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Wohnungsmarkt
Maria und Josef unterwegs für den Mietpreisstopp

Eine Kaltmiete von 20 Euro pro Quadratmeter: In vielen deutschen Großstädten gibt es kaum noch bezahlbaren Wohnraum. In München sammeln mehrere Organisatoren jetzt Unterschriften für ein Volksbegehren für einen Mietpreisstopp. Auch Maria und Josef begaben sich dabei pressewirksam auf Herbergssuche.

Von Susanne Lettenbauer | 18.12.2019
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Maria und Josef machen Werbung für das Volksbegehren zum Mietenstopp in München (Deutschlandradio (Susanne Lettenbauer))
"Also ich stelle den Josef dar, das ist der Ehemann der Maria. Wir sind auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum. "
"Also es kann jederzeit losgehen, ja, also Termin ist in sechs Tagen."
Maria und Josef in München. Sie in einem dunklen, gepunkteten Kleid, gestreifte Schürze und Wolltuch, hochschwanger. Er mit schwarzem Wollumhang und Tischlerhut. Gemeinsam mit einer Gruppe der Initiatoren des Volksbegehrens Mietenstopp wollen sie sich auf Herbergssuche begeben. ‚Bezahlbare Wohnung für das Christkindl jetzt‘.
Junge Familien fnden keine Wohnung

"Ich kenne wahnsinnig viele Leute, die momentan in München auf Wohnungssuche sind, zum Beispiel mit Kind noch in einer kleinen Wohnung leben und längst schon was größeres haben wollen würden. Viele Leute haben Angst vor den Eigenbedarfskündigungen oder ich kenne auch viele, die nach dem Studium erstmal wieder zu den Eltern ziehen mussten."

Louisa Pehle, 34, und Riad El-Sabbagh, 30, die heilige Familie Münchens für einige Stunden, kennen das Problem selbst. Josef alias Riad muss in absehbarere Zeit raus aus seiner Wohnung, die saniert werden soll. Eine Übergangslösung wurde noch nicht angeboten.
Neben Josef steht Eckhard Salzmann, Senior, der vor 35 Jahren eine heruntergekommene Altbauwohnung eigenhändig sanierte. Jetzt will der Eigentümer nochmal sanieren:
Saftige Mieterhöhungen nach Sanierung
"Ich hatte vorher, dadurch dass wir alles selber gemacht hatten, hatten wir eine Miete von bisher 350 Euro für 52 Quadratmeter und jetzt zahlen wir, wenn es alles vorbei ist 980 Euro. Das geht knapp an die zwanzig Euro hin."
"Ich habe 570 Euro netto bezahlt, Kaltmiete und soll danach 928 Euro bezahlen für 52 Quadratmeter",
erzählt auch Michael Gehlen, der Maria und Josef auf ihrer Herbergssuche in München begleitet.
"Das waren mal 13 Euro den Quadratmeter und jetzt soll der Quadratmeter um die 21 Euro den Quadratmeter liegen und das ist weit, weit über dem Mietspiegel."
Wege aus der Immobilienblase
Seit klar wurde, dass die bundesdeutsche Mietpreisbremse nicht funktioniert, kämpfen die bayerischen Gewerkschaften um eine Begrenzung der Mieten auf andere Art. Nicht wie in Berlin, wo der Mietendeckel für viel Kritik sorgt. In München will man einen anderen Weg gehen, sagt Monika Schmid-Balzert, Geschäftsführerin des Mieterbund Landesverband Bayern und Mitglied im Bundespräsidium des deutschen Mieterbundes. Vor zwei Monaten wurde die Unterschriftensammlung für das Volksbegehren zum Mietenstopp in München gestartet. Die Initiatoren von Organisationen wie Mieterbund, Deutscher Gewerkschaftsbund und weiteren Sozialverbänden wollen Mieterhöhungen in angespannten Wohnungsmärkten Bayerns bei laufenden Mietverhältnissen sechs Jahre lang unterbinden. Bei Staffel- und Indexmietverträgen sollen die Mieten eingefroren werden. Eine Erhöhung der Miete soll nur dann erlaubt sein, wenn die erhöhte Miete nicht den Betrag von 80 Prozent der ortsüblichen Vergleichsmiete übersteigt.
Mit dem Zuspruch zum Volksbegehren zeigen sich die Initiatoren zufrieden:
"Wir haben jetzt sehr viele Kabarettisten gewinnen können und auch Schauspieler und dann aus der Politik Natascha Kohnen und Beatrix Zureck, die ist ja Bildungsreferentin in München. Der Oberbürgermeister Reiter war der Erstunterzeichner bei unserem Volksbegehren."
Prominente Unterstützung

‚Biete Kellerloch 1000 Euro für 5 Quadratmeter jetzt bei Herodes Immobilien‘, steht auf dem Schild, mit dem Maria und Josef dann losgehen, auf Herbergssuche in die Stadt.
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Maria und Josef in den Straßen Münchens auf Herbergssuche (Deutschlandradio Susanne Lettenbauer))
"Die Weihnachtsgeschichte, ich meine, Herbergssuche, das ist genau die Geschichte: Junge Schwangere und junger Handwerker suchen eine Unterkunft und finden keine, besser geht‘s nicht."
Mathias Weinzierl vom Volksbegehren Mietenstopp hat die Kampagne organisiert. Man habe zwar die Unterstützung der Bevölkerung, aber aus der Politik kommen eher negative Zeichen:
"Das Innenministerium hat schon andeuten lassen, dass sie das Volksbegehren unter Umständen nicht zulassen könnten, das heißt, wir müssen wahrscheinlich vor Gericht gehen."
Widerstand der Bayerischen Landesregierung
Bis Ende Januar müssen 25 000 Unterschriften vorliegen, damit das Volksbegehren von der Landesregierung genehmigt werden könnte.
Der überschaubare Trupp, der langsam die Straße entlanggeht, zieht die Blicke der Passanten auf sich. Einige fotogarfieren, andere überlegen, wie sie die Schwangere und den Handwerker mit Krempenhut einordnen sollen:
"An sich passend zur Zeit und irgendwie muss man ja auf sich aufmerksam machen...Also wir sind gerade selber in der Situation, dass wir eine größere Wohnung suchen, keine finden. Schwierig mit Kind. Wir sind gerade in der Zweizimmerwohnung und suchen eine Dreizimmerwohnung, verdienen eigentlich beide, aber finden nichts."
"Es ist tatsächlich so, dass die Mieten so hoch gegangen sind in München, Herbergssuche - passt. Das Thema passt."