Mittwoch, 24. April 2024

Archiv

Wirtschaftbeziehungen USA-Kanada
Enge Verflechtungen

Die USA sind der wichtigste Handelspartner Kanadas: Mehr als 70 Prozent der kanadischen Exporte werden beim südlichen Nachbarn abgesetzt - und von dort kommt die Hälfte aller kanadischen Importe. Beim Treffen des kanadischen Ministerpräsident Justin Trudeau mit US-Präsident Donald Trump gab es folglich viel zu besprechen.

Von Michael Braun | 13.02.2017
    US-Präsident Donald Trump begrüßt Justin Trudeau
    US-Präsident Donald Trump begrüßt Justin Trudeau (imago stock&people)
    Sie haben viel miteinander zu tun. Da müssen sie auch miteinander reden. Denn die Handelsverflechtungen zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten sind eng. Die US-Staaten sind der wichtigste Handelspartner Kanadas. Mehr als 70 Prozent der kanadischen Exporte werden beim südlichen Nachbarn abgesetzt. Von dort kommt etwa die Hälfte aller kanadischen Importe. Was sich ungleich anhört, ist es nicht wirklich. Bernd Weidensteiner, Amerikaspezialist der Commerzbank, weiß, dass Kanada – anders als Mexiko und China - kaum mehr in die Vereinigten Staaten verkauft also dort einkauft:
    "Der Überschuss im Warenhandel liegt ungefähr bei zehn oder elf Milliarden. Also, das ist relativ wenig bei einem gesamten Handelsvolumen von ungefähr 550 Milliarden. Insofern sind die da nicht so in der Schusslinie. Und es war von Anfang auch so zu erwarten, dass die einigermaßen miteinander auskommen werden.
    Rohstoffe sind Triebfeder der kanadischen Wirtschaft
    Natürlich gibt es Unterschiede zwischen dem deutlich älteren Präsidenten Donald Trump und dem beinahe jungenhaft wirkenden Premierminister Justin Trudeau. Trudeau ist 25 Jahre jünger als Trump. Der kämpft gegen Einwanderung. Trudeau sagt, Kanada öffne für Flüchtlinge seine Herzen und Häuser, wolle zeigen, dass man es immer besser machen könne und wolle in schweren Zeiten Bedrängten beistehen und das Bestmögliche erreichen.
    Auch wenn er dem Typ nach Trumps Vorgänger Barack Obama näherstand: Mit dem hatte Trudeau Streit in der Energiepolitik. Obama hatte das Pipeline-Projekt Keystone XL aus ökologischen Gründen gestoppt. Durch diese Leitung sollte Öl aus den Teersandvorkommen in der kanadischen Provinz Alberta zu Raffinerien im amerikanischen Bundesstaat Texas fließen. Doch der Rohstoffsektor, allen voran die Öl- und Gasförderung, hat einen Anteil von 8,2 Prozent an der gesamtwirtschaftlichen Leistung Kanadas.
    Trotz großer Aktivitäten in der Autozulieferindustrie, als Hersteller Medikamenten und von von Schienen- und Luftfahrzeugen bleiben Rohstoffe eine Triebfeder der kanadischen Wirtschaft. Deshalb kam es ihr zupass, als Trump dekretierte, das Pipelineprojekt neu aufzulegen.
    Aggressionen gegen Mexiko müssen Kanada nicht treffen
    Freilich braucht Kanada für all das Freihandel. Analyst Weidensteiner kann sich vorstellen, dass handelspolitische Aggression gegen Mexiko auch im Rahmen des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Kanada nicht treffen müsse:
    "Nafta ist ja letztlich ein Nachfolger eines damals kanadisch-US-Abkommens, das Ende der achtziger Jahre abgeschlossen wurde. Und Nafta war gewissermaßen eine Fortentwicklung um Mexiko. Also, wenn es für die Mexikaner ganz dumm läuft, wird sich Nafta wieder zum Alten zurückentwickeln. Dass eben vor allem bilateral zwischen Kanada und USA es ganz gut läuft. Und Herr Trump vielleicht mit Mexiko sich nicht ganz so gut versteht."
    Und dass das Handelsabkommen Nachholbedarf hat, bei den Dienstleistungen und beim Schutz geistigen Eigentums neuer Formulierungen bedarf, das sollte nicht die große Schwierigkeit sein.