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WM 2018 in Russland
Blatter trifft Putin

Trotz seiner Sperre durch die FIFA ist der ehemalige Verbandspräsident Joseph Blatter zur WM nach Russland gereist - auf Einladung von Kreml-Chef Wladimir Putin. Blatter ist nicht nur zum Fußball-Schauen gekommen, er hat sich auch mit Putin getroffen, berichtet Dlf-Reporter Matthias Friebe.

Matthias Friebe im Gespräch mit Astrid Rawohl | 21.06.2018
    Ex-FIFA-Präsident Blatter kommt in Moskau an. Auf Einladung von Präsident Putin will er sich die WM-Partie Portugal gegen Marokko ansehen
    Ex-FIFA-Präsident Blatter kommt in Moskau an. Auf Einladung von Präsident Putin hat er sich die WM-Partie Portugal gegen Marokko angesehen. (dpa / Dmitry Serebryakov)
    Rawohl: Was gab es denn zwischen den beiden zu bereden, Herr Friebe?
    Friebe: Sepp Blatter hat nach diesem Treffen in einem kurzen Interview mit der Deutschen Presse Agentur gesagt, es sei ein kurzer Smalltalk gewesen: ein paar Drinks, eine kleine Runde. Damit wollte er wahrscheinlich auch sagen, dass es ein kleines, intimes Treffen war und er immer noch auf Augenhöhe mit den ganz Großen unterwegs ist. Das konnte man auch gestern bemerken, als er angekommen ist - in dem relativ noblen Hotel in der Innenstadt. Da war er umlagert von Kamerateams, hat noch Selfies gemacht mit südamerikanischen Fans und hat so etwas gesagt wie: "Es fühlt sich fast so an, als wäre es meine Weltmeisterschaft".
    Er ist ja jetzt nur noch als Privatmann hier. Als Präsident ist er von seinem Amt enthoben und kann jetzt als Privatmann auf Einladung von Wladimir Putin noch die WM besuchen - in dieser Rolle ist er unterwegs. Aber für ihn ist es sehr wichtig, dass er Wladimir Putin treffen konnte - noch dazu im Kreml. Im Internet gibt es ein Video, auf dem zu sehen ist, wie er von Witali Mutko abgeholt wird, dem früheren Sportminister und jetztigen Vize-Premier. Ich gehe davon aus, Mutko hat Baltter abgeholt zum Treffen mit Wladimir Putin und dann gab es eben dieses Treffen im kleinen Kreis im Kreml, was Sepp Blatter sicherlich sehr wichtig ist.
    Mutko war auch dabei
    Rawohl: Witali Mutko, das ist sicherlich auch pikant. Mutko gilt als Mitverantwortlicher des russischen Staatsdopings. Ist deswegen ja schon vom Internationalen Olympischen Komitee gesperrt. Die FIFA allerdings hält sich weiter bedeckt, was seine Person angeht. Dabei gäbe es dort doch sicherlich auch einiges zu untersuchen, denn auch gegen russische Fußball-Nationalspieler gab es ja Dopingvorwürfe?
    Friebe: Ganz genau, da hat es ja Ende 2017 zumindest eine Entwicklung gegeben: Witali Mutko war ja nicht nur Sportminister und dann Vize-Premier, sondern auch Präsident des russischen Fußballverbands sowie Präsident des Organisationskomitees für die Weltmeisterschaft. Von seinen FIFA-Ämtern im Council, also der FIFA-Regierung, war er vorher schon zurückgetreten. Und Ende 2017 ist er dann auch von seinen Fußballämtern in Russland zumindest vorübergehend zurückgetreten.
    Es ist ja auch nach FIFA-Regeln so, dass es eine Verquickung von Politik und Sport eigentlich nicht geben darf. Trotzdem hält sich die FIFA erstaunlich bedeckt - beim IOC ist Witali Mutko lebenslang gesperrt. Ich kann mir vorstellen, dass es vor dem Hintergrund der weiteren Doping-Enthüllungen auch in Sachen russischer Fußball-Nationalmannschaft jetzt vor allem darum geht, Schlagzeilen von dieser WM fernzuhalten. Denn was wäre schlimmer für die WM und für den Gastgeber Russland, als wenn die eigene Nationalmannschaft, die gerade so erfolgreich spielt, jetzt in so dubiose Schlagzeilen geraten würde? Das will man mit Sicherheit verhindern.