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Wettbewerb der Maskenbildner
Bunte Wesen aus fremden Galaxien

Riesige Zähne, mehrere Köpfe, große Tentakel: Bei der Deutschen Meisterschaft der Maskenbildner-Azubis traten Anfang März die besten Nachwuchstalente an, um gruselige Köpfe aus fernen Galaxien zu formen. Für die anspruchsvolle Aufgabe hatten sie 90 Minuten Zeit.

Von Moritz Börner | 07.03.2016
    Ein Model präsentiert am 06.03.2016 die Maske von Caroline Gast bei der Deutschen Meisterschaft für Maskenbildner in Ausbildung in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen)
    Anspruchsvolle Maskenkunst: Der Schauspieler Benedict Cumberbatch im Film "Hobbit - Die Schlacht der fünf Heere". (dpa/picture alliance/Monika Skolimowska)
    Aus ganz Deutschland sind die sieben jungen Frauen gekommen, zusammen mit ihren Modellen, aus denen sie jetzt innerhalb von 90 Minuten Außerirdische machen sollen. Schon vor Monaten haben sie sich mit ihren Entwürfen beworben. Annika Behrens aus Gießen zum Beispiel hatte die Idee eines Schnecken-Aliens:
    "Als Erstes stand die Idee, irgendwas Ekliges, und ich hab überlegt, überlegt, ich hatte 10.000 schöne Ideen, und dann war ich einkaufen, hab in die Tiefkühltruhe geschaut und sah da Schnecken, und dann hat´s Klick gemacht, und dann wusste ich, okay, es muss ein Schneckenalien sein."
    Aus ihren Ideen haben die angehenden Maskenbildnerinnen dann eine Figurine angefertigt, das ist eine sehr detaillierte Skizze, die als Vorlage für die tatsächliche Maske dient. Beim Startschuss um zwei Uhr nachmittags hängen genau diese Skizzen über den sieben Schminktischen der Teilnehmerinnen. Denn, so erklärt es der Organisator Bernd Staatz:
    "Ein ganz wichtiges Kriterium ist, dass die Umsetzung genauso ist, wie auf der Zeichnung, also die Übereinstimmung muss perfekt sein."
    Vor den Schminktischen sitzen die Modelle, und hinter einem Absperrband stehen die Zuschauer. Der Wettbewerb ist ein Publikumsmagnet, die Menschen fotografieren mit ihren Handys, was das Zeug hält. Wichtigstes Element jeder Maske ist der sogenannte Kopfputz.
    Das ist ein Art Mütze, die die Teilnehmerinnen schon vor dem Wettbewerb angefertigt haben. Sie verleiht der Maske ihre Form. Bei Annika Behrens ist das zum Beispiel die Schneckenform des grünen Alienkopfes, bei Annette Kleineick aus Saarbrücken ist es ein überdimensioniertes Gehirn, dass aus dem Schädel ihres Aliens herauszuquellen scheint.
    "Ich habe den erst moduliert, dann habe ich abgeformt, dann habe ich ihn schrittweise ausgegossen, und das Gehirn musste ich extra ausgießen, weil das ein anderes Silikon ist, und dann konnte ich es bemalen."
    Tentakel und Schleim
    Während des Wettbewerbs geht es darum, das Modell so zu schminken, dass eine echt wirkende Einheit aus Kopfputz und der Gesichtshaut des Modells entsteht. Übergänge dürfen nicht sichtbar sein, die Maske muss aussehen, als würde ein leibhaftiger Außerirdischer vor einem stehen. Und so entstehen mitten in der Düsseldorfer Messehalle tatsächlich bunte Wesen wie aus fremden Galaxien. Da ragen seltsame Tentakel aus den Köpfen, riesige Zähne stecken in weit aufgerissenen Mündern, aus denen grüner Schleim tropft.
    Annette Kleineick pinselt, klebt und spachtelt fleißig an ihrem Model. Sie ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Maskenbildnerin, und der Beruf fasziniert sie immer wieder aufs neue:
    "Es ist eben nicht nur ein Job, wo man jeden Tag dasselbe macht, mal muss man Perücken knüpfen, oder anderen Haarersatz, dann muss man frisieren, dann muss man schminken, dann hat man sowohl Werkstatt als Arbeit als auch abends Dienst, wo man dann wirklich direkt vor der Vorstellung die Schauspieler fertig macht, das ist natürlich auch etwas ganz Besonderes, dann so Special Effects, es ist ganz viel in einem Beruf vereint."
    Mangelware Ausbildungsplatz
    Die Ausbildung dauert drei Jahre. Auch wenn es keine Pflicht gibt, haben die allermeisten Maskenbildner vorher eine Friseurlehre absolviert. Die Industrie- und Handelskammer organisiert den Ausbildungsgang. Ein Ausbildungsplatz zum Maskenbildner ist allerdings nicht leicht zu finden, sagt Bernd Staatz von der Deutschen Oper am Rhein, in Düsseldorf zum Beispiel kommen auf einen Ausbildungsplatz 120 Bewerber:
    "Ich glaube, wenn man erst mal einen Fuß drin hat, ist es auch nicht mehr so schwierig. Das ist ganz klar. Also es gibt sehr, sehr viel im Modebereich, man kann überall arbeiten, Theater, Film, Fernsehen, Mode, Werbung, das ist so vielschichtig, wenn einer sagt, ich habe jetzt so viele Jahre moduliert, das ist mein Job, man kann auch in den Bereich reingehen, wo man Figuren macht, man hat so viele Möglichkeiten, man muss nur erst einmal reinkommen."
    Das Einkommen der Maskenbildner variiert stark. An den Theatern sind es rund 2.000 Euro brutto, beim Fernsehen kann es wesentlich mehr sein.
    Platz eins für ein offenes Gehirn
    Punkt halb vier ist der Wettbewerb in der Düsseldorfer Messehalle beendet. Applaus brandet auf. Die Jury inspiziert akribisch die Ergebnisse der Arbeit. Stimmen die fertigen Masken mit den Skizzen überein? Sitzen die Kunststoffnasen, Zähne und Ohren fest, oder fallen sie leicht herunter? Am besten passt alles zusammen bei Annette Kleineicks Alienfrau mit dem offenen Riesenhirn. Dafür gibt es Platz eins - und ein Blitzlichtgewitter aus Handykameras!