Donnerstag, 28. März 2024

Archiv


Werden alle FCKW-Ersatzmöglichkeiten genutzt?

Heute vor 30 Jahren warnten die amerikanischen Chemiker Sherwood Rowland und Mario Molina erstmals im Wissenschaftsmagazin "Nature" davor, dass Fluorchlorkohlenwasserstoffe die Ozonschicht zerstören könnten. Sofort nach Erscheinen des Artikels wurden in vielen Ländern die FCKW als Treibgase für Spraydosen durch harmlose Substanzen ersetzt. 1987 einigten sich die Staaten auf das Montreal-Protokoll zum Schutz der Ozonschicht, das die völlige Abschaffung der FCKW zum Ziel hat. Das Umweltbundesamt hat jetzt bilanziert, wie weit der Ausstieg aus dem Gebrauch der Ozonkiller gelungen ist.

Von Renate Ell | 28.06.2004
    Es gibt bis heute alte Kühl- und Kälteanlagen mit den klassischen, so genannten voll halogenierten FCKW. Doch die darf man seit dem Jahr 2000 in der EU nicht mehr reparieren, sie müssen durch moderne Anlagen ersetzt werden. Der Ausstieg verläuft in Europa etwas schneller, als es das weltweit geltende Montreal-Protokoll vorsieht. Auch die etwas weniger schädlichen, weil weniger chlorhaltigen, teilhalogenierten FCKW dürfen in der EU seit Anfang dieses Jahres nicht mehr in neue Produkte und Anlagen verwendet werden. Je nach Anwendungsbereich kamen verschiedene Ersatzstoffe oder -techniken in Frage, erklärt Katja Schwaab vom Umweltbundesamt:

    Im Bereich der Kälteanlagen muss man zwischen verschiedenen Anlagentypen unterscheiden. Man hat bei den industriellen Kälteanlagen z.B. Ammoniak und CO2 als Auswahl, bei Gebäude-Klimaanlagen dann ebenfalls CO2 oder Sorptionstechniken, die z.B. Abwärme als Energiequelle nutzen können und ebenfalls ohne FCKW arbeiten. Für viele Bereiche werden aber so genannte FKW eingesetzt, die – man könnte sagen – chlorfreie Varianten der FCKW sind. Die haben ähnliche Eigenschaften wie FCKW, damit ist der Austausch in Kälteanlagen relativ einfach möglich; das bezieht sich jetzt auf den technischen Austausch.

    Am leichtesten war der Abschied von den FCKW bei Kühl- und Gefrierschränken für den Hausgebrauch – angeregt durch Greenpeace kam 1992 der erste FCKW- und FKW-freie Kühlschrank auf den Markt. In vielen Ländern setzte er sich aber bis heute nicht durch. Das Kühlmittel, eine Mischung aus Propan und Butan, wie man es aus Feuerzeugen und Campingkochern kennt, gilt als explosiv – doch die Mengen sind so gering, dass noch kein Kühlschrank in die Luft geflogen ist. Inzwischen gibt es allerdings auch Kühlschränke, die mit CO2 kühlen – das aus der Luft gewonnen würde und deshalb den Treibhauseffekt nicht verstärkt. Diese Technik wollen jetzt die Firmen Coca Cola und McDonalds einsetzen.

    CO2 ist auch die klimafreundliche Alternative für die immer zahlreicher werdenden Autoklimaanlagen. Die kühlen derzeit mit einem FKW namens R-134a, das aber einen extrem hohen Treibhauseffekt hat. CO2-Klimaanlagen wurden bereits entwickelt und sind reif für den Einbau in neue Autos – dass sie aber in Serie gehen, ist derzeit nicht absehbar. Die EU diskutiert noch, ob ein Grenzwert für das Treibhauspotenzial des Kühlmittels für Autoklimaanlagen eingeführt wird:

    Im Moment ist aber noch offen, in welcher Höhe der Grenzwert liegen wird. Er kann entweder so sein, dass weiterhin ein FKW mit allerdings einem geringeren Treibhauspotenzial möglich ist, das wäre dann 152a, dieser Stoff ist allerdings brennbar. Oder man legt das Treibhauspotenzial, den Grenzwert, so niedrig fest, dass nur noch FKW-freie nur noch zulässig wären, dann kommt vor allen Dingen CO2 in Betracht. Im Moment ist es allerdings so, dass da natürlich eine ganze Menge Hersteller mitreden, das ist ein globaler Markt, und sich die Frage stellt, ob die EU mit einem niedrigen Grenzwert sich z.B. gegenüber den USA durchsetzen kann.

    Auf manchen Gebieten gibt es aber bis heute auch technische Hindernisse beim Abschied von den FCKW, z.B. für bestimmte Dämmstoffe, die mit nicht brennbaren Treibmitteln aufgeschäumt werden müssen:

    Und hier haben wir jetzt die Situation, dass, dass einige der Dämmstoff-Produzenten jetzt Ausnahmegenehmigungen für den weiteren Einsatz von so genannten teilhalogenierten FCKW beantragt haben. Es gibt aber auch noch andere Bereiche, wo heute noch FCKW eingesetzt werden, oder Ozonschicht schädigende Stoffe. Zu nennen sind hier z.B. Feuerlöschanlagen, aber auch der gesamte medizinische Bereich. Insgesamt muss aber gesagt werden, das sind sehr geringe Mengen von FCKW, und in Deutschland haben wir heute die Verwendungsmengen um mehr als 95 Prozent schon gesenkt im Vergleich mit 1986, also dem Vor-Montreal-Protokoll-Jahr.

    Ähnlich ist die Situation in den meisten anderen Industrieländern. Für Entwicklungsländer sieht das Montreal-Protokoll noch jahrzehntelange Ausstiegsfristen vor, doch dort sind die Mengen ohnehin geringer. Das Montreal-Protokoll hat also seinen Dienst getan. Die klimaschädlichen FCKW-Ersatzstoffe, die FKW, können nur durch das Kyoto-Protokoll aus der Welt geschafft werden. Oder durch guten Willen.