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Women's Weekend Film Challenge in L.A.
Wenn kein Mann am Filmset schreit

170 Filmemacherinnen machen sechs Filme an einem einzigen Wochenende, und kein einziger Mann ist beim Dreh beteiligt - das ist das Konzept der "Women’s Weekend Film Challenge". Zum ersten Mal fand sie 2018 in New York statt, nun haben die Gründerinnen sie nach Los Angeles gebracht.

Von Kerstin Zilm | 05.03.2020
Filmemacherinnen am Filmset der Women's Weekend Film Challenge
Bei der Women's Weekend Film Challenge können Filmemacherinnen die Geschichten umsetzen, die sie schon immer mal erzählen wollten. (Deutschlandradio/ Kerstin Zilm)
"Quiet on set please!"
Regisseurin Djaka Souaré bittet um Ruhe.
Kamerafrau: "As few people back here as physically possible!"
Ihre Kamerafrau scheucht alle Frauen ohne wichtige Aufgabe vom Set im Garten einer Riesenvilla. Das hier wird eine Komödie, erklärt Produzentin Alana De Freitas.
Anders als Filme, bei denen Männer das Sagen haben
"Es geht um zwei Freundinnen. Eine dritte kommt dazu, das gibt Stress und am Ende haben wir eine unerwartete Wendung."
Die Ko-Autorinnen Natasha Lewin und Diane Wright haben das Drehbuch erst vor ein paar Stunden geschrieben.
"Wir ergänzen uns großartig. Sie schreibt sehr schnell und ich ergänze Gefühl und Rhythmus der Geschichte."
30 professionelle Filmemacherinnen mit unterschiedlichsten ethnischen Wurzeln gehören zu diesem Team. Von Regie, Drehbuch und Produktion bis hin zu zu Licht, Sound und Elektrik. Sie sind zwischen Anfang zwanzig und Mitte 60 Jahre alt. Keine von ihnen hat je an einem Frauen-Set gearbeitet.
Sie sind sich einig: es läuft anders als bei Filmen, in denen Männer das Sagen haben.
Probleme werden schneller gelöst, niemand brüllt rum, keine nervöse Spannung, alle unterstützen einander, keine großen Egos.
Suche nach künftigen Mitstreiterinnen
Sie sind Teil der ersten ‘Women’s Weekend Film Challenge’ in Los Angeles. Innerhalb von 78 Stunden produzieren 170 Frauen sechs professionelle Kurzfilme. Thema und Genre erfahren sie erst beim Start.
Es sei eine Riesen-Chance, zukünftige Mitstreiterinnen zu finden, sagt die Schauspielerin, Drehbuchautorin und Produzentin Katrina Medoff.
"Ich arbeite für unabhängige, kleine Filmproduktionen und habe fast alle meine Jobs von Leuten bekommen, mit denen ich vorher zusammen gearbeitet hatte. Kaum etwas wird ausgeschrieben."
Sie beobachtete, dass viele gute Filmemacherinnen nie eine Chance bekamen. Mit Produzentin Tracy Styre hat sie sich den Wettbewerb ausgedacht. Das erste Wochenende haben sie selbst finanziert. Inzwischen haben sie Sponsoren für hochwertige Ausrüstung und Versicherung. Es kostet nichts, sich für das Projekt zu bewerben oder daran teilzunehmen. Die Erfahrung sei unbezahlbar, sagt Produzentin De Freitas.
"Es ist super wichtig andere Frauen zu sehen, die in dem Job Erfolg haben und zu realisieren, dass sie keine Erlaubnis von irgendjemand brauchen, um einen Film zu machen."
Sound-Designerin Ash Knowlton ist Anfang 30 und somit in einer Branche, die von Männern dominiert wird. Kollegen sagten, dass es Jahre dauern würde, bevor sie an einem Feature Film arbeiten könne. Dann kam die erste Women’s Weekend Film Challenge.
Gute Stimmung am Drehort
"Und sechs Monate später war ich am Set von einem Feature-Film. Noch nicht super gut bezahlt, aber egal. Ich habe bewiesen: ich kann das."
"Alright, are we ready, let’s do it …"
42 Stunden nach Beginn der Challenge in Los Angeles ist die Stimmung am Drehort gut. Die Szene mit dem Jeep ist fast fertig
Regisseurin: "Cut!"
Produzentin De Freitas kopiert Kontaktlisten aus allen Teams in ihr Smartphone. Sie verspricht: die Frauen werden von ihr hören.
"I have got 200 women’s contacts now and they will be hearing from me."
Heute Abend werden die Filme in Los Angeles gezeigt. Dann werden sie bei Festivals eingereicht, damit die Welt die Geschichten sieht, die Frauen zeigen wollen.