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Weltspartag
Deutsche sparen nicht renditeträchtig

Sicherheit, Verfügbarkeit, Flexibilität – das ist für 54 Prozent der Deutschen immer noch das wichtigste Kriterium beim Vermögensaufbau. In Zeiten von Niedrigzinsen bleibt da aber die Rendite auf der Strecke. Aber es gibt auch Möglichkeiten, längerfristig zu investieren.

Von Brigitte Scholtes | 29.10.2019
Euro-Scheine, aneinander gereiht
Aufs Sparen zu setzen ist hierzulande - trotz schlechter Konditionen - nach wie vor populär. (EyeEm/ Nicolas Vega)
Der Weltspartag ist in die Jahre gekommen – 1925 wurde er zum ersten Mal begangen. Viele Banken wie die Volks- und Raiffeisenbanken genügt ein Tag ohnehin nicht mehr, sie feiern die "Weltsparwoche". Aber allen gemeinsam ist: Sie umwerben zu dieser Zeit ihre Kunden, vor allem die jungen, mit kleinen Geschenken, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: "Im Großen und Ganzen ist das mittlerweile eine Marketing- Aktion der Banken geworden, wo man einmal jährlich versucht, den Kunden neue Produkte zu verkaufen."
Deutsche sparen immer noch gerne
Zum Sparen animieren muss man die Deutschen eigentlich nicht – trotz niedriger oder teils sogar negativer Zinsen. Die Sparquote in Deutschland schwankt seit Jahren um die zehn Prozent des verfügbaren Einkommens, im vergangenen Jahr lag sie sogar bei elf Prozent.
Sicherheit, Verfügbarkeit, Flexibilität – das ist für 54 Prozent der Deutschen immer noch das wichtigste Kriterium beim Vermögensaufbau, das zeigt das aktuelle Vermögensbarometer des DSGV, des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Das sei für Gelder, die man kurzfristig wieder benötige, auch richtig, meint Nauhauser. Doch nach Angaben der Bundesbank lagern 40 Prozent des gesamten Geldvermögens von 6,2 Billionen Euro auf Bargeld- oder Tagesgeldkonten. Renditeträchtig sparen die Deutschen nicht, deshalb meint Robert Halver, Kapitalmarktexperte der Baader Bank: "Die alten Anlagezöpfe, die müssen aber sowas von abgeschnitten werden. Denn ich bin fest davon überzeugt, solange die Eurozone besteht, werden wir nie mehr wirklich Zinsen sehen, mit denen wir leben können. Jetzt ziehen wir noch die Inflation ab, dann kann man mit Zinsvermögen nur arm werden."
Doch wie sollte man längerfristig investieren? Da gebe es immer wieder fragwürdige Empfehlungen der Geldhäuser, hat Nauhauser von Verbrauchern erfahren: "Goldsparen für die Kinder sei jetzt das, was empfohlen wird, teilweise auch Bausparverträge, ja, warum? Weil es bei den Bausparverträgen natürlich eine Provision gibt für die Bank. Wertpapiersparen – klar, jetzt in den letzten Jahren liefen die Aktienmärkte ganz gut, dann hat man natürlich auch irgendeinen Fonds in der Schublade, den man dem Anleger verkaufen kann."
Diese Fonds lägen aber wegen der hohen Kosten gar nicht so im Interesse der Kunden. Nauhauser rät eher zu weltweit streuenden Indexfonds mit geringen Kosten von etwa 0,2 Prozent. Die eigneten sich gut für den langfristigen Vermögensaufbau, weil die Wertschwankungen auf zehn oder 20 Jahre immer ausgeglichen würden: "Man kann durch die Wahl der Produkte und günstige Kosten und Ertrag starke Produkte schon fürs Alter viel, viel mehr erreichen, als wenn man das Geld einfach auf dem Sparbuch versauen lässt."
Immobilienkauf bei aktuellen Preisen schwierig
Eine Immobilie zu kaufen ist bei den aktuellen Marktpreisen auch nicht für jeden Anleger möglich, allenfalls auf dem Land. Immobilienfonds wissen nicht, wohin mit dem Anlegergeld. Und mit Garantieprodukten wie den traditionellen Lebensversicherungen kann man kaum noch eine auskömmliche Rendite erzielen.
Mit ihrer Anlageentscheidung können Sparer auch die Investitionen der Unternehmen beeinflussen. Nachhaltigkeit etwa gewinnt auch an den Finanzmärkten an Bedeutung. Die Produkte bringen oft eine recht gute Rendite.