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Wiener Atomgespräche
Ausgang der Verhandlungen völlig offen

Bei den Wiener Atomgesprächen steht für den Iran im Vordergrund, wie die Sanktionen aufgehoben werden können. Der Westen will vor allem, dass der Iran die ausschließlich friedliche Nutzung seines Nuklearmaterials garantiert. Zwar gab es eine vorsichtige Hoffnung auf Fortschritt, aber viel Zeit bis zum Ablauf der Frist am Montagabend bleibt nicht mehr.

Von Ralf Borchard | 22.11.2014
    US-Außenminister John Kerry telefoniert, während er die Atomverhandlungen im Palais Coburg in Wien verlässt.
    Eigentlich wollte US-Außenminister Kerry am Freitag nach Paris fliegen, doch er blieb überraschend in Wien. (afp / Vladimir Simicek)
    Zum ersten Mal seit Beginn der Wiener Schlussrunde der Atomgespräche gibt es vorsichtige Hoffnung auf Fortschritt. Eigentlich wollte US-Außenminister Kerry am späten Freitagnachmittag nach Paris abfliegen, doch Kerry blieb überraschend in Wien und traf sich am Abend erneut mit dem iranischen Außenminister Sarif. Auf dem Tisch lag offenbar eine Art neuer Kompromissvorschlag, ein Entwurf der Fünf-plus-eins-Gruppe, der fünf UN-Vetomächte plus Deutschland, für ein Abschlussabkommen. Zwar wies Sarif den Entwurf umgehend als unzureichend zurück, offenbar enttäuscht, dass darin wiederum keine schnelle Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen sein Land vorgesehen ist. Doch aus Delegationskreisen der Fünf-plus-eins-Gruppe hieß es, es sei nun an der iranischen Seite, sich zu bewegen. Der britische Außenminister Hammond äußerte hatte sich vor der Verhandlungsrunde am Abend verhalten optimistisch geäußert:
    "Ich denke, wir wollen alle ein Abkommen erreichen. Aber wir sind uns auch alle der sehr komplexen Themen bewusst, um die es hier geht."
    Aus iranischer Sicht lautet die Hauptfrage, wie schnell und umfassend die Sanktionen aufgehoben werden, die die iranische Wirtschaft seit Jahren empfindlich treffen, vor allem im Finanzsektor und bei den Ölexporten. Aus westlicher Sicht geht es vor allem darum, dass Teheran die Uran-Anreicherung dauerhaft so reduziert, dass die ausschließlich friedliche Nutzung des Nuklearmaterials garantiert ist. Die Messlatte dabei: Bei einem eventuellen künftigen Vertragsbruch soll es mindestens ein Jahr dauern, bis Iran die Kapazität zum Bau einer Atombombe erreichen würde. Der britische Außenminister Hammond:
    "Dies sind sehr schwierige, technisch komplizierte Dinge, und wir haben noch einen langen Weg vor uns."
    Steinmeier wird bei den Verhandlungen in Wien erwartet
    Viel Zeit bleibt nicht mehr bis zum Ablauf der aktuellen gültigen Verhandlungsfrist am Montagabend. Immerhin soll am heutigen Samstag, statt eine Verhandlungspause einzulegen, weiterverhandelt werden. Auch Bundesaußenminister Steinmeier wird in Wien erwartet. Die große Hoffnung der Europäer und der USA ist, dass der iranische Außenminister Sarif grünes Licht aus Teheran für weitere Zugeständnisse erhält, vom Obersten Führer Ajatollah Chamenei, der in allen wichtigen Fragen im Iran das letzte Wort hat. Unter dem Strich bleibt der Ausgang der Wiener Verhandlungen völlig offen.