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Wider die Zerlegung der Welt

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Diese Weisheit klingt plausibel. Viele Wissenschaftler aber halten andere Wege für fruchtbarer. Sie gehen davon aus, dass sich die Mannigfaltigkeit der Natur im Prinzip auf einige wenige Bausteine und Gesetzmäßigkeiten reduzieren lässt.

Von Frank Grotelüschen | 03.10.2012
Im Laufe der Jahrhunderte hat dieser Ansatz – Reduktionismus genannt – beachtliche Erfolge gefeiert: Physikern gelang es, Atome und später Elementarteilchen als Bausteine der Materie zu identifizieren. Biologen spürten Gene und DNA-Moleküle auf – und damit den Programmcode des Lebens. Dennoch gibt es Forscher, die weder an die Existenz einer alles erklärenden Weltformel glauben noch an ein biologisches Grundgesetz des Lebens. Stattdessen sind sie sich sicher: Mit jeder neuen Stufe – etwa wenn sich Kristalle aus Atomen bilden oder Mehr- aus Einzellern entwickeln – treten grundlegend neue Naturgesetze auf den Plan.

Diese Gesetze sind "emergent", lassen sich also aus keinem fundamentalen Prinzip herleiten. Nur: Ob eine solche Emergenz tatsächlich existiert oder nicht, ist bislang nicht schlüssig bewiesen – was zu ideologischen Debatten unter den Forschern Anlass gibt.

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Wider die Zerlegung der Welt

"Weiterführende Links:"

Seiten des Deutschlandradios:

Fädchen als Grundbaustein
(Forschung aktuell vom 26.07.12)

Forscher weisen offenbar "Higgs-Boson" nach
(Aktuell vom 04.07.12)

Schöpfer der Massen
(Wissenschaft im Brennpunkt vom 08.07.12)

Probleme in der Theorie der Elementarteilchen
(Hörsaal vom 03.05.12)

Das String-Imperium schlägt zurück
(Forschung aktuell vom 25.07.07)

Kein Schöpfer, kein Nichts
(Wissenschaft im Brennpunkt vom 16.04.01)

Links ins Netz:

Robert Lauglin, Stanford University

David Gross, University of California at Santa Barbara

Ulrich Kutschera, Universität Kassel

Quantum Diaries: Reductionism vs. Emergence (Blog)

Brian Josephson, Cambridge: Which way for physics (16.03.10)

Michael Heidelberger, Tübingen: Emergenz (PDF-Datei)

P.W. Anderson, Cambridge: More is different (Science, 04.08.72)
(PDF-Datei)