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Wohnen in Deutschland
"Jeder dritte Mieter könnte kaufen"

"Wo sind die expandierenden Regionen im Land und wo möchten die Deutschen am liebsten wohnen?" Das sind einige der Fragen, die die Sparda-Banken durch eine bundesweite Umfrage beantwortet haben wollten. Deshalb haben sie die Institute Prognos und Allensbach beauftragt, Antworten zu finden.

Von Philip Banse | 04.06.2014
    Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften im Rohbau stehen am Mittwoch (11.07.2007) in einer Neubausiedlung in Düsseldorf-Wittlaer.
    Die Studie der Sparda-Banken belegt, dass 17 Prozent der Deutschen, die zur Miete wohnen, ein Eigenheim erwerben könnten. (picture alliance / dpa / Horst Ossinger)
    Diese repräsentative Umfrage im Auftrag der Sparda-Banken hat ergeben: Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland besitzt die Wohnung oder das Haus, in dem sie wohnt. Allerdings finden deutlich mehr Menschen, dass sich Wohnen im Eigentum eigentlich lohnt. Und fast alle dieser Menschen, die finden, dass sich ein eigenes Heim lohnt, könnten es sich auch leisten, sagt Joachim Wuermeling, Chef der Sparda-Banken.
    "17 Prozent der Deutschen, die zur Miete wohnen, könnten eigentlich Eigentum erwerben. Oder, wenn man es noch weiter runterbricht, könnte man sagen: Jeder dritte Mieter könnte kaufen."
    Kritik kommt vom Mieterbund
    Das freut die Sparda-Bank natürlich, denn das sind alles potentielle neue Kunden und das Kerngeschäft der Sparda-Bank ist die Immobilienfinanzierung. Wie kann es aber sein, dass sich ein Drittel aller Mieter eigentlich auch eine Wohnung oder ein Haus kaufen können soll? Das liegt vor allem daran, dass die Sparda-Bank davon ausgeht: 1.500 Euro verfügbares Haushaltseinkommen reichten aus, um ein Eigenheim zu erwerben. Das zeige die Statistik der Wohneigentümer. Wie konkret die Eigenheimfinanzierung für einen Haushalt mit 1.500 verfügbarem Einkommen aussehen soll, konnte Bankenchef Wuermeling nicht sagen. Das müsse man im Einzelfall prüfen. Der Sprecher des Deutschen Mieterbunds kritisiert:
    "Ich halte es für sehr gefährlich, so genannte Schwellenhaushalte jetzt ins Wohnungseigentum oder ins Hauseigentum zu treiben. Die aktuell extrem günstigen Zinsen sind natürlich verlockend, aber es gibt keinerlei Garantie, dass es diese günstigen Zinsen auch noch in zehn Jahren gibt. Und das Zweite ist: Wir haben natürlich günstige Zinsen, keine Frage. Aber wir haben auch vielerorts eine Entwicklung in Richtung Immobilienblase. Das bedeutet, die Immobilie an sich ist in den letzten Jahren immer teurer geworden. Und wer jetzt kauft, geht natürlich das Risiko ein, dass er überteuert kauft."
    Das bringt uns zum zweiten Ergebnis der Sparda-Studie. Demnach gibt es in Deutschland einige Regionen, in denen die Zukunftsaussichten gut, aber die Immobilienpreise noch vergleichsweise gering sind. Vergleichsweise gering heißt: Man bekommt ein Einfamilienhaus für das vierfache des regionalen durchschnittlichen Nettojahreseinkommens. Ist in einer Region das durchschnittliche Jahresnettoeinkommen eines Haushalts bei 50.000 Euro, müssen in diesen Regionen gut 200.000 Euro für ein Eigenheim bezahlt werden.
    In West-Deutschland sind das etwa die Kreise Dingolfing-Landau, Stade oder Fulda. In Ost-Deutschland soll demnach etwa der Ilm-Kreis günstig sein für Immobilienkäufer. Günstig sind Immobilien also vor allem auf dem Land. Unter den Großstädten ist Bremen noch günstig, wo im Schnitt gut vier durchschnittliche Nettojahresgehälter anfallen, am teuersten ist München, wo man für ein Einfamilienhaus über zehn durchschnittliche Münchner Nettojahresgehälter aufwenden muss. Am unteren Ende liegt Wunsiedel im Fichtelgebirge, wo man ein Einfamilienhaus bereits für zweieinhalb dortige durchschnittliche Nettojahresgehälter bekommt. Doch bei solchen vermeintlichen Schnäppchen ist Vorsicht geboten: Solch günstige Immobilien können ein Hinweis auf fallende Preise und unsichere Aussichten sein.

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