Freitag, 29. März 2024

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Zuschauende am EM-Standort München
"Es kann, darf und wird keine Garantien geben"

München bleibt Spielort der Fußball-Europameisterschaft - mit mindestens 14.500 Zuschauenden pro Partie. Das gab zumindest die UEFA am Freitag bekannt. Eine Zuschauer-Garantie werde es aber nicht geben, sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter im Dlf. Er erklärte auch, wann und wie entschieden wird.

Dieter Reiter im Gespräch mit Marina Schweizer | 24.04.2021
24.10.2020, Fussball 1. Bundesliga: FC Bayern - Eintracht Frankfurt. Ein Geisterspiel wegen Corona, ohne Zuschauer in der Allianz-Arena in München.
Die Münchner Arena ist bei vier EM-Spielen Spielort - geplant mit Fans im Stadion (IMAGO / Poolfoto)
München bleibt Spielort der Fußball-Europameisterschaft. Das bestätigte der Europäische Fußballverband UEFA am Freitag. Demnach sollen drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale in der Münchner Arena ausgetragen werden. Und das vor mindestens 14.500 Zuschauenden, trotz Corona-Pandemie. Die Zuschauer-Frage war der Grund, warum München als EM-Standort überhaupt in Frage stand, denn die UEFA wünscht sich eine EM mit möglichst vielen Fans.
"Es gab bis zum heutigen Tage keine Garantien der Stadt und auch keine Garantien des Freistaats Bayern", stellte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter im Dlf klar. "Was es gibt, ist eine Pressemitteilung der UEFA und des DFB, die eine sehr optimistische Sicht der Dinge haben, nämlich dass sie 14.500 Zuschauer für realistisch halten. Das kann man so sehen. Das kann man als DFB so sehen. Ich habe dazu immer gesagt und dazu stehe ich auch heute noch: Es kann, darf und wird keine Garantien geben. Das habe ich auch der UEFA so signalisiert."
Die Entscheidung für München sei für Fußballfans in München jetzt erst einmal erfreulich, sagte Reiter. "Aber noch einmal ganz klar: Zu keiner Zeit gab es und gibt es von der Stadt München eine Garantie für Zuschauer. Das wird dann ein paar Wochen vorher entschieden, wenn wir wissen, wie sich die Inzidenz entwickelt."

"Verfrüht, jetzt so zu agieren"

Reiter sei selbst großer Fußballfan und würde sich über Fans im Stadion freuen. In der Abwägung stehe aber die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger an erste Stelle. "Und ich gehe mal davon aus, die UEFA wird so einen Standort wie München nicht wegdiskutieren. Und natürlich haben wir große Hoffnungen. Und wir haben auch Konzepte, die darauf vorbereitet sind. Allerdings funktionieren die nur, wenn es gelingt, die Inzidenz insgesamt niedrig zu halten. Ich habe Aleksander Ceferin (UEFA-Präsident, Anm. d. Red.) via Medien darauf aufmerksam gemacht, dass ich glaube, dass es ein bisschen verfrüht ist, jetzt so zu agieren."
Einige wenige Zuschauer im San Siro Stadion in Mailand beim Spiel gegen Mönchengladbach im Oktober 2020 mit Abstand und Mund-Nasenschutz.
„Die Anreise ist die Krux“
Der Aerosolexperte Gerhard Scheuch ist überzeugt, dass mit Blick auf die Fußball-EM Zuschauer mit Masken im Stadion keine große Corona-Infektionsquelle darstellen.
Natürlich habe die UEFA ihre Pressemitteilung aus ihrer Sicht optimistisch formuliert, sagte Reiter. "Aber wie soll ich denn den Bürgerinnen und Bürgern erklären, wenn wir jetzt garantieren, dass im Juni Zigtausende zu einem Fußballspiel gehen und gleichzeitig Schulen, Kitas, Gastronomie und Einzelhandel zu sind? Das passt nicht zusammen in der Normalität. Zum derzeitigen Zeitpunkt wäre ein Unding, in einer großen Pandemielage Garantien abzugeben. Was andere Staaten da tun, ist deren Entscheidung. Ich kann es zumindest verantwortungsbewusst nicht tun."
Eine Inzidenz, ab der Zuschauer ins Stadion zugelassen werden, wollte Reiter nicht nennen. Sie werde aber auf jeden Fall "sicher unter 100" liegen. "Das werden wir noch in aller Ruhe mit dem zuständigen bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und gegebenenfalls noch mit dem Ministerpräsidenten klären. Da werden wir ganz sicher an einem Strang ziehen und da wird uns niemand gegeneinander ausspielen können."

"Das Problem ist beim Zugang"

Sollten Zuschauer zugelassen werden, sieht Reiter auch bei den An- und Abfahrten kein erhöhtes Ansteckungsrisiko: "In München sind zur Rush Hour mehr als 14.500 Menschen in der U-Bahn. Das ist kein Maßstab. Also ich glaube, das Problem ist eher beim Zugang. Da muss man halt dann ziemlich vereinzeln, zeitlich staffeln, damit die nicht alle wirklich zu einmal kommen." Fest stehe aber, dass die Leute, die ins Stadion kommen, negativ getestet sein müssen und das auch nachweisen müssen. Getestet werde nicht erst mit Teststationen am Stadion.
Die Entscheidungsgewalt, ob es letztlich Zuschauer geben wird, habe laut Reiter die Stadt München. "Selbst wenn der Freistaat es quasi erlauben würde, kann ich immer noch die Veranstaltung als Stadt München, als Ordnungsbehörde im Zusammenwirken mit meinem Gesundheitsamt untersagen."
Die Entscheidung werde jedoch erst im Juni fallen. "Wir müssen ja relativ nah am Infektionsgeschehen bleiben. Sonst hätte ich das ja auch schon anders zum Besten geben können und wir hätten nicht das Durcheinander mit der vermeintlichen Garantie, die keine war."