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Weniger Frauen sterben an Brustkrebs

Medizin.- In Deutschland erhalten Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren alle zwei Jahre eine Einladung zur Brustkrebs-Früherkennungs-Untersuchung – zur Mammografie. In einer aktuellen Studie im Fachblatt "British Medical Journal" bezweifeln Mediziner allerdings den Nutzen dieser Methode.

Von Martin Winkelheide | 01.08.2011
    Der Trend ist eindeutig: Weniger Frauen sterben an Brustkrebs. Aber so sagen Forscher aus Frankreich, Irland und Norwegen: Das Brustkrebs-Screening hat zu diesem positiven Trend nicht messbar beigetragen. Die Forscher hatten Länder miteinander verglichen, in denen das Mammografie-Screening zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten eingeführt wurde: Schweden, das seit 1986 ein Screening anbietet mit Norwegen, das zehn Jahre später das Screening startete. Die Niederlande, die seit 1989 Mammografie-Reihenuntersuchungen machen, mit Belgien, das 2001 begann sowie Nordirland und Irland, die 1990 beziehungsweise 2000 mit dem Screening begannen. Verglichen wurden also jeweils Länder mit ähnlicher Wirtschaftskraft, einer vergleichbaren sozialen Struktur und vergleichbaren Gesundheitssystemen – um Verzerrungen bei der Auswertung zu vermeiden.

    Der überraschende Fund: Obwohl das Screening zu unterschiedlichen Zeitpunkten beginnt, geht die Zahl der Todesfälle zwischen 1980 und 2006 zeitgleich in allen sechs Ländern zurück. Ein weiterer Befund: Der größte Fortschritt ist bei Frauen mit Brustkrebs im Alter zwischen 40 und 49 Jahren zu verzeichnen – in einer Altersgruppe also, in der in allen untersuchten Ländern - mit Ausnahme Schwedens - noch kein Screening angeboten wird.

    Offenbar haben andere Faktoren dazu beigetragen, dass weniger Frauen an Brustkrebs sterben. Dazu könnten Diagnosetechniken jenseits der Mammographie zählen - wie Ultraschall und Magnet-Resonanz-Tomografie, bessere, Brust erhaltende Operationstechniken, eine effektivere Strahlenbehandlung sowie der Einsatz neuer Medikamente. Welche Faktoren genau den größten Anteil zu dem Positiv-Trend beisteuern, dazu macht die Studie im British Medical Journal allerdings keine Aussage.

    Link:

    Sprechstunde vom 26. Juli 2011 (Schwerpunktthema Brustkrebs)