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Wetterextreme
Klimaforscher: Die Dürre wird vor allem Südeuropa verändern

Mit der Erhöhung der mittleren Temperaturen seien auch die Hitzewellen in Deutschland stärker geworden, sagte der Klimaforscher Andreas Marx im Dlf. Eine Häufung an schlimmen Dürren sei hier aber nicht zu sehen. Davon werde vor allem Südeuropa betroffen sein.

Andreas Marx im Gespräch mit Britta Fecke | 05.08.2018
    Klimawandel: Deutschland wird mehr Hitzetage bekommen; das Bild zeigt einen Mann von hinten, der ein Handtuch auf seine verschwitzte Glatze drückt...
    Klimawandel: Die Hitze hat in Deutschland zugenommen ( Sebastian Kahnert/dpa)
    Starkniederschläge, Trockenheit, Dürre - solche Extremereignisse hätte man durch den Klimawandel und die Erhöhung der mittleren Temperatur in der Vergangenheit bereits beobachtet. "Und da es diesen Zusammenhang gibt, werden wir uns in Zukunft darauf einstellen müssen, dass sowohl die Starkniederschläge als auch die Perioden die trocken sind, häufiger auftreten", sagte der Klimaforscher Andreas Marx im Deutschlandfunk.
    Mit der Erhöhung der Temperatur in Deutschland habe sich auch keine dramatische Veränderung des Jahresniederschlags beobachten lassen. "Das Wasser bleibt in Deutschland ungefähr so, wie es in der Vergangenheit schon war", sagte der Klimaforscher Andreas Marx im Deutschlandfunk. Schaue man sich die Klimasimulation bis zum Jahr 2100 an, sehe es nicht danach aus, als würde sich der mittlere Jahresniederschlag dramatisch verändern. Problematisch sei eher, dass sich die Verteilung des Niederschlags innerhalb des Jahres verändere - "dass es in den Sommermonaten, in denen man das Wasser eigentlich bräuchte, ein bisschen weniger Niederschlag gibt und im Winter ein bisschen mehr Jahresniederschlag".
    Lehren aus den vergangenen Hitzewellen gezogen
    Marx erinnerte an die großen Ereignisse in den Jahren 1956, 1976 und 2003. 1959 seien Trinkwassertalsperren westlich des Harzes leer gewesen und es sei zu einer Einschränkung der Trinkwasserversorgung bis nach Bremen gekommen. Auch 1976 sei ein sehr heißes und trockenes Jahr gewesen. Am besten in Erinnerung dürfte den meisten noch das Jahr 2003 sein: Deutschland und ganz Europa hätten damals das Hitzephänomen erleben müssen. Durch die Hitze habe es geschätzt, 70.000 vorzeitige Todesfälle geben.
    Viele Ärzte seien damals im Urlaub gewesen und die Krankenhäuser dadurch unterbesetzt gewesen. Auf solch eine Situation sei man nicht eingestellt gewesen. Allerdings passiere nach solch einem Extremereignis in der Regel in den Verwaltungen sehr viel.
    "Das hat man auch 2003 gesehen, dass man sich überlegt hat: Wie viel Personal muss ich eigentlich mindestens in den Krankenhäusern aber auch bei Pflegediensten haben", sagte Andreas Marx. Als zweiten wichtigen Punkt nannte der Klimaforscher die nationale Anpassungsstrategie an den Klimawasndel. In diesem Rahmen überlegten sich Bund und Länder, welche Sektoren besonders anfällig und betroffen seien und was man eigentlich genau tun könne, um sich den Folgen des Klimawandels zu stellen.
    Dürre und Trockenheit vor allem in Südeuropa
    Mit Blick auf die derzeitige Hitze in Deutschland und Europa sagte Marx: "Die aktuelle Dürre hat sich vor allem in Mitteuropa stark ausgeprägt. Also vor allem Deutschland, aber auch Belgien und die Niederlande sind im Moment sehr stark betroffen. England und Skandinavien erleben momentan eine außergewöhnliche Dürre, die so nicht häufig stattfindet - vor allem auch mit sehr hohen Temperaturen, die man so in Skandinavien nicht gewohnt ist."
    Der Klimaforscher erwartet aber nicht, dass sich dies in Zukunft verstärken wird. Gemachte Abschätzungen, wie sich Dürre verändert, hätten gezeigt, dass vor allem Südeuropa deutlich stärker betroffen ist. "Wir haben uns in einer Studie in diesem Jahr angeschaut, wie sich ganz Europa verändert mit unter wärmeren Temperaturen." 1,5 Grad Erwärmung hätte Europa schon fast erreicht, sagte Marx.
    Überschreite man die Zwei-Grad-Marke, dann kippe auch in Mitteleuropa das System in einem ungünstigen Zustand. Der Schwerpunkt sei aber tatsächlich im Mittelmeerraum, auf der Iberischen Halbinsel, Italien bis nach Griechenland, wo es dann teilweise eine Verdreifachung der Dürrezeiten und eine Erwärmung um drei Grad geben könnte.
    "Man mag sich gar nicht vorstellen, wie man dann in den Regionen noch weiter wirtschaften und leben will", sagte Andreas Marx mit Blick auf den Wassermangel, der dort heute schon teilweise herrscht.
    Klimaschutz lässt sich nur schwer verkaufen
    Laut Marx ist es aber schwierig, Klimaschutz politisch anzugehen. Klimaprobleme seien uns eigentlich nur in Extremereignissen wie Trockenheit, Starkniederschläge und Dürre sehr nah. Sind sie vorbei, würden wieder andere Probleme in den Vordergrund treten, so Marx. Es sei schwierig Klimaschutz zu verkaufen. Politiker hätten keine direkte Belohnung dafür. Anders sei das beim Bau einer Straße oder einer Kita. "Dann investiere ich Geld und kann in sechs bis zwölf Monaten im besten Fall noch an diese Straße stellen oder in der Kita das Band bei der Eröffnung durchschneiden", so Marx.