Dienstag, 16. April 2024

Archiv

WLAN
Netzbetreiber Kabel Deutschland macht Kunden zu Hotspot-Anbietern

Der Netzanbieter Kabel Deutschland will mit Hilfe seiner Kunden sein Hotspot- Netz vergrößern. Kabel Deutschland baut die WLAN-Anschlüsse in den Wohnungen der Kunden zu öffentlichen Hotspots aus. Die Vorstellung, dass plötzlich wildfremde Menschen über den Anschluss im Wohnzimmer mitsurfen können, empfinden manche Kunden seltsam.

Von Lisa Weiß | 21.11.2013
    Homespots - eigentlich eine schlaue Idee: Schließlich steht in fast jeder Wohnung mittlerweile ein WLAN-fähiger Router. Und den anderen Kunden zur Verfügung zu stellen, wenn man selbst dafür unterwegs kostenlos ins WLAN kommt – das klingt doch nach einem guten Tausch. Nur: Wenn plötzlich fremde Menschen mitsurfen – wie sicher sind da unsere Daten? Florian Glatzner von der Bundesverbraucherzentrale beruhigt:
    "So wie wir die Information vorliegen haben, macht Kabel Deutschland sozusagen einen eigenen Hotspot, einen eigenen Wlan- Bereich über meinem Router auf, der komplett von meinem Netz getrennt ist und wo deswegen auch kein Zugriff auf meine personenbezogenen Daten über dieses zweite Netz geschehen kann."
    Dass die beiden Netze getrennt sind und sich jeder Nutzer einloggen muss, bedeutet auch: Selbst, wenn ein Community-Mitglied über einen Homespot illegal Filme runterlädt, muss der Besitzer dieses WLANs nicht haften. Kabel Deutschland will für den Homespot außerdem zusätzliche Bandbreite zur Verfügung stellen. Damit das eigene Internet nicht langsamer wird, selbst wenn viele Menschen über den eigenen Router mitsurfen.
    Was aber unangenehm auffällt: Kabel Deutschland überfällt seine Kunden mit dem neuen Homespot-System. Jeder, der angeschrieben wird, muss aktiv widersprechen – sonst wird er automatisch Teil der Homespot-Community, das zweite WLAN-Netz wird installiert. Und so ein Brief wird schnell mal übersehen, viele Kunden werden gar nicht richtig wissen, wie sie die Ankündigung einschätzen sollen. Datenschützer Florian Glatzner reagiert aber überraschend gelassen:
    "Also meistens sehen wir es eher problematisch wenn Nutzer nur die Möglichkeit haben, solchen Diensten oder Datenverarbeitungen zu widersprechen. Hier in dem konkreten Fall ist es jedoch so, dass wir in dem konkreten Fall keine Gefährdung für den einzelnen Nutzer sehen."
    Denn die Kunden können jederzeit ihren Router über die Kabel-Deutschland-Website kurzfristig als Homespot abmelden. Ohne die Widerspruchslösung würde das Homespot-Netzwerk wahrscheinlich nicht wachsen, meint Glatzner. Allerdings: Nur Kabel Deutschland- Kunden mit WLAN-Routern von bestimmten Firmen können Mitglied bei der Homespot-Community werden. Außerdem: Wer schon mal versucht hat, das WLAN vom Nachbarn mit zu nutzen, kennt es - der Empfang wird schnell schlecht, wenn der Router nicht nebendran steht. Das könnte auch ein Problem für die Homespot-Community werden, meint Leopold Holzapfel aus dem Testcenter des Fachmagazins Chip:
    "Gerade in größeren Häusern, wo der Router relativ zentral steht, wird man wahrscheinlich gerade noch, wenn man Glück hat, vor der Haustür noch ein wenig Empfang haben."
    Also: Nutzen fraglich, aber wenigstens ist das WLAN kostenlos. Nur: Bleibt das auch so? Kabel Deutschland möchte sich dazu nur schriftlich äußern - mit der Begründung, dass die Homespot-Thematik technisch recht komplex sei. Und antwortet dann sehr vage:
    "Für die Mitglieder der Homespot-Community ist die Nutzung des Kabel Deutschland Homespot-Service mit keinerlei Zusatzkosten verbunden. Nicht Homespot-Community Mitglieder haben keinen Zugriff auf den Homespot-Service. Außerdem können die Homespot-Community Mitglieder als Kunden von Kabel Deutschland aktuell an allen Kabel-Deutschland-Hotspots ohne Zusatzkosten und unbegrenzt surfen."
    Das klingt erst mal gut, bedeutet aber nicht unbedingt, dass der Service in Zukunft kostenlos bleibt. Aber im Fall der Fälle kann man sich ja abmelden und zu anderen Anbietern wechseln. Zur Telekom zum Beispiel, die zusammen mit dem Unternehmen Fon eine ganz ähnliche Community gegründet hat. Unter dem Namen WLAN TO GO.