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WM-Affäre
Finanzbehörde wirft DFB Steuerhinterziehung vor

Die Affäre um die Vergabe der WM 2006 zieht offenbar finanzielle Konsequenzen für den DFB nach sich. Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung geht das Finanzamt Frankfurt I von einem schweren Fall von Steuerhinterziehung aus. Steuernachforderungen in Millionenhöhe könnten die Folge sein.

Von Denise Friese | 09.03.2017
    Der Vizepräsident des Organisationskomitees für die FIFA-WM 2006, Wolfgang Niersbach, DFB-Präsident Theo Zwanziger, der Präsident des Organisationskomitees für die FIFA-WM 2006, Franz Beckenbauer und DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt
    Im Visier der Frankfurter Finanzbehörde: Das DFB-Team rund um die WM 2006. (picture alliance / dpa)
    Es geht um 6,7 Millionen Euro, die der WM-Organisationschef Franz Beckenbauer vom damaligen Adidas-Vorstand Robert Louis-Dreyfus erhalten haben soll - nach Einschätzung der Finanzbehörde als privates Darlehen. Mit "Luftbuchungen" und "Scheingeschäften" habe der DFB die Rückzahlung verschleiert, so die Steuerfahndung Frankfurt.
    Steuernachforderungen von bis zu 25 Millionen Euro
    Der DFB weist die Vorwürfe zurück und sieht die 6,7 Millionen Euro als betrieblich veranlasst und somit steuerlich absetzbar. Das Geld sei eingesetzt worden, um einen Zuschuss des Weltverbandes FIFA für die WM in Deutschland zu bekommen. Der Verband muss aber Insidern zufolge mit Steuernachforderungen rechnen, die sich nach Informationen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung auf bis zu 25 Millionen Euro summieren können.
    Weitere Ermittlungen
    Der Steueranwalt des DFB sagt, dass er dem Verband empfehlen würde, rechtlich gegen einen Bescheid über eine Steuernachforderung vorzugehen. Außerdem ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen möglicher Steuerhinterziehung gegen die früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger sowie gegen den Ex-Generalsekretär Horst Schmidt. Sie sollen den Fiskus damals um 2,7 Millionen Euro geschädigt haben. Kenner des Verfahrens erwarten eine Anklage. Niersbach, Zwanziger und Schmidt weisen die Vorwürfe vehement zurück.