Dienstag, 23. April 2024

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"Yonder" von Katharina Franck
"Wie eine kleine Weiterentwicklung meiner Arbeit"

Katharina Franck ist vor allem als Ex-Sängerin der Rainbirds bekannt. Nun hat sie alte Songs ihrer früheren Band ganz neu arrangiert. "Es geht um dieses unterwegs sein und sich weiter bewegen, von dem Ort, wo man gerade ist, zu dem nächsten", erzählt sie über ihr Album "Yonder."

Katharina Franck im Gespräch mit Anja Buchmann | 03.05.2014
    Katharina Franck, Sängerin der ehemaligen Band Rainbirds
    Katharina Franck war Sängerin der Band Rainbirds (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    Katharina Franck: "Yonder" ist eigentlich ein unbestimmter Ort, auf den man sich hinbewegt. Vorausgesetzt, man bleibt in Bewegung. Eigentlich ein Ort zwischen hier und dort, den kann man erreichen irgendwann, aber vielleicht auch nicht. Aber es geht eigentlich mehr um dieses unterwegs sein und sich weiter bewegen, von dem Ort, wo man gerade ist, zu dem nächsten.
    Anja Buchmann: Erinnern Sie sich an die Situation, als Sie den Titel "Yonder" geschrieben haben?
    Franck: Auf jeden Fall habe ich ihn mir erspielt, wie ich die meisten Sachen mache, auf der Gitarre. Gunter Papperitz und Bela Brauckmann, meine beiden Mit-Rainbirds, die sind wieder ausgegangen nur von der Gesangslinie. Also ich habe ihnen dann den Song eingespielt, ohne die Gitarre hörbar zu machen, also ich hab die abgedämpft gespielt, und sie haben sich lediglich anhand der Gesangslinie mit ihrem Arrangement beschäftigt und das war eigentlich der Ansatz von vorne herein, wie Gunter so schön sagen würde: Was passiert, wenn wir Katharina die Gitarre wegnehmen?
    Buchmann: Haben Sie sich gesträubt, als Ihnen die Gitarre weggenommen wurde?
    Franck: Nein, gar nicht. Ich bin immer aufgeschlossen. Natürlich, wenn das, was stattdessen gekommen wäre, mir nicht gefallen hätte oder ich das Gefühl gehabt hätte, die nehmen die Songs zwar auseinander, aber setzen sie nicht wieder schön und liebevoll zusammen, dann hätte ich das auch nicht gemacht. Sie haben sich richtig mit einem Song, der noch nicht veröffentlicht ist und mit "Love is a better Word", der ist auf dem Album drauf - damit haben sie sich bei mir beworben, also sie haben sich erst mal nur mit meiner Gesangsmelodie, meiner Stimme, zurückgezogen und haben mir dann präsentiert, wie sie sich die Zusammenarbeit vorstellen könnten.
    Buchmann: Sie haben sich wirklich beworben?
    Franck: Sie haben sich bei mir beworben.
    Buchmann: Aber Sie kannten sich vorher schon?
    Franck: Ja, wir kannten uns auf jeden Fall schon vorher. Und der Anstoß, das Album so zu machen kam von Gunter, da war er der Keyboarder auf der "on the verge"-Tour, 2009 und 2010, und nach einem etwas größeren Festival haben wir beisammen gesessen und er meinte, er habe Lust einfach mal auf nur "kleines Besteck", also kleinen technischen Aufwand, und dann suchen wir uns einen Ort, wo wir zusammen arbeiten können mit ein paar anderen Leuten und gucken mal, was daraus entsteht. Dann verging, wie das immer so ist, die Zeit, dann bin ich von Berlin aufs Land gezogen, also aus einer Stadtwohnung in ein allein stehendes Häuschen. Und habe dann Gunter angerufen und gesagt: Es gibt jetzt diesen Ort Yonder und da können wir das machen.
    Buchmann: Also Sie haben diese Aufnahmen tatsächlich an diesem "Yonder"-Ort, irgendwo, etwas weiter weg von Berlin, gemacht?
    Franck: Ja, genau.
    Buchmann: Und Sie haben dann zu drei Teilen, relativ gleichberechtigt, an den Songs rum geschraubt?
    Franck: Ja, im Grunde genommen, ich konnte mich ja fein zurücklehnen.
    Buchmann: Sie hatten ja Ihre Arbeit schon geleistet.
    Franck: Genau, ich hatte ja alles schon gemacht. Und ich fand es total toll, wie die beiden sich mit den Melodien und auch damit, wie ich die Texte setze, und die rhythmisch phrasiere, beschäftigt haben - wenn dann mal ganz klarer Input kam: Kannst Du das hier und da noch mal anders setzen, anders betonen oder auch gerade bei einem Song wie "Blueprint", den ich seit über 25 Jahren spiele und gerade auch in der letzten Zeit Solo sehr viel gespielt habe - ich als Solo-Person auf der Bühne kann da ja machen, was ich will. Ich bringe niemanden durcheinander, mich selbst ja auch nicht, aber hin und wieder das Publikum, weil ich so frei werde im Gesang, dass die am Ende des Tages mit Glück noch den Refrain erkennen.
    Also, das ist jetzt übertrieben, aber eigentlich haben mich Gunter und Bela oft zurückgebracht auf die einfache Melodie oder die Ausgangsbasis. Und wenn wir gesagt haben, jetzt steht das Arrangement, da gab es auch so Zwischenschritte, es gab Songs, bei denen ich auch schon mal wieder neu eingesungen habe. Aber bei Songs wie "Left bus out", "Seven compartments" oder "Love is a better word", das ist immer noch der Gesang vom ersten Mal. Da wurde nichts mehr dran verändert. Aber bei anderen Songs gab es auch so Zwischenschritte und ich bekam immer wieder unmittelbar beim Aufnehmen Feedback von den beiden und das hab ich sehr genossen. Das war wie eine kleine Weiterentwicklung meiner eigenen Arbeit.
    Buchmann: Sodass Sie ihre eigenen Songs vielleicht nicht besser, aber noch mal anders kennengelernt haben?
    Franck: Genau, ja.
    Buchmann: Was meinen Sie, werden alte Rainbirds-Fans zu dem Album sagen oder haben Sie schon Feedback?
    Franck: Also ich habe viel Feedback von ganz alten Rainbirds-Fans, die sind alle sehr begeistert. Ich habe ansonsten nur Klagen zum Beispiel von Gitarristen - ich bin ja auf Facebook mit bestimmt 1570 Gitarristen befreundet. Und einer von denen hat relativ früh schon geschrieben: Oh, bisschen wenig Gitarre. Aber das sind ja dann so ganz individuelle Ansichten. Das finde ich auch in Ordnung, wenn die Leute das Instrument, das sie so sehr lieben, dann vermissen. Aber eigentlich, das Album an sich oder wie wir diese Songs bearbeitet haben, hab ich den Eindruck: Das kommt sehr gut an.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.