Das alles klingt nicht unbedingt sozialdemokratisch-menschenfreundlich, aber deswegen auch lange noch nicht neoliberal, es ist vor allem frech und respektlos nach allen Seiten, liest sich wie einfach so dahergesagt und ist doch ganz genau zurecht geschliffen. Sagen wir also unumwunden: Das ist ein bescheidener Triumph der Poesie über jede andere Rede vom Mammon. Denn wenn Gertrude Stein fragt "ist Geld nun Geld oder ist Geld nun nicht Geld", dann ist der Weg nicht weit zu jenem einen Satz, in dem man alle ihre poetologischen Vorstellungen gebündelt findet, nämlich "eine Rose ist eine Rose ist eine Rose". Schlichtes Vokabular, Umstellungen und Wiederholungen von Satzteilen, Spielerein mit dem Lautbestand – die literarische Moderne angewandt auf das zentrale Schmiermittel der Gesellschaft. "Geld" daher auch kein Manifest, auch kein Wegweiser in die Zukunft, sondern lediglich ein ausgezeichnetes Antidepressionsmittel für alle fußkranken Mitläufer der vielbeschworenen Globalisierung
Gertrude Stein
Geld
Friedenauer Presse, 24 S., EUR 9,90