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Wirtschaftsköpfe 2014
Mary Barra - die neue Chefin von General Motors

Bei der Ernennung von Mary Barra zur Chefin von General Motors war sie zwar nur Wenigen bekannt, das Echo auf diese Personalwahl fiel aber durchweg positiv aus. Sie soll den US-Autobauer nun in eine neue Ära führen und dabei auch die deutsche Tochter Opel profitabel machen.

Von Miriam Braun | 08.01.2014
    "Es ist ein stolzer Augenblick für mich: Wir haben eine neue Chefin, ein Car-Girl, ein Auto-Mädchen. Das ist wirklich großartig."
    Die Überraschung ist gelungen: Dan Akerson, der scheidende GM-Boss, auf einer Mitarbeiter-Versammlung Anfang Dezember. Mit Mary Barra wird erstmals eine Frau einen der großen globalen Autobauer führen.
    Doch eine Quotenfrau ist die 52-Jährige ganz sicher nicht. Sie habe den Posten bekommen, weil sie die beste für die Firma sei, betont Akerson immer wieder. Und auch Dan Picciotto, Auto-Analyst bei Standard&Poor’s Rating Services in New York, ist von der neuen GM-Chefin angetan:
    "Die Entscheidung wurde mit breiter Zustimmung aufgenommen, auch in den Medien. Sie wird sehr geschätzt in der Industrie. Für uns ändert sich damit nichts an unserer Einschätzung zu GM, weder negativ noch positiv. Aber es ist gut, dass sie den Posten intern besetzen konnten, dass sie im Produktbereich solche Talente haben."
    Barra’s Karriere könnte männlicher nicht sein - wenn man in der Konnotation bleiben möchte: Als zehnjähriges Mädchen soll sie sich für den roten Chevy Camaro ihres Cousins begeistert haben. 1981 fing sie als 18-Jährige in einer der Fabriken der GM-Marke Pontiac an, wo schon ihr Vater fast sein ganzes Berufsleben verbracht hat. Eine eher rauere Umgebung, heißt es. Nebenher forscht sie am hauseigenen Institut von General Motors, der heutigen Kettering Universitität.
    Nach mehr als 30 Jahren bei GM war Barra zuletzt Leiterin der globalen Produktentwicklung, eine Stelle mit rund 15 Milliarden Dollar Budget. Ab Mitte Januar übernimmt Mary Barra nun also die Führung des weltweit zweigrößten Autoherstellers.
    "Ich will mich bedanken bei Dan und dem Aufsichtsrat, dass man mir diese großartige Firma anvertraut. Ich glaube wirklich, dass wir der beste Autobauer der Welt sind. Und das wegen all der tollen GM-Mitarbeiter rund um den Globus. Ich fühle mich geehrt, diese Rolle zu übernehmen."
    Profitabilität in Europa hat höchste Priorität
    „Across the globe“ – rund um den Globus – das beinhaltet auch die unprofitablen Geschäfte in Europa. Barra’s wichtigste Aufgabe: die Wende zurück zum Gewinn bei Opel. GM hatte sich zuletzt klar zur Tochter in Deutschland bekannt und für die nächsten Jahre Investitionen in Höhe von vier Milliarden Euro zugesagt. Barra sitzt seit geraumer Zeit im Aufsichtsrat der Adam Opel AG. Die Strategie in Europa sei jedoch unabhängig von der neuen Personalie in der Chefetage, meint Standard & Poor’s Analyst Dan Picciotto:
    "Egal, wer Chef ist: Die Profitabilität in Europa hat höchste Priorität bei General Motors. Es handelt sich um den schwierigsten Markt mit enormen Überkapazitäten und zu hohen Produktionskosten. Das muss man im Blick behalten."
    Bis Ende 2015 soll die Opel-Schwester Chevrolet vom europäischen Markt weitgehend verschwinden. Damit scheint eine Trennung von Opel bei General Motors momentan vom Tisch:
    "Ist alles möglich? Ich meine, klar, wenn die Trendwende nicht funktioniert, Opel nicht profitabel wird, die Strategie nicht einschlägt. Ich denke, jeder versteht, dass sich eine Firma Optionen offen hält. Aber wir als Firmenbeobachter sehen keinen Rückzug von GM aus Europa kommen."
    Der Führungswechsel bei General Motors kommt zu einem strategisch günstigen Zeitpunkt. GM hat sich nach den Krisenjahren erholt. Der Konzern schreibt solide schwarze Zahlen. Die Hilfen der US Regierung sind zurückgezahlt.
    So lautet Mary Barra’s Anweisung für die Zukunft an die Mitarbeiter schlicht: "No more crappy cars." Zu deutsch: "Nur keine schrottigen Autos mehr.“