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Wirtschaftswachstum
Keine schnelle Erholung in der Eurozone

Die Wirtschaft in Europa und der Eurozone schwächelt weiter. Die EU-Kommission hat ihre Herbstprognose vorgestellt. Selbst Deutschland, das lange ein Wirtschaftsmotor der Gemeinschaft war, ist von einer Rezession bedroht. Sorgenkinder sind außerdem Frankreich und Italien.

04.11.2014
    Statt eines Wachstums von 1,2 Prozent erwarten die Experten der EU-Kommission in diesem Jahr nur noch einen 0,8-prozentigen Anstieg der Wirtschaftsleistung im Euroraum. In den kommenden beiden Jahren soll es dann aber wieder etwas bergauf gehen mit 1,1 Prozent Wachstum in 2015 und 1,7 Prozent im Jahr 2016. Dabei setzen die Fachleute allerdings voraus, dass die Nachfrage an Produkten aus dem Euroraum sowohl im Binnenmarkt als auch im Ausland wieder zunimmt.
    Knapp an einer Rezession vorbei
    Deutschland wird laut Herbstgutachten knapp an einer Rezession vorbeischrammen - der einstige Wachstumsmotor der EU wird aber auch im dritten Quartal wohl nicht zulegen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht jedoch die deutsche Wirtschaft ungeachtet der schwachen Weltkonjunktur weiter auf Wachstumskurs. "Der private Konsum bleibt bislang eine verlässliche Wachstumsstütze", sagte Merkel am Dienstag beim Arbeitgebertag in Berlin. Die Kaufkraft steige, da die Löhne zulegten und die Inflation sinke. "Das ist erst einmal ein guter Ausgangsbefund." Ziel der Bundesregierung sei es, für mehr Investitionen zu sorgen.
    Düster sieht es in Frankreich und Italien aus. Italien befindet sich im dritten Rezessionsjahr und die Wirtschaft wird frühestens erst 2015 wieder in Fahrt kommen. Paris wird seine Neuverschuldung den Schätzungen nach nicht vor 2017 unter die von der EU erlaubte Grenze drücken können. Auch Spanien wird die Grenze noch bis 2016 reißen.
    Die negativen Aussichten führt die EU-Kommission auf die angespannte globale Lage zurück, wie etwa die Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten. Problematisch sei zudem, dass die Schuldenstände und die Zahl der Arbeitslosen in den Mitgliedsstaaten nur langsam zurückgingen. Zu schaffen macht der Wirtschaft auch die niedrige Inflation, wodurch Unternehmen dazu neigen, nur zögerlich zu investieren und Verbraucher weniger konsumieren, weil sie auf noch niedrigere Preise hoffen. Beides hemmt das Wirtschaftswachstum. Die Inflation soll aber in den nächsten Jahren wieder steigen, so die Fachleute.
    Investitionen sollen wirtschaftliche Erholung bringen
    Um die Wirtschaft in der EU und der Eurozone zu fördern, plant die Kommission ein Investitionsprogramm von rund 300 Milliarden Euro. Bis Ende des Jahres will sie genauer erläutern, wie und wo das Geld eingesetzt werden soll. "Die Europäische Kommission ist entschlossen, alle zur Verfügung stehenden Instrumente und Ressourcen zu nutzen, um in Europa für mehr Arbeitsplätze und Wachstum zu sorgen. Investitionsförderung ist die Grundvoraussetzung für wirtschaftliche Erholung", erklärte der Vizepräsident der Kommission, Jyrki Katainen.
    (pr/tzi/stfr)