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Widerstandsfähige Wirtschaft

Gleich drei wichtige Zahlen zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland hat das Statistische Bundesamt heute Vormittag veröffentlicht: zum deutschen Staatshaushalt, zu den Verbraucherpreisen sowie zum Wirtschaftswachstum 2012.

Von Michael Braun | 15.01.2013
    Deutschlands Wirtschaftsleistung ist im vorigen Jahr trotz Eurokrise gewachsen, und zwar um real 0,7 Prozent. Sprudelnde Steuereinnahmen sorgten erstmals seit fünf Jahren dafür, dass der Staat etwas mehr einnahm als ausgab. Von den in Euroland erlaubten drei Prozent Neuverschuldung war Deutschland voriges Jahr weit entfernt. Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, vermeldete heute früh:

    "Gemessen am Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen errechnet sich für den Staat 2012 eine Überschussquote von 0,1 Prozent."

    So weit die guten Nachrichten aus Wiesbaden. Die schlechte: Zum Jahresschluss ging es auch in Deutschland abwärts. Im vierten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung. Genau können es die Statistiker noch nicht sagen. Aber Norbert Räth, Leiter der Gruppe Inlandsprodukt beim Statistischen Bundesamt, ringt sich doch zu einer Zahl durch, um das Tempo der nachlassenden Wirtschaftsleistung zwischen Oktober und Dezember vorigen Jahres zu beschreiben:

    "In unseren Rechnungen ist impliziert, dass wir für das vierte Quartal preis-, saison- und kalenderbereinigt einen Rückgang nachweisen von etwa minus einem halben Prozent."

    Damit ging es schneller abwärts, als Volkswirte erwartet hatten. Die Schätzungen hatten bei minus 0,2 Prozent gelegen. Das ganze Jahr über hatte vor allem die schwache Nachfrage aus dem südeuropäischen Ausland die Aktivität der deutschen Wirtschaft gebremst. Aber übers Jahr gesehen konnte sie es ausgleichen, dass die Wirtschaftsleistung in der Eurozone um 0,4 Prozent sank und auch das Wachstum in China von den gewohnten zweistelligen Raten auf immer noch kräftige 7,7 Prozent abfiel. Vor allem waren die deutschen Unternehmen daran beteiligt, dass in Amerika die Exportchancen wieder zunahmen, in Japan auch. Und die Deutschen kauften recht fröhlich ein, sparten weniger und nutzten die höheren Löhne. Heraus kam, dass trotz der Schrumpfung im vierten Quartal die gesamtwirtschaftliche Leistung in Deutschland übers Jahr stieg, und zwar preisbereinigt um 0,7 Prozent. Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, über die Quellen des Wachstums:

    "Die deutsche Wirtschaft hat sich im Jahr 2012 insgesamt als sehr widerstandsfähig erwiesen. Dazu trugen insbesondere der weiterhin robuste Außenhandel sowie der inländische Konsum bei. Die Investitionen konnten dagegen erstmals seit der Wirtschaftskrise 2009 keinen positiven Beitrag zum BIP-Wachstum liefern, sondern gingen zum Teil deutlich zurück."

    Auch der Staat investierte weniger, nicht zuletzt deshalb, weil schon 2011 die Konjunkturprogramme ausgelaufen waren, die aus der Baisse des Jahres 2009 heraushelfen sollten. Die Staatsausgaben stiegen 2012 um 1,4 Prozent, die Einnahmen legten doppelt so stark zu, um 3,3 Prozent. Der Bund reduzierte sein Defizit deutlich, haben die Statistiker festgestellt. Gemeinden und Sozialversicherungen erwirtschafteten einen kräftigen Überschuss. Egeler berichtete, die Bruttolöhne seien voriges Jahr um 3,7 Prozent gestiegen, die Abgaben und Lohnsteuern um 4,7 Prozent.

    "In den höheren Abgaben der Arbeitnehmer spiegeln sich vor allem die positive Beschäftigungs- und Einkommensentwicklung sowie die Steuerprogression wider."

    Die Menschen haben ihr Einkommen konsumiert, die Sparquote sank – wohl wegen der niedrigen Zinsen – mit 10,3 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 2003. Die Konsumlust fand aber bei verlangsamter Geldentwertung statt. Die Inflationsrate sank von 2,3 auf 2,0 Prozent.