Donnerstag, 25. April 2024

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WhatsApp
Wie man die blauen Haken unterdrückt

Mit der Einführung der Whatsapp-Lesebestätigungen in Form blauer Häkchen hat die Netz-Gemeinde ein neues Aufreger-Thema. Online-Experte Stefan Römermann erklärt, ob der Tumult gerechtfertigt ist und wie man den umstrittenen Mechanismus austricksen kann.

Von Stefan Römermann | 07.11.2014
    Auf einem Smartphone werden nebeneinander die beiden Apps von WhatsApp und Facebook angezeigt.
    WhatsApp ist einer der meistgenutzten Messenger-Dienste. Datenschützer sind äußerst skeptisch, was die App angeht. (dpa / Michael Kappeler)
    Jule Reimer: Wahrscheinlich haben Sie sich gestern auch gefragt, warum im Display von WhatsApp plötzlich blaue Häkchen erscheinen. Diese erhöhen ungefragt den Grad der Kommunikation. Sie symbolisieren, dass die Nachricht auch wirklich gelesen wurde. Frage an unseren Online-Experten Stefan Römermann: Wie funktioniert das Ganze genau?
    Stefan Römermann: Das ist eigentlich ein ganz banales System. Es gab ja bisher schon zwei Arten von Häkchen. Einmal so ein graues Häkchen. Das hat gesagt, dass die Nachricht abgeschickt worden ist. Dann gab es zwei graue Häkchen. Die haben gesagt, dass die Nachricht auch tatsächlich auf dem Telefon vom Empfänger angekommen ist. Jetzt gibt es eben die Möglichkeit, dass diese beiden grauen Häkchen dann plötzlich blau werden. Und das heißt, dass die Nachricht auch tatsächlich vom Empfänger gelesen worden ist. So etwas ähnliches gibt es auch bei E-Mails. Da ist es allerdings freiwillig. Da kann man auch eine Lesebestätigung anfordern. Da wird dann also vom Telefon eine kurze Nachricht geschickt, dass man diese Nachricht gelesen hat. Und das kann man dann sehen.
    Ganz neu ist das nicht. Bei Facebook gibt es schon so etwas ähnliches im Facebook-Chat. Und dort gibt es das schon lange, dass man sehen kann, wann wurde eine Nachricht gelesen. Und wie gesagt: Bei E-Mails gibt es das auch schon.
    Alternativen zu WhatsApp
    Jule Reimer: Okay, aber manchmal liest man ja auch nicht. Und bei E-Mails kann man sich in der Regel auch aussuchen, ob mein eine Lese-Bestätigung verschickt oder nicht. Wie sieht es hier aus?
    Stefan Römermann: Nein, das ist hier schlicht nicht vorgesehen. Man kann diese Funktion nicht abschalten. Und das ist auch der Punkt, der ganz viel Kritik hervorruft. Es gibt offenbar einen Trick, mit dem man die Benachrichtigung umgehen kann. Der ist allerdings alles andere als komfortabel.
    Wenn die Nachricht angekommen ist, dann bekommt man ja diese kleine Benachrichtigung, dass man eine WhatsApp-Nachricht bekommen hat. Dann soll ich mein Telefon in den Flugmodus schalten. Dann sind ja alle Verbindungen ins Internet gekappt. Und dann kann er auch keine Benachrichtigung schicken, dass ich es gelesen habe. Im Flugmodus kann ich dann WhatsApp aufmachen, sollte dann anschließend die Nachricht am Besten noch löschen. Und dann unbedingt WhatsApp auch wieder ausschalten. Und dann darf ich auch wieder ins Internet gehen.
    Alles reichlich kompliziert und alles andere als komfortabel. Wenn ich das alles in der richtigen Reihenfolge gemacht hat, dann sollen angeblich keine blauen Häkchen erscheinen. Ich habe es selber nicht testen können. Ich nutze WhatsApp nicht. Deswegen muss ich sagen: Es ist ohne Gewähr, dieser Tipp.
    Jule Reimer: Okay, dann direkt die Nachfrage: Warum nutzen Sie WhatsApp nicht?
    Stefan Römermann: Ja, weil WhatsApp datenschutztechnisch ohnehin eine Katastrophe ist. Datenschützer und Verbraucherschützer warnen schon ganz lange vor diesem Programm. Und deswegen verstehe ich auch nicht diese Aufregung. Das war ja heute der Aufmacher in der Bildzeitung. In der Vergangenheit ist WhatsApp immer wieder durch gravierende Sicherheitslücken aufgefallen. Es saugt auf dem Telefon viele Daten ab, die es gar nicht braucht für seine Funktion und schickt die dann an den Zentralcomputer. Und niemand weiß so richtig, was damit passiert.
    Jule Reimer: Sagen sie uns noch alternative System? Ein Satz?
    Stefan Römermann: Das einzige was man halbwegs empfehlen kann ist Threema, das ist ein Schweizer Unternehmen. Das kann man halbwegs empfehlen.
    Jule Reimer: Vielen Dank! Stefan Römermann über die neuen blauen Häkchen bei WhatsApp