für das Bundesumweltministerium Norbert Gorissen kümmert.
    "Am Ende läuft es darauf hinaus, klar festzuhalten: Eine Tonne ist eine Tonne, dass das für alle gilt. Sehr sehr wichtig um überhaupt hinterher feststellen zu können, wo sind wir im Ambitionsniveau".
    Und es wäre schon ein Erfolg, wenn die Bonner Konferenz in diesen Fragen einen Schritt vorankommt, damit nächstes Jahr nur noch die wirklich strittigen Fragen hierzu geklärt werden müssen.