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Wertvolle Moore

Moore sind die größten Speicher von Kohlenstoff, die die Natur zu bieten hat. Laut einer bei der UN-Naturschutzkonferenz in Bonn vorgelegten Studie bedecken Moorlandschaften zwar nur etwa drei Prozent der Erdoberfläche, speichern aber doppelt soviel Kohlenstoff wie die Wälder. Doch viele Moore werden durch Torfabbau und Trockenlegung für die Landwirtschaft zerstört - dabei setzen sie dann Treibhausgase frei.

Von Georg Ehring | 27.05.2008
    Moore bilden eine eigene Welt, mit Pflanzen- und Tierarten, die nur hier vorkommen. Sie dienen außerdem gerade in ansonsten dichter besiedelten Weltregionen als letzter Rückzugsraum für bedrohte Arten. Umweltverbände bemühen sich, auf der Naturschutzkonferenz in Bonn um einen besonderen Schutz der Moore - und zwar nicht nur wegen ihres Werts für die biologische Vielfalt, sondern auch dem Klima zuliebe.

    Der Torf, der eine Moorlandschaft ausmacht, besteht zum großen Teil aus abgestorbenen Pflanzenteilen. Und die enthalten Kohlenstoff, der im Boden gespeichert wird, anstatt als Kohlendioxid in die Atmosphäre zu entweichen.

    Moore sind nach einer bei der Naturschutzkonferenz vorgelegten Studie sogar die größten Speicher von Kohlenstoff, die die Natur zu bieten hat. Sie bedecken zwar nur etwa drei Prozent der Erdoberfläche, doch sie speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie die Wälder und etwa gleichviel wie die Atmosphäre. Das macht die Erhaltung der Moore zu einer wichtigen Aufgabe im Kampf gegen den Klimawandel. Faisal Parish von der malaysischen Umweltorganisation Global Environment Centre:

    "Die größten Moorgebiete liegen in der nördlichen Hemisphäre, in der Tundra, in subarktischen und gemäßigten Klimazonen. Russland, Kanada und die USA haben die größten Moore. Auch Deutschland hat große Moorgebiete. Die Moore in Europa sind allerdings durch den Menschen sehr stark beschädigt worden, also durch die Landwirtschaft in den vergangenen Jahrhunderten. Viele sind bereits zerstört, und das gespeicherte Kohlendioxid ist verloren. Auch in den Tropen gibt es Moore vor allem in Südostasien."

    Auch die noch erhaltenen Moore sind bedroht. In vielen Ländern werden sie nach wie vor durch Torfabbau und Trockenlegung für die Landwirtschaft zerstört. Wenn Moore austrocknen, werden allerdings Treibhausgase frei, die bisher dort gespeichert waren - und das ist eine zusätzliche Gefahr für das Klima.

    Das ist besonders unsinnig, wenn die so gewonnenen Landflächen für die Gewinnung von Biotreibstoffen herhalten müssen. Durch Anbau von Ölpalmen auf ehemaligen Mooren wird die Ökobilanz von Biotreibstoffen stark beeinträchtigt, meint Marcel Silvius von der Umweltorganisation Wetlands International:

    "Wir sehen jetzt, dass ungefähr 20 Prozent der Ölpalmen in der Welt auf Moorflächen gepflanzt werden. Moore müssen trockengelegt werden, um dort Ölpalmen zu pflanzen, und das führt zu Emissionen in Höhe von 620 Tonnen pro Hektar und Jahr. Diese 20 Prozent verschmutzen die Atmosphäre so sehr, dass die Nutzung von Palmöl für die Produktion von Biokraftstoff mehr Kohlendioxid freisetzt als die Verbrennung von fossilem Öl."

    Auch in Deutschland, vor allem in Vorpommern, würden Moore trockengelegt, um Energiepflanzen anzubauen, kritisiert Marcel Silvius. Die Erhaltung der Moore wäre eine besonders wirtschaftliche Art, den Klimaschutz voranzutreiben. Besonders lohnend wäre sie in den tropischen Mooren Südostasiens, die außergewöhnlich effiziente Kohlendioxid-Speicher sind.

    Keine andere Maßnahme könnte mit so wenig Geld so viel erreichen, meint Marcel Silvius, der für Moore lukrative Nutzungen sieht, die das Klima schonen. Ein Beispiel:

    "Wenn man einen Entwässerungskanal blockiert, entsteht ein Teich. Darin kann man eine Fischzuchtanlage einrichten. Wir sprechen von tausenden von Kilometern von Entwässerungskanälen, die in Fischzucht-Gebiete umgewandelt werden könnten."

    Die Zerstörung der Moore heizt nicht nur den Klimawandel an, der Klimawandel hat auch Folgen für die Moore. Vor allem in den Permafrost-Gebieten im Norden könnte eine weitere Erwärmung katastrophale Konsequenzen haben, befürchtet Faizal Parish:

    "In den nördlichen Regionen schmelzen die Permafrost-Moore bereits in großem Umfang, und sie setzen das gespeicherte Kohlendioxid frei. Es gibt eine wachsende Zahl von Feuern, sowohl in den nördlichen Regionen rund um Moskau zum Beispiel, aber auch in den Tropen. Und die werden gefördert durch höhere Temperaturen und weniger Regenfälle aufgrund des Klimawandels. Es gibt also einen sehr direkten Einfluss. Und wir machen uns Sorgen, dass wir irgendwann einen Wendepunkt erreichen, bei dem die erhöhte Temperatur zu erhöhten Emissionen führt, und die erhöhten Emissionen zu höheren Temperaturen, und so weiter."