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Wird Kupfer knapp?

Die Rohstoffpreise haben kräftig angezogen. Deutsche Unternehmen wollen deshalb wieder in die Rohstoffförderung einsteigen. Ganz oben auf der Liste der begehrten Industriemetalle steht Kupfer. Neue Technologien und der Einsatz erneuerbarer Energien werden den Bedarf weiter ansteigen lassen.

Von Verena Kemna | 22.09.2011
    Die Nachfrage nach Kupfer ist seit Jahren ungebrochen. Besonders der Bedarf aus Schwellenländern wie China und Indien lässt seit einigen Jahren die Preise auf dem Weltmarkt explodieren. Derzeit liegt der Preis für eine Tonne Kupfer bei bis zu 10.000 Dollar, vor nicht einmal zehn Jahren hat die Tonne Kupfer gerade einmal 1.500 Dollar gekostet. Jeder Deutsche benötigt in seinem Leben schon jetzt mehr als eine Tonne Kupfer. Neue Technologien und der Einsatz erneuerbarer Energien werden diesen Bedarf weiter ansteigen lassen, erklärt Anton Klassert, Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts. Er ist überzeugt davon, dass die Kupferressourcen trotz der immensen Nachfrage in absehbarer Zeit nicht versiegen werden.

    "Es ist nur ganz wenig in Hand der Chinesen. Heute ist Südamerika, ist gerade ein Land wie Chile mit etwa einem Drittel der weltweiten Kupferförderung eines der ganz maßgeblichen Länder. Auch in Deutschland beginnt wieder die Exploration nach Kupfer. Wir haben ja das letzte Bergwerk in Deutschland in den 90er-Jahren stillgelegt. Aber inzwischen sind seit vielen Jahren bekannte Reserven abbauwürdig, dass dort Explorations- und auch Bergwerkserrichtungsarbeiten im Gange sind."

    Es gebe ausreichend Rohstoffpotenziale heißt es auch bei der Deutschen Rohstoffagentur. So werden in der Nähe von Goslar und in der Lausitz neue Explorationen vorbereitet. Das geschätzte Potenzial der Lagerstätte liegt bei zwei Millionen Tonnen reinem Kupfermetall. Jedes Jahr könnten dort etwa 100.000 Tonnen Kupfer gefördert werden. Wegen der langjährigen Vorbereitungszeiten wird ein Abbau in der Lausitz frühestens in fünf Jahren beginnen. Anton Klassert vom Deutschen Kupferinstitut:

    "Überall unter Deutschland, überall unter Mitteleuropa, von London bis Breslau, liegen Kupferreserven in unterschiedlicher Tiefe und die besonders ergiebigen Stellen, die man kennt, werden jetzt in Angriff genommen."

    Neben der Exploration neuer Lagerstätten ist der nachhaltige Umgang mit Ressourcen ein Garant für mehr Effizienz. Bereits heute werden, nach Einschätzung von Experten, in Deutschland Recyclingquoten von bis zu 50 Prozent erreicht – für Stahl, Blei und Kupfer. Die EU schreibt Recycling als das Gebot der Stunde vor. Auch die Bundesregierung setzt im Rahmen ihrer Rohstoffstrategie auf Kreislaufwirtschaft. Eine Möglichkeit, um den jährlich um vier Prozent steigenden Bedarf an Kupfer zu decken, erklärt Anton Klassert.

    "Ich sehe weiterhin einen Bedarf an Bergbaukupfer und da sind ausreichende Reserven da, die zweite Säule ist das Recycling und die dritte Säule ist die Materialeffizienz."

    Die Recyclingquoten sind ausbaufähig, meint Ullrich Didszun vom Bundesverband für Sekundärrohstoffe. Als Vertreter der privaten Entsorgungswirtschaft kritisiert er, dass die Recyclingquote etwa für alte Elektronikgeräte noch immer viel zu niedrig sei. Er fordert höhere Sammelquoten. So schmeißt jeder Bundesbürger pro Jahr etwa drei Kilogramm wertvolle Metalle einfach weg. Etwa 40.000 Tonnen Kupfer werden jährlich durch Recyclingverfahren zurück gewonnen. Zu wenig meint Ullrich Didszun. Er fordert verbrauchernahe Sammelstrukturen sowohl bei kommunalen als auch bei privaten Entsorgern.

    "Da würde ich mir einfach diese Vielfalt wünschen und man sieht in Regionen, auch in Süddeutschland, wo eben mittelständische Entsorgungswirtschaft und kommunale Entsorgungswirtschaft zusammen arbeiten, dass wir dort die bürgernahesten und besten Konzepte haben."