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Weltwirtschaftsausblick des IFW
Prognose für die Post-Brexit-Ära

Der Internationale Währungsfonds hat den neuen Weltwirtschaftsausblick vorgelegt. Ein Schwerpunkt darin ist eine neue Prognose für die Wirtschaftsentwicklung in Großbritannien, nachdem die Briten sich vor knapp einem Monat für den Austritt aus der EU entschieden hatten. Die Aussichten: Folgen nicht nur für England, sondern auch für Deutschland.

Von Michael Braun | 19.07.2016
    Die britische Flagge klebt an einer Autoscheibe mit Regentropfen
    Für UK rechnet der IWF nur mehr mit einem Wachstum im nächsten Jahr von 1,3 statt 2,2 Prozent. (picture alliance / dpa / Paul Zinken)
    Es habe so gut begonnen, das Jahr 2016, sagte der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds. Ob in der EU oder in Japan, es habe ermutigende Wachstumssignale gegeben. Doch dann musste Maurice Obstfeld über die jüngsten Ereignisse reden. Der Beschluss der Briten, die EU zu verlassen, habe "Sand ins Getriebe" gestreut. Der IWF kürzte seine Wachstumsprognose vom April nun nach unten. Es gibt wie immer mehrere Szenarien. Im wahrscheinlichsten geht der Fonds jetzt von einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent im laufenden Jahr und von 3,4 Prozent im kommenden Jahr aus. Das sind jeweils 0,1 Prozentpunkte weniger als in der Aprilprognose.
    "Die Wachstumsverlangsamung in der EU wird China spüren"
    Hört sich wenig an. Doch wenn einige Weltregionen kaum betroffen sind vom Brexit, Südamerika etwa, müssen ihn andere umso deutlicher spüren. Das gilt vor allem für Großbritannien selbst und auch für seinen wichtigen Handelspartner, für Deutschland. Im Vereinigten Königreich wird die Wirtschaft nach der IWF-Prognose von heute um knapp einen Prozentpunkt und in Deutschland um fast einen halben Prozentpunkt weniger zulegen als bisher vorausgesagt. In Zahlen: Für UK rechnet der IWF nur mehr mit einem Wachstum im nächsten Jahr von 1,3 statt 2,2 Prozent, für Deutschland nur noch mit einem Plus von 1,2 statt bislang 1,6 Prozent. Selbst China werde den Brexit spüren, sagte Obstfeld:
    "China und die EU sind bedeutende gegenseitige Handelspartner. Und die erwartete Wachstumsverlangsamung in der EU wird China spüren, wahrscheinlich in einem Umfang von 0,1 Prozentpunkten in diesem und auch im nächsten Jahr. Der Effekt ist also schon spürbar."
    Moody's: Kreditwürdigkeit Großbritanniens in Gefahr
    Die Prognose des IWF findet Unterstützung auch in anderen Nachrichten: Die Stimmung in den britischen Industriebetrieben hatte sich zuletzt eingetrübt. Die Bank von England diagnostizierte mögliche Belastungen für den zumal in London heiß gelaufenen Immobilienmarkt. Der neue britische Finanzminister Philipp Hammond kündigte an, eng mit der Bank of England zusammenzuarbeiten. Die will, ausweislich der jüngsten Sitzungsprotokolle die Leitzinsen Anfang August senken. Die Ratingagentur Moody's sieht die noch respektable Kreditwürdigkeit Großbritanniens in Gefahr.