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Identitäten (2/7)
Zadie Smith - Das Ich, das ich nicht bin

Zadie Smith setzt sich in ihrem Essay "Das Ich, das ich nicht bin" mit den Risiken und literarischen Möglichkeiten der Ich-Erzählung auseinander. Diese nimmt immer bewusst in Kauf, dass die Leser die Identitäten des fiktiven Ichs und der Autorin nicht auseinanderhalten können.

Von Zadie Smith | 26.12.2019
    Zadie Smith
    Zadie Smith (picture alliance / NurPhoto | Miquel Llop)
    Am Beispiel von Philip Roths Roman "Portnoys Beschwerden", dessen Erscheinen 1969 einen Skandal auslöste, reflektiert Zadie Smith das verwirrende und produktive Verhältnis von Fiktion und Wirklichkeit, die Zuschreibung "unmöglicher Identitäten", die das Ich-Erzählen unwillkürlich mit sich bringt. Die Schriftstellerin plädiert für die Freiheit des Autors, die Grenzen des gesellschaftlich Akzeptierten oder Tolerierten zu erweitern: "Schreibende erschaffen sich ihre Ersatz-Ichs und nutzen sie, um damit allen Fesseln und Festlegungen zu entfliehen."
    "Das Ich, das Ich nicht bin" - ursprünglich als Vortrag im Rahmen der "Philip Roth Lecture" in der New York Public Library gehalten - wurde erstmalig in Zadie Smiths preisgekröntem Essayband "Feel Free" veröffentlicht und für die deutsche Ausgabe von Tanja Handels übersetzt.
    Zadie Smith, geboren 1975 in London, wuchs im Stadtteil Willesden auf. Sie erlangte internationale Bekanntheit mit ihrem ersten Roman "Zähne zeigen" (1997/ dt. 2000). Smith veröffentlichte neben einer Reihe von Romanen auch mehrere Essaybände (unter anderem "Changing my mind"), die Sammlung "Freiheiten" erschien auch in Deutschland (2019). Zadie Smith lebt mit ihrer Familie in London und New York, wo sie seit 2010 eine Professur für Kreatives Schreiben innehat.
    (Teil 3 der Serie "Identitäten" am 29.12.2019)