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Welttag zum Schutz der Ozonschicht

Der 16. September ist der Tag zum Schutz der Ozonschicht. Die Ozonschicht ist wichtig, weil sie die ultraviolette Strahlung der Sonne filtert. Ein zu hoher Anteil an UV-Strahlen kann bei Menschen zu Hautkrebs führen. Besonders betroffen von einer zu dünnen Ozonschicht ist Australien. Deshalb gibt es in diesem Land auch umfangreiche Schutzvorschriften für die Bewohner. Doch viele Australier übertreiben inzwischen bei der Einhaltung dieser Maßnahmen.

Von Andreas Stummer | 16.09.2008
    Sie gehören zu Australien wie Sommer, Sand oder Wellen: Fernsehspots informieren über die Gefahren des Sonnenbadens im Zeitalter des Ozonlochs. Australien hat die höchste Hautkrebsrate der Welt. Doch die Appelle der Gesundheitsbehörden sich vor der Sonne zu schützen und mehr Zeit drinnen zu verbringen haben, buchstäblich, auch ihre Schattenseiten. Denn immer mehr Australier bekommen heute nicht zu viel, sondern zu wenig Sonne ab. Vor allem Zuwanderer versuchen ihre Haut zu retten.

    "Ohne Hut geht nichts mehr und ohne Sonnencreme. Man kriegt trotzdem Sonnenbrand in null komma nix. Da kann man nichts gegen machen. Also in der Zeit zwischen elf und vier gehen wir grundsätzlich nicht an den Strand. Es ist traurig, aber es ist halt so."

    Australien-Einwandererin Sabine Müller aus Stuttgart ist kein Einzelfall. Hüte, langärmelige Hemden, Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30 und öfter drinnen bleiben: Australien führt zunehmend ein Schattendasein. Mit Folgen. Linda Lowe, 38, erfuhr bei einer Routine-Untersuchung, dass sie viel zu wenig Vitamin D im Körper hat - ein Vitamin, das für die Regulierung des Calcium-Spiegels im Blut und für einen starken Knochenbau mitverantwortlich ist. Ihr Arzt verschrieb Linda keine Medikamente - sondern mehr Sonne.

    "Ich war völlig überrascht, denn ich hatte keine Ahnung, dass ich zu niedrige Vitamin-D-Werte habe. Mich hat das zum Nachdenken gebracht. Soll ich jetzt mehr in die Sonne gehen oder mich lieber vor den Strahlen schützen?"

    Sonnenlicht ist eigentlich gut für uns. Es versorgt den Körper mit 90 Prozent des Bedarfs an Vitamin D. Menschen, die in den sonnenärmeren Ländern Nordeuropas und -amerikas leben, müssen den Mangel an Vitamin D oft mit Tabletten ausgleichen. Australien galt immer als der ideale Platz an der Sonne. Eine Langzeitstudie der Medizinerin Julie Pasco aber hat ergeben, dass etwa 40 Prozent aller Australier zu niedrige Vitamin D-Werte haben. Schuld daran seien das Ozonloch, die zu erfolgreichen Warnungen des Krebsinstitutes und zu viel Sonnenschutz.

    "Wir fliehen vor der Sonne in den Schatten, bedecken unsere Haut mit Creme und schützender Kleidung und vermeiden das Sonnenlicht. Deshalb bekommen zu wenige Australier ausreichend Vitamin D. Wir wollen nicht, dass die Leute unvorsichtig werden und sich Sonnenbrand holen, aber wir müssen den Nutzen von Sonnenlicht gegen das Risiko Hautkrebs zu bekommen abwägen."

    Die Wäsche draußen aufhängen oder die Zeitung auf dem Balkon lesen genügt bereits: Eine halbe Stunde Sonnenschein täglich - und der Körper ist mit ausreichend Vitamin D versorgt. Der Wissenschaftler Mark Stein untersucht an der Universität Melbourne wie sehr Sonnenlicht das Immunsystem und das allgemeine Wohlbefinden beeinflusst. Er befürchtet, dass eine ganze Generation sonnenscheuer Australier heranwächst, die wegen chronischem Vitamin-D-Mangel im Alter unter porösen Knochen und schwachen Muskeln leiden wird.

    "Es ist schwer pauschal zu sagen, wie viel Sonnenlicht jeder von uns braucht. Was ist, wenn es regnet? Trägt jemand lieber lange oder kurze Ärmel und macht es einen Unterschied, ob es Sommer oder Winter ist? Das Beste ist eine Vitamin-Tablette einzunehmen, um seine Vitamin D-Werte zu kontrollieren."

    "Slip” - ein langärmeliges Hemd anziehen, "Slop” - einen Hut aufsetzen und "Slap” - genug Sonnencreme auftragen. Obwohl Mangel-Krankheiten wie Osteoporose immer häufiger auftreten: Das australische Krebsinstitut warnt weiter vor zu viel Sonne. Schüler lernen Sonnenschutz noch vor den Verkehrsregeln, jetzt aber steht auch noch auf dem Stundenplan wie viel oder wie wenig Sonne gut für sie ist. Denn Vitamin-D-Mangel und Hautkrebs liegen in Australien oft nur ein paar Sonnenstrahlen weit auseinander.