Ja, sie trainieren hier ihre Blicksteuerung, ihre äußeren Augenmuskeln, sie haben ein Gerät und müssen da genau einen kleinen Pfeil beobachten, wie er sich bewegt und wo er am Schluss die Spitze hinzeigt, nach oben, nach unten, nach rechts oder links, und je nachdem müssen sie auf einen Knopf drücken, damit man am Schluss entscheiden kann, ob sie den Pfeil richtig gesehen haben.
Werner Alebrand ist Lehrer an der Christopherus-Grundschule und zuständig für den Einsatz des Blicktrainers. Bevor Schüler in das Programm aufgenommen werden - zur Zeit betreut er 16 Jungen und Mädchen - durchlaufen sie eine aufwändige Diagnose. Stellt der Klassenlehrer außergewöhnliche Probleme beim Lesen und Schreiben fest, testet Werner Alebrand zunächst einmal vergleichsweise oberflächlich, ob eine Blickstörung vorliegen könnte. Ist dies der Fall, reist ein Team der Universität Freiburg an und untersucht mit optischen Hightech-Geräten, ob die Schüler tatsächlich nicht in der Lage sind, einzelne Buchstaben zu fixieren. Bestätigt sich der Befund, beginnt das Training. Bei jeder Einheit müssen die Schüler 200 Mal entscheiden, in welche Richtung ein Pfeil zeigt und entsprechende der Richtung eine Taste drücken. Der Pfeil selbst ist winzig klein.
Der muss so klein sein, wenn er größer wäre, könnten die Kinder aus dem Augenwinkel erkennen, wo der Pfeil hin zeigt, dann hätte man nicht das Ergebnis, das wir eigentlich wollen. Das Ergebnis muss sein, dass er praktisch aus dem Fokus, aus der Mitte heraus erkennt, was Sache ist.
Später gibt es dann noch das Programm "Sprung", der Pfeil springt dabei nach rechts und links in die Ecken weg, er weiß aber nicht, wo er hin springt, er muss in der Mitte warten, bis er springt, und dann kann er erst entscheiden: gehe ich nach rechts oder links, und er muss dann noch im Millisekundenbereich erkennen, ob der Pfeil nach oben, nach unten, nach rechts oder links geht.
Vier Schwierigkeitsstufen bietet der Blicktrainer, wobei das höchste Level auch manchem Erwachsenen Probleme bereiten würde. Immerhin geht es auch um die Geschwindigkeit, mit der die Augen Richtung und Sprünge der Pfeile erkennen. Trainieren können die Schüler entweder zu Hause oder in der Schule, jede Einheit dauert etwa 15 Minuten - Erfolg hat aber nur, wer konsequent täglich trainiert. Manchmal reichen wenige Wochen, manchmal dauert es mehrere Monate, manchmal ist überhaupt kein Erfolg in Sicht. Aber selbst dann gibt Werner Alebrand nicht auf.
Kinder, die beim Diktat ganz viele Fehler gemacht haben, sind auch mit dem Gerät einfach nicht weiter gekommen. Wir haben uns ganz lange überlegt, wie wir sie motivieren können, was wir methodisch ändern können, haben auch was geändert und nach einem halben Jahr haben wir am Gerät gemerkt, jetzt geht's aufwärts, jetzt fasst das Kind Tritt und es kommt von einer Geschwindigkeitsstufe auf die andere. Daneben habe ich beim Lehrer mal nachgefragt, wie sieht es denn jetzt beim Diktat aus und er konnte mir auf einmal sagen, es klappt, auf einmal sind die Fehler weg, es klappt!