Freitag, 29. März 2024

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Weltwirtschaftsforum Davos
"Wir haben eine Legitimationskrise der Globalisierung"

Das Weltwirtschaftsforum in Davos steht in diesem Jahr unter dem Motto "Verantwortungsvolles Regierungshandeln". Zu recht, findet Henning Vöpel vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut: Denn die Politik habe es in der Vergangenheit versäumt, Globalisierung zu gestalten, sagte er im dbate-Gespräch. Die Folge: Ungleichverteilung, fragmentierte Gesellschaften und das Aufkeimen von Rechtspopulismus.

17.01.2017
    "Die Weltwirtschaft befindet sich in einem äußerst kritischen Zustand," so Vöpel. Zwar habe die Globalisierung gute Effekte gehabt, wie etwa den Rückgang der Armut. Gleichzeitig habe sie aber gerade in westlichen Ländern "Verteilungsprobleme" erzeugt. "Arbeit ist weltweit billig geworden, Kapital wird höher entlohnt." Insbesondere niedrig qualifizierte Arbeit habe gelitten. Das habe zur Fragmentierung und zur Zerrissenheit der gesellschaftlichen Mitte geführt. So ließe sich auch der Erfolg des Rechtspopulismus erklären.
    Die Befürchtung, dass Europa und sein Modell an Bedeutung verlieren, sei berechtigt, sagte Vöpel. "Demokratie und freie Marktwirtschaft sind nicht zwingend das Modell des 21. Jahrhunderts". Auch autokratische Systeme seien effizient und erschienen so attraktiv für viele Menschen. "Diese Attraktivität der autokratischen Strukturen müssen wir zurückdrängen, wir brauchen ein überzeugendes Modell von Marktwirtschaft." Vöpel sieht hier die Politik in der Verantwortung, nachhaltige Lösungen für die Probleme der Globalisierung zu finden.