Dienstag, 19. März 2024

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Wortspiel - Schostakowitschs Kammersymphonie
Bekenntnisse mit Geheimcodes

In der Kammersinfonie opus 110a lässt Dmitrij Schostakowitsch sein Leben als Künstler und drangsalierter Sowjetbürger Revue passieren - und den Schrecken von Krieg und Diktatur. Er zitiert sich selbst und baut immer wieder die eigene Unterschrift ein. Dirigent James Conlon entschlüsselt die Codes.

Am Mikrofon: Der Dirigent James Conlon | 12.05.2021
    Ein Mann in schwarzer Kleidung dirigiert mit einem weißen Taktstock.
    Der amerikanische Dirigent James Conlon zeigt den Weg durch Schostakowitschs Welt. (Dan Steinberg)
    "Im Gedenken an die Opfer des Faschismus und des Krieges" - so lautet die Widmung von Schostakowitschs 8. Streichquartett, das er später zu seiner Kammersinfonie umarbeitete. Enstanden ist das Quartett 1960, als der Komponist das zerstörte Dresden besuchte. Aber nicht nur den Faschismus und den Nationalsozialsmus hatte Schostakowitsch im Blick, sondern auch die Sowjetunion, vor allem Diktator Stalin - allerdings nur versteckt. Der Komponist musste immer wieder um sein Leben fürchten. Mit zahlreichen Zitaten aus seinem Werk und der immer wiederkehrenden musikalischen Tonfolge D Es C H - die Anfangsbuchstaben seines Vor- und Nachnamens - kommentiert er auf versteckte Weise seine eigene Geschichte und die politischen Verbrechen. Die Geheimsprache des Werkes besteht aus zahlreichen musikalischen Selbstzitaten. Der Dirigent James Conlon erläutert sie in dieser Sendung und zeigt die klingenden Codes an vielen Beispielen der Partitur zusammen mit Musikern des Deutschen Symphonie-Orchester Berlin (DSO). In der zweiten Sendungshälfte dirigiert Conlon das vollständige Werk.
    Die Aufnahme entstand im Rahmen der casual concert-Reihe des DSO am 9. April 2021 im Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks in Berlin - coronabedingt ohne Publikum: ein exklusives Online-Konzert.