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Wertvoller Elektroschrott

Viele Rohstoffe werden knapp. Trotzdem landen zum Beispiel wertvolle Metalle häufig im Restmüll. Für die Wiederverwertung gehen sie dadurch verloren. Die EU-Richtlinie, die nächste Woche in Kraft treten, soll dafür sorgen, dass gebrauchte Herde oder Mobiltelefone nicht auf der Müllkippe landen.

Von Verena Kemna | 13.08.2012
    Noch immer landen allzu viele Toaster, Mixer oder Haarföhne ganz einfach im Hausmüll. Elektroschrott im Wert von zwei Milliarden Euro jährlich, wird, nach Angaben der EU, auf diese Art vernichtet. Werden Eisen und wertvolle Metalle wie Kupfer, Aluminium, Gold und Platin zusammen mit dem Hausmüll verbrannt, bleiben nur Asche und Schlacke. Die wertvollen Metalle sind dann für immer verloren, erklärt Günter Dehoust, Referent beim Öko-Institut, einer gemeinnützigen Forschungs- und Beratungseinrichtung.

    "Es gibt viele kleinteilige Metalle, die dann dort nicht mehr aussortiert werden können. Es gibt auch viele Metalle, die durch die Oxidation im Feuer weniger wertvoll werden oder ganz verloren gehen, dünne Aluminiumfolien und ähnliches. Daher lohnt es sich in jedem Fall, Metalle getrennt vor der Verbrennung zu sammeln."

    Im Schnitt produziert jeder Europäer pro Jahr etwa 20 Kilo Elektroschrott. Nur ein kleiner Anteil davon, etwa vier Kilo, musste bisher gesammelt und wiederverwertet werden, so die Vorgabe der EU. In Deutschland liegt die Sammelquote derzeit bei etwa acht Kilogramm. Nach der neuen Richtlinie wird anders berechnet. Statt Sammelwerten pro Kopf, steigen bis 2019 die Recyclingquoten. Spätestens dann müssen 65 Prozent des Elektroschrotts gesammelt und wiederverwertet werden. Dazu gehört auch, möglichst viel aus dem Hausmüll zu retten. In vielen Bundesländern werden derzeit Wertstofftonnen erprobt. Doch was genau hineingehört, darüber sind sich Bundesländer und Bundesregierung immer noch nicht einig. Die Berliner Stadtreinigung experimentiert in der Hauptstadt mit dem Pilotprojekt Orange Box. Indra Enterlein vom Naturschutzbund Deutschland.

    "Dass ich Plastike, Klamotten und kleine Elektrogeräte in diese Tonne werfen kann. Es ist sehr verbraucherfreundlich, denn die Tonne steht vor meiner Haustür. Das Problem ist nur, dass Elektrogeräte immer Schadstoffe haben, beispielsweise Batterien, Quecksilber, die können auslaufen, wenn sie zerquetscht werden. Das widerspricht ja dem originären Ziel, dass ich Sachen recyceln möchte, deshalb ist diese Form der Sammlung nicht die geeignete."

    Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie des Umweltbundesamtes. Demnach sollten Batterien und Elektrokleingeräte besser getrennt sortiert und wiederverwertet werden. Verbraucherfreundliche Sammelsysteme haben sich bewährt, meint Indra Enterlein vom Naturschutzbund Deutschland. Da gibt es Kommunen, die den alten Herd sogar aus dem Keller holen. In Hamburg hat die Stadt Sammelboxen aufgestellt.

    "In Hamburg hat die Stadt entschieden, dass sie auf öffentlichen Plätzen, Boxen hinstellt, wo sie Handys oder Elektrokleingeräte sammelt. Das ist sehr verbraucherfreundlich, ich gehe da am Tag mehrmals vorbei und irgendwann denk ich dran, werf das Handy rein und dann ist es ordentlich recycelt."

    Auch wenn Deutschland derzeit noch die Sammelquoten der EU erfüllt - qualitativ hochwertiges Recycling gilt als das Gebot der Stunde. Auch der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-Wasser- und Rohstoffwirtschaft fordert schon in eigenem Interesse höhere Recyclingquoten für Deutschland. Derzeit werden etwa 60 Prozent des Haus- und Gewerbemülls wiederverwertet. BDE-Präsident Peter Kurth.

    "Die Stahlproduktion in Deutschland stützt sich zu fast 50 Prozent auf den Einsatz von Schrotten. Wir brauchen Kupfermengen in erheblichem Umfang, wir brauchen Aluminium. Das sind alles Materialien, die zu hundert Prozent wieder in die Produktion gehen und damit sowohl zur Energieeinsparung führen als auch den Verbrauch von Rohstoffen reduzieren helfen."

    Laut EU-Richtlinie sollen Großhändler kleine Elektrogeräte kostenlos zurücknehmen und wiederverwerten. Andernfalls fordert Brüssel alternative Sammelsysteme. Noch ist im Bundesumweltministerium nichts entschieden. Bis Endes des Jahres soll ein Gesetzesentwurf vorliegen. Indra Enterlein vom Naturschutzbund beklagt, dass die EU-Richtlinie trotz aller Recyclingvorgaben einen Aspekt gar nicht erwähnt.

    Von unserer Perspektive des Nabu fehlt im Gesetz die Wiederverwendung, die müsste gestärkt werden. Das geht auch in Richtung Produktpolitik. Die Geräte müssen lange haltbar sein, sie müssen reparierbar sein. Es muss auch möglich sein, diese Geräte zu reparieren. Das sollte beim Produktdesign mit bedacht werden. Das gehört ebenso in eine Richtlinie, die sich um Elektroschrott kümmert.