Donnerstag, 28. März 2024

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Wissenschaftler in der Sowjetunion
Jagd auf die klügsten Köpfe

Nach Kriegsende entbrannte zwischen der USA und Sowjetunion ein Wettkampf um deutsche Wissenschaftler. Besonders begehrt waren Atomforscher, Radartechniker und Chemiker. Rund 3000 davon rekrutierte die UdSSR für die Weiterentwicklung ihrer Technologien. Unter anderem schufen sie die Grundlagen für die erste sowjetische Atombombe.

Von Agnes Steinbauer | 21.10.2016
    Blick auf einen Linienbus im zerstörten Berlin der Nachkriegszeit (undatiertes Archivbild von 1945).
    Deutschen Wissenschaftlern boten USA und UdSSR Bedingungen an, die sie im zerstörten Deutschland nicht mehr hatten (picture alliance / dpa )
    Im Februar 1945 legten die Alliierten für die Überreste des Dritten Reiches drei Arten von Reparationen fest: Entnahme von Maschinen, Instrumenten und Patenten, Lieferungen aus der laufenden Produktion und Nutzung der Arbeitskraft deutscher Spezialisten. So begann nach Kriegsende zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion ein Wettlauf um die besten Köpfe. Schon bis Juni 1945 ließ Stalin die ersten 100 Wissenschaftler und Techniker in der SBZ aufspüren und umsiedeln.
    Allerdings entzogen sich viele Fachleute diesem Zugriff, indem sie in die Westzonen auswichen und sich lieber von den USA anwerben ließen. Deshalb starteten die Sowjets am 22. Oktober 1946 eine konzertierte Aktion. Im Ergebnis arbeiteten zwischen 1945 und 1955 rund 1000 deutsche Wissenschaftler in den USA – und 3000 in der Sowjetunion. Nicht alle waren unfreiwillig gekommen. Ihre Expertise war gefragt, man bot ihnen und ihren Familien Bedingungen, die sie im zerstörten Deutschland nicht hatten.