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Wohin mit Buch und Schultafel?

Kinder und Jugendliche nutzen die neuen Technologien ganz selbstverständlich. Sie hören Musik, telefonieren, chatten, spielen und surfen im Internet. Ratgeber empfehlen Eltern, die Zeit, die ihre Kinder am Computer verbringen, zu begrenzen. Denn viele können nicht abschalten.

Von Sibylle Hoffmann | 05.11.2011
    Mit dem Singen klappt’s grade nicht so richtig. Olivia ist zwei Jahre alt und merkt, dass ihr das Lied vom Vogel, der geflogen kommt, nicht richtig über die Lippen geht. Da zeigt sie auf den Schrank im Wohnzimmer und fordert, das iPad herunterzuholen, auf dem sie ein Mitmachbuch öffnen will.

    "Den iPad einmal zeigen." – "Wir machen mal den Ton aus, damit Mami das Vorlesen kann. Erzählen kann! Mami erzählt die Geschichte vom Teddybären. Guck mal, der Teddybär will gar nicht schlafen! Und das Mädchen sagt: 'Es ist Zeit schlafen zu gehen!' Und was sagt der Teddybär?" – "Nein!" – "Nein, ich will noch spielen."

    "Teddys Nacht" verbindet innovative Technologie und qualitativ hochwertige Animation und bietet so ein interaktives, unterhaltsames und höchst eindringliches Kinderbucherlebnis. Die App basiert auf dem Verkaufsschlager "Was macht mein Teddybär die ganze Nacht" von Bruno Hächler mit Illustrationen von Birte Müller.

    So wirbt die Firma für ihr neues digitales Buch. Birte Müller, die die Printversion des Buchs illustriert hat, ist überrascht, wie gut ihre traditionell mit Pinsel und Farbe gemalten Bilder auf dem Display wiedergegeben werden. Ihrer Tochter Olivia gefällt es auch. Sehr sogar! – In der Expertensprache gehört die Kleine zu den "Digital Natives", das heißt, sie wächst mit elektronischen Geräten auf – so wie ihre Eltern mit Fernseher, Kassetten und CDs groß geworden sind. Wenn Olivia auf die Badewannenkacheln im elektronischen Bilderbuch tippt, öffnet sich ein Memoryspiel, die Blumen auf der Tapete drehen sich per Tipp, sie kann auch ein Bild malen und es in Teddys Zimmer hängen. Sogar die Mäuse machen Musik - wenn Olivia das will.

    "Mit dem Bein schütteln. – Mit den Beinen schütteln. Wollen wir das machen?"

    Die Geschichte auf diesem App – also auf der Applikation für das iPad - wird auf Englisch erzählt. Der deutsche Markt für digitale, interaktive Kinderbücher ist noch nicht recht erschlossen. Auch Birte Müller legt großen Wert auf das klassische Bilderbuch. E-Books, elektronische Bücher auf dem Display zu lesen, behagt ihr eher nicht. Sie gibt ihrer Tochter jetzt die Printversion des Teddybilderbuchs in die Hand.

    "Fallen die dann herunter, die Mäuse, wenn der Wecker klingelt? – Nee.- Das ist nämlich ein richtiges Buch, ne? – Ja. – Passiert gar nichts, wenn man drückt. Was ist besser, das richtige Buch oder das iPad-Buch? – Das iPad-Buch!"

    "Ich würd’s sehr bedenklich finden, wenn wir keine richtigen Bücher im Haus hätten, sondern nur E-Books, aber die Realität ist, dass wir ungefähr 350 richtige Bücher haben und zwei E-Books. Und es ist überhaupt nicht so, dass sie keine Lust mehr hat, richtige Bücher anzugucken. Im Gegenteil: Bücher, jeden Abend! Und noch ein Buch, noch ein Buch. Das sind zwei völlig unterschiedliche Sachen."

    Schauen wir uns um! Wecker, Radio, Fernseher, CD- und DVD-Player, Telefon. Dazu kommen Haushaltsgeräte, elektronische Spielkonsolen, Computer, Navigatoren und Handys - eine Auswahl dieser "elektronischen Viecher", manchmal auch alle auf einmal und in mehrfacher Ausführung, gibt es in jedem Haushalt, auch bei der Familie von Nicole Hölzer. Sie ist Mutter einer 14-jährigen Tochter und eines 12-jährigen Sohnes.

    "Jeder hat bei uns ein Handy, und es liegen auch schon welche schon brach, beiseite, weil wir zwischendurch auch mal neue angeschafft haben, jeder hat auch einen PC, inzwischen haben wir sogar noch welche zusätzlich, weil wir uns noch Laptops angeschafft haben."

    "Ja, das Problem ist halt, dass er ein bisschen weiter weg wohnt und wenn man halt wenig Zeit hat, zum Beispiel in der Schulwoche, dann ist es meistens so, dass wir telefonieren, damit wir uns einfach näher fühlen. Also, das ist diese Jugendliebe sozusagen. Also, wir telefonieren meistens abends, wenn wir wirklich Zeit füreinander haben, wenn wir Hausaufgaben und alles fertiggemacht haben, alle Hobbys, dann treffen wir uns immer so gegen 8.00 Uhr, das ist schon so Standard, und deswegen finde ich telefonieren, das Internet einfach günstiger, einfach praktischer in dem Fall."

    "Weihnachten fand ich schon traurig. Da waren wir bei meinen Eltern, und die ganzen Enkelkinder waren da, und drei Enkelkinder haben irgendwas gekriegt zum Drauftippen und Draufgucken. Und statt dass sie gemeinsam ihre Geschenke ausprobieren, saßen drei halt mit ihren kleinen Spielzeugen auf dem Schoß, die anderen haben sich so drum rum gedrückt und immer versucht mit rauf zu gucken. Und zwischendurch gab’s Streit, wer’s haben darf – und es war total die einsame Szene! Wenn Weihnachten dann so aussieht, dass jeder für sich alleine auf so ein kleines Kästchen starrt, das find' ich dann auch nicht so schön."

    Wie oft und wie lange starrt ein erwachsener Mensch heute pro Tag auf ein Kästchen? - Bei einer Einwohnerzahl von 82 Millionen gibt es mehr als 96 Millionen Handyverträge in Deutschland. Wie wirkt es auf Babys, wenn ihre Mütter, Väter, Betreuerinnen und Betreuer beim Kinderwagenschieben täglich in kleine Geräte reden? In Schulen ist es verboten, während des Unterrichts Handys in Betrieb zu haben. Doch das Handy lockt immer: Was gibt’s Neues? Wer will was von mir? Ein internetfähiges Handy überbrückt auch Langeweile und zieht besonders viel Aufmerksamkeit an.

    "Er ist wieder bei Facebook online und guckt, was die neusten Neuigkeiten sind. - Ja, manchmal am Tag ist so was ja auch ein guter Zeitvertreib. - Das macht er jede Pause. Jede Pause! Jede Pause sitzt er an seinem Vieh, ignoriert mich und guckt, was seine Freunde schreiben – Ach, ich soll lieber mit Dir reden? - Ja! Rede mit mir! Soziale Kontakte pflegen! – Und was ist mit den fünf Stunden am Nachmittag, die ich mit Dir verbringe? – Hä? – Ja, wir treffen uns oft."

    Handys führen zu Streit. Sie lenken die Aufmerksamkeit um. Manche junge Menschen lehnen den ständigen Handygebrauch bereits ab.

    "Ich nutz mein Handy so gut wie gar nicht, denn ich mag das nicht, wenn ich in der Bahn sitze und das Telefon am Ohr hab und dann da herumtelefoniere, und das hört dann jeder mit. Oder auch wenn ich so an der Kasse stehe und telefoniere. Ich finde das gehört sich nicht. Ich bin nicht so der Handyfreund."

    Matt Richtel, Reporter der New York Times, schreibt über neue Technologien. Der Pulitzer Preisträger hat nach umfangreichen Recherchen 2010 festgestellt, was Pädagogen schon vorher begriffen haben: Ruhe tut gut.

    "Jüngere Forschung zeigt, dass unser Gehirn, wenn es sehr stimuliert wird, sehr viel Aktivität erzeugt. Aber erst, wenn wir unserem Gehirn eine Auszeit gönnen, kann diese Aktivität umgesetzt werden in Lernen."

    Internetfähige Handys sind das Nonplusultra an Stimulation: Musikhören, Telefonieren, Chatten, Posten, Twittern, Fotos, Filme, Spiele und im Web surfen mit einem einzigen, kleinen, tragbaren Gerät.

    "Ich benutz es für private Sachen, für meine Terminplanung zum Beispiel, die mach ich dann über Google und dann Kontakte mit den Freunden, über Facebook oder auch per Telefon mit dem Handy, was dann auch mit dem Facebook-Account verlinkt ist und mit dem Google-Account. Dann kann ich auch meine Termine überprüfen und auch meine Facebook-Freunde, das heißt wo sie gerade sind, was sie unternehmen, ob sie was mit mir machen wollen."

    Ümit ist 17 Jahre alt. Auch er ist ein "Digital Native". Mindestens sechs Stunden verbringt er täglich mit dem Handy, er hat – wie viele andere - eine Flatrate, die ihm preisgünstiges Telefonieren und Internetsurfen erlaubt. Das kommt auch seinen Schulaufgaben zugute:

    "Da kann man auch sehr gut im Internet recherchieren anstatt Bücher aufzuschlagen. Das ist einfach einfacher und moderner, finde ich, und ich mag es einfach nicht mehr so Bücher aufzuschlagen, wenn man es schon kompakt im Internet hat."

    Gedruckte Bücher zu lesen, findet Ümit unmodern, Schreiben mit der Hand ist ihm inzwischen auch eher lästig. "Copy and Paste" – fremde Texte vom Bildschirm kopieren und in eigene Textaufgaben einfügen – das geht schneller und wirkt doch auch gut. Der Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg, die Europa-Abgeordnete Koch-Mehrin und viele mehr haben’s vorgemacht. - Bettina Bartels ist Lehrerin an Ümits Schule. Sie unterrichtet Geschichte und Politik und soll außerdem Medienkompetenz vermitteln:

    "Schule versucht halt dann, wenn sie die jungen Menschen erreichen möchte, ihnen zu zeigen, wie man mit dem Internet Sachinformationen erarbeiten kann, und auch beurteilen kann, bewerten kann, und das ist für mich dann die Medienkompetenz, die von schulischer Seite aus geleistet werden muss. Insbesondere dann, wenn man studieren möchte und dann darauf zurückgeworfen wird, dass man sich selbstständig Informationen aneignen muss und sie auch bewerten muss. Das ist dann anscheinend nicht so das vorrangige Freizeitinteresse, aber das ist dann der Impuls, der von Schule kommt. Also dann erwarte ich schon, dass die Hausaufgaben teilweise übers Internet mitgelöst werden, aber nicht so, dass man in das Copy and Paste Verfahren einsteigt und irgendwo eine vielleicht passende Information auswählt und sie einbindet, aber sie nicht inhaltlich bewerten kann oder sie nicht verstanden hat und sie auch nicht eigenständig ist."

    Da ist Kontrolle nötig. Auch diese Funktionen bietet das Internet, und wer schummelt, wird bestraft. Bettina Bartels kennt ihre Schülerschar schon lange und kann auch an Formulierungen, Rechtschreibung und Zeichensetzung erkennen, ob eine eigenständige Leistung vorliegt.

    "Aber es geht nicht nur um Sanktionen, sondern auch darum, zu klären, was darf ich, was darf ich nicht, was muss ich wie angeben, und das muss man eben lernen. Wenn man das zuhause nicht lernt, dann ist Schule die einzige Instanz, die das vermitteln kann."

    Die Schule hat allerdings wenig Einfluss darauf, wie lange sich Kinder und Jugendliche am heimischen PC, an Spielkonsolen, oder mit dem Handy beschäftigen.


    "Ich find’s besser, wenn die Eltern nicht so viel von dem neuen Zeugs wissen. Also meine Eltern kennen sich ja selbst mit PC aus, weil sie Grafikdesigner sind, und dann wissen sie auch immer, was ich da mache am PC, also nicht so wie andere Eltern: Was machst du denn da? Was ist denn Facebook? Oder so."

    "Ich hab auch eine Konsole, natürlich, ich spiel aber natürlich keine Shooterspiele, darf ich von meinen Eltern aus gar nicht. Ich spiel' Fußball oder irgendwie so was. Ja, keine Ahnung, ich verbring vielleicht zwei, drei Stunden vor der Konsole am Tag oder so."

    "Ich spiel am PC und an der Konsole, so Strategie- oder auch so Sandboxspiele seit Neuem, da kann man so mit Elementen bauen und seine Welten bauen."

    Ratgeber empfehlen Eltern, die Zeit, die ihre Kinder am Computer verbringen, zu begrenzen. Aber wie jeder weiß, gehorchen Jugendliche nicht immer. Was dann? Anja Forstreuter ist die Mutter des 15-jährigen Louisch, der täglich zwei Stunden an der frischen Luft verbringen soll.

    "Ich bin viel unterwegs, und wenn ich dann nach Hause komme, dann sitzt er wieder vorm Computer, und wir haben dann immer Streit. Ich könnte natürlich einfach den Stecker ziehen, aber das finde ich so ein bisschen primitiv. Das ist in meinen Augen keine Lösung. Also mein Mann ist eher so, um Punkt zehn zieht er den Stecker, ohne Diskussion, mein Sohn weiß es ja, und ich geh dann hin und schrei ihn vier, fünf Mal an, bis er dann um 20 nach 10 dann endlich das ausgemacht hat."

    Es gibt Informationen für Eltern und Unterrichtseinheiten für Schulen extra zum Thema Medienkompetenz, aber sie zeigen offenbar keine besondere Wirkung. Es ist wie in der Verkehrserziehung: Kleine Kinder lernen, eine Straße nur bei Grün zu überqueren. Als Heranwachsende gehorchen sie dieser und anderen Regeln nicht immer. Sie setzen sich über Warnungen, Ge- und Verbote hinweg, wenn in den digitalen Welten etwas besonders lockt. Die inhaltliche Aufsicht über Telemedien – also auch über Facebook - führen die Landesmedienanstalten. Thomas Fuchs ist der Leiter dieser öffentlich-rechtlichen Organisation für Hamburg und Schleswig-Holstein.

    "Es fehlt aus meiner Sicht fast gar nicht an technischer Kompetenz im Umgang mit den Neuen Medien bei der jungen Generation, sondern es fehlt an einem Verständnis dafür, was ich in dem Moment tue, wo ich mich im Internet bewege. Was passiert, wenn ich eine E-Mail abschicke, etwas poste bei Facebook, Bilder von mir hineinstelle. Da gibt es einen Aufklärungsbedarf. Und – wie bei allen Erziehungsfragen – ist auch in der Frage der Medienerziehung das Entscheidende: Reden Eltern und Kinder miteinander?"

    Zwei Gesichtspunkte standen bisher im Mittelpunkt der Sorgen. Erstens: Das Geld. Der Bundesverband der Inkassounternehmen stellt in seinem Bericht für 2010 fest, dass sich junge Erwachsene häufig verschulden. Marion Kremer, die stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes:

    "Auffallend ist, dass die jungen Erwachsenen überwiegend Konsumschulden haben und da ganz besonders im Bereich der Telekommunikation sprich Handy und Internet. Dann aber auch dicht gefolgt von Versandhandel."

    Außer der Konsumlust machen auch unmoralische Internetbeziehungen den Eltern immer wieder große Sorgen. Sei es, dass persönliche Daten offen oder verschleiert erfragt und missbraucht werden, oder sei es, dass es um Mobbing oder um Intimes geht. Zudem passieren Pannen auch bei großen Firmen.
    Eine Vierzehnjährige chattet gern. Sie chattet unter ihrem eigenen Namen, gelegentlich auch mit Unbekannten - fühlt sich dabei aber sicher.

    "Man merkt auch manchmal, wenn die irgendwas Perverses fragen, dann brech’ ich immer sofort ab und so."

    Und was ist eine perverse Frage?

    "Ob ich noch Jungfrau bin und so was Intimes."

    Verschiedene Dinge auf einmal erledigen – diese Fähigkeit blüht mithilfe der modernen Kommunikationstechnologien, aber auch sie wird zu einer Sorge. Das einst gelobte Multitasking führt zu Konzentrationsschwäche, schreibt Matt Richtel.

    "Digital Natives haben Probleme, Prioritäten zu setzen. Es fällt ihnen schwer, Facebook-Updates, Anrufe oder E-Mails zu ignorieren, sie sind leichter ablenkbar."

    Das ist eine Konzentrationsschwäche wie sie bei ADS, dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, ebenfalls beschrieben wird. Nach und nach fällt dann auch das Lesen schwerer. Wozu noch in ein Schulbuch gucken?

    "Wir müssen das immer erst mal starten, deswegen ist es eigentlich auch gut, wenn es vorher gestartet wird, aber ich muss mich ja auf meinen Namen anmelden, und dann müssen wir das Programm öffnen, das für die Smartboards zuständig ist."

    Inzwischen setzen immer mehr Schulen sogenannte "Whiteboards" ein, das sind elektronische Schultafeln. Die Lehrkraft projiziert vom Laptop aus vorbereitete Aufgaben auf eine weiße Tafel an der Wand. Die Tafelbilder werden gespeichert, und die Schüler können sie abrufen und per Mail oder USB-Stick zuhause in den PC übertragen. Silvia Schick unterrichtet in der 8a der Stadtteilschule Hamburg Mitte.

    "Wir beschäftigen uns mit Aktiv und Passiv, und hier sind jetzt einige Beispiele: Der Mann führt den Hund aus, das Kind las ein Buch, die Schüler haben die Aufgabe bearbeitet, und die Mäuse werden den Käse fressen. - Ich nehme erst mal den roten Strich, also das Subjekt für die Schüler, weil die Schüler das Subjekt sind."

    Der Schüler steht an der elektronischen Schultafel wie früher an der Schwarzgrünen. Interaktiv heißt das jetzt, weil der Schüler auch Präsentationen selbst vorbereiten und via Whiteboard vortragen kann. Auf die Weise lernen die Heranwachsenden auch, Medien inhaltlich selbst zu gestalten. Manche Lehrkräfte tun sich allerdings noch schwer damit, von der Kreide Abschied zu nehmen. Frauke Räthling ist von der Hamburger Schulbehörde als Spezialistin zur Einführung der Whiteboards eingesetzt.

    "Jemand, der vielleicht nicht so gut mit dem Computer umgehen kann, der hat auch bei der Bedienung mit interaktiven Whiteboards erst mal Probleme. Der hat einfach Sorge, vor der Klasse zu stehen, und dann funktioniert was nicht. Meistens sind aber die Schüler sofort da und helfen gerne, helfen auch dem Lehrer in der Situation."

    Am Auguste Viktoria Gymnasium in Itzehoe sind Whiteboards zwar noch nicht eingeführt, sind aber schon Thema an der Schule. Manche Schülerinnen und Schüler in der Klasse von Birigt Scheiter befürchten, ihre Lateinlehrerin könnte – hätte sie ein Whiteboard - mehr in den Apparat als in die Klasse schauen.

    "Also es brauch’ ja nur ein Fehler im Programm sein, und schon ist die ganze Stunde gelaufen. Oder: Es geht ja auch ohne, so wie jetzt. Jetzt schaffen wir’s ja auch ohne Whiteboard."

    "Also, dass man Sachen an der Tafel gemeinsam entwickeln kann und dass dieses Tafelbild gespeichert werden kann, um nach zehn Minuten oder in der nächsten Stunde wieder aufgerufen zu werden, finde ich total toll."

    Offenbar ist die Lateinlehrerin für neue Technologien aufgeschlossener als ihre Schülerinnen und Schüler – die zuhause alle PC und Internetanschluss haben. Lateinübungen ziehen sich die 13- und 14-Jährigen allerdings noch nicht aus dem Internet. Denn das World Wide Web ist für sie weniger ein Lernfeld. Es ist eine Spiel- und vor allem eine Kommunikationswiese. Die schluckt Geld, viel Zeit und sehr viel Aufmerksamkeit. Die Schulen, sagt Thomas Fuchs von der Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein etwas vorwurfsvoll, vermittelten immer noch viel zu wenig Medienkompetenz. Schulen und Schulbehörden seien vor allem stolz, wenn sie neue Techniken einführen könnten:

    "Das war vor zehn Jahren die Laptopschule, und jedes Kind sollte einen Computer haben, jetzt wird gerade sehr, sehr viel Geld für Whiteboards und Ähnliches ausgegeben, was aber nach wie vor völlig fehlt, ist die Vermittlung der kognitiven, intellektuellen Kompetenzen im Umgang mit diesen Medien, nämlich: Wie nutze ich Medien intelligent und sicher."