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Wissenschaftliche Reaktion auf politischen Druck
China und die Gravitationswellen

Kreisen extrem kompakte Sterne umeinander oder verschmelzen irgendwo im Kosmos supermassive Schwarze Löcher, so senden sie Gravitationswellen aus – minimale Erschütterungen von Raum und Zeit.

Von Dirk Lorenzen | 28.10.2018
    LISA soll im All Gravitationswellen beobachten
    LISA soll im All Gravitationswellen beobachten (AEI)
    Mit den Detektoren auf der Erde lassen sich aber nur Gravitationswellen nachweisen, die vom sekundenschnellen Verschmelzen kleiner Schwarzer Löcher stammen. Dauern die Prozesse zu lange, so sind die Gravitationswellen zu schwach, um sie mit Messgeräten auf der Erde zu erfassen.
    Die Europäische Weltraumagentur ESA plant für Mitte der 2030er Jahre den Start von LISA. Drei Satelliten sollen im All ein Dreieck mit einer Seitenlänge von gut zwei Millionen Kilometern aufspannen. Damit lässt sich dann unter anderem das Verschmelzen ganzer Galaxien verfolgen. Inzwischen hat die NASA bekundet, sich nach ihrem zwischenzeitlichen Ausstieg doch bei LISA beteiligen zu wollen. Das hat Folgen: Denn offenbar auf Betreiben der Amerikaner kommt es nun nicht zu einer Zusammenarbeit Europas mit China.
    Zwei Schwarze Löcher kurz vor dem Verschmelzen (Simulation)
    Bisher beobachten die Astronomen vor allem Gravitationswellen von verschmelzenden Schwarzen Löchern (SXS/LIGO)
    Doch die Chinesen machen aus der Not eine Tugend: Das Nationale Weltraumzentrum hat angekündigt, 2033 eine eigene Mission mit drei Satelliten starten zu wollen.
    Schon in gut sechs Jahren soll eine Pfadfindermission die Messtechnik im All testen. So etwas hatte es auch bei LISA gegeben. Die Gravitationswellenforscher weltweit arbeiten trotz dieses "Wettrennens" gut zusammen. Denn sie möchten einfach den Kosmos erkunden – und da ist es egal, ob die Messungen von europäisch-amerikanischen oder chinesischen Satelliten stammen.