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Wirtschaftsboom in Ostafrika

Heute hat das 13. Internationale Afrika-Wirtschaftsforum der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) begonnen. In Industrieländern hört man abseits von Südafrika kaum von wirtschaftsstarken Nationen des Kontinents. Doch im Osten entwickeln sich neue, dynamische Märkte.

Von Benno Müchler | 07.10.2013
    Abye Zeleke steht vor einem Blech ungebackener Brötchen. Ein prüfender Blick. Dann geht das Blech in den Ofen. Seit fünf Jahren backt Abye in Äthiopien nach deutschem Rezept.

    "Bei uns dauert die Fermentierung länger, als im Flachland und wir benutzen mehr kaltes Wasser. Das ist ein Unterschied. Es hängt auch viel von der Art des Brotes ab. Für dunkle Brote bereiten wir den Teig gewöhnlich einen Tag vorher vor. Wir fanden heraus, dass er hier etwas länger als 24 Stunden stehen muss. Je länger er steht, desto besser."

    Abye ist der Geschäftsführer der Deutschen Bäckerei Münch in Addis Abeba und gehört zu einer wachsenden Zahl von Ausländern, die vor Kurzem begonnen haben, in Ostafrika zu investieren. Vor fünf Jahren suchte ein deutscher Bäckermeister eine Herausforderung in Äthiopien und tat sich mit Abye zusammen, ein Äthiopier mit schwedischem Pass. Physikalische Probleme, wie die mit dem Teig, lösten sie schnell – ganz im Gegensatz zu den anderen Problemen, wie Bürokratie, Korruption und unqualifizierten Sacharbeitern, mit denen Abye immer noch zu tun hat

    "Ein Unternehmen in Äthiopien zu gründen, kann sehr schwierig sein. Doch wenn man das erst mal geschafft hat, ist es ein wirklich guter Ort, um Geschäfte zu machen."

    Ostafrika ist Afrikas dynamischste Region. Seit Jahren liegen die Wachstumszahlen zwischen fünf und sechs Prozent. Und das, obwohl die vielen Bodenschätze der Region bislang kaum angetastet wurden. 19 Länder umfasst die Region. Von Eritrea im Norden bis Mosambik im Süden. Wolfgang Fengler, Chefökonom der Weltbank für Ruanda, Kenia und Eritrea, sieht gute Chancen, dass Ostafrika ein neuer globaler Hauptproduktionsstandort für Firmen wird.

    "Das Zweite ist aber, dass von der globalen Perspektive China vor allen Dingen teuer werden wird und schon teurer wurde wie andere Teile Asiens auch, und dass es da eben eine gewisse Chance gäbe, dass Afrika und vor allem Ostafrika da jetzt einen Fuß in die Tür bekommt."

    Der Grund, warum das bislang nicht gelang, so Fengler, ist, dass die indirekten Kosten noch zu hoch sind, etwa durch Stromausfälle oder Verspätungen an Häfen. Vielen potenziellen Investoren fehlt dadurch oft noch Vertrauen.

    Dass sich das jedoch langsam ändert, beweist das neue Büro der Deutschen Wirtschaft in Nairobi. Heiko Schwiderowski, Leiter des Afrika-Referats beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag, begleitete die Eröffnung im letzten Jahr:

    "Was man positiv erwähnen sollte, ist die Tatsache, dass sich gerade in Kenia und sicherlich auch in kleinen Schritten in den anderen EAC-Ländern, insbesondere Tansania, sich ein wirklich robuster Privatsektor entwickelt, bei dem man tatsächlich auf international erfahrene, lokale Unternehmen trifft, mit denen man auch Geschäfte, wie es so schön heißt, auf Augenhöhe eingehen kann."

    Der Fokus des neuen Büros liegt auf Kenia, Uganda und Tansania sowie Ruanda und Burundi. Die bilden zusammen die Ostafrikanische Gemeinschaft, kurz EAC. Die EAC-Länder arbeiten auf eine Zoll- und Währungsunion hin und sind die am weitesten entwickelten Länder Ostafrikas. Schwiderowski sieht für deutsche Firmen vor allem Chancen im Bereich der beratenden Ingenieurdienstleistungen. Ein neuer Markt sei zum Beispiel Südsudan, wo es eine große Nachfrage an medizinisch-technischem Material gebe. Das Büro berät deutsche Firmen beim Markteintritt und warnt auch vor Unwegsamkeiten und unverhofften Überraschungen. Die EAC ist beispielsweise nur auf dem Papier eine Zollunion. Heiko Schwiderowski vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag:

    "Was zunächst passieren muss, damit Unternehmen sich noch stärker für diesen Teilkontinent interessieren, ist sicherlich, dass die Vorgaben, die sich die EAC setzt, auch tatsächlich umgesetzt werden. Das bedeutet, dass tatsächlich eine Zollfreiheit, eine Bewegungsfreiheit in den fünf EAC-Ländern umgesetzt wird."