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Wochenzeitung "The Village Voice"
Das Ende einer Ära

Die Wochenzeitung "Village Voice", über Jahrzehnte die alternative Stimme New Yorks, stoppt ihre Printausgabe. Auch wenn sie online noch erscheint, ist die Entscheidung der Blattmacher eine tiefe Zäsur.

Von Udo Schmidt | 24.08.2017
    Ein Smartphone, auf dem das E-Paper einer Tageszeitung aufgerufen ist, liegt auf einem Stapel gedruckter Tageszeitungen.
    Die Macher von "The Village Voice" haben sich gegen eine gedruckte Ausgabe entschieden, machen aber online weiter. (imago/alimdi)
    Keine "Village Voice" mehr auf Papier - es lohnt sich nicht, sagt Herausgeber Peter Barbey. Das ist das Ende einer Ära, meint die Sprecherin des Fernsehsenders ABC.
    Die "Village Voice" aus New York ab jetzt nur noch online, für die legendäre alternative Wochenzeituing, entstanden in Greenwich, ist es ein harter Schlag. Für die Leser auch:
    "Ich habe die 'Voice' viel gelesen. Die vielen guten Artikel und Kolumnen. Es ist enttäuschend, dass jetzt wirklich ein Wahrzeichen New Yorks verschwindet", trauert Leser Richard Lovin.
    Anzeigen sind weggebrochen
    63 Jahre lang bildeten sich jeden Mittwoch Schlangen vor den Zeitungsboxen, in denen "The Village Voice" zum Kauf und später zum Mitnehmen lag. The Voice war die Stimme des linksliberalen New York. Pulitzer-Preisträger schrieben im Blatt, die Kulturkitiken waren legendär, und durch die Kleinanzeigen fanden Zehntausende New Yorker ihre Möbel - oder auch einen neuen Job.
    Tim Robins hat bis 2011 für "The Village" gearbeitet. "So viele New Yorker haben durch die 'Village Voice' Jobs gefunden oder Dates vereinbart. Sie haben wirklich auf das nächste Erscheinen gewartet."
    Aber die Schlangen wurden zuletzt kürzer, die Anzeigen brachen weg, die Stimme des Village kam bereits vor Jahren ins Stocken.
    Ein wichtiges Blatt für New York
    1955 war "The Village Voice" in Greenwich gegründet worden - von Norman Mailer, Dan Wolf, John Wilcock und Ed Fancher, in einem kleinen Appartement im Vilage. In der Zeit des Kommunistenhasses McCarthy war sie die Stimme des anderen Amerikas.
    "Die Zeitung, das gedruckte Exemplar hatte eine solche Bedeutung, eine Präsenz in der Stadt", sagt Ex-Redakteur Tim Robins. Seit 1996 gab es die Village Voice bereits kostenlos, dank der Kleinanzeigen machte sie weiterhin ordentlich Gewinn, wurde aber mehr und mehr zum Anzeigenblatt.
    Online statt Print
    Die publizistische Bedeutung nahm langsam aber stetig ab. Und dann brachen die Anzeigen ein und wanderten ins Internet. Ein paar der Edelfedern von früher sind allerdings noch dabei.
    Der Kolumnist Michael Musto etwa: "Sie bleibt lebendig. Es erscheinen schließlich viele Publikationen nur online. Es ist nicht vorbei."
    Aber auch wenn die Online-Ausgabe der "Village Voice" noch nicht das Ende bedeutet: Eine Ära ist mit Sicherheit vorbei. Die "Village Voice" hat keine richtige Stimme mehr.