Mittwoch, 17. April 2024

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ZDFneo-Serie "Deutscher"
Zwei Familien, zwei politische Lager

Eine rechtspopulistische Partei gewinnt die Wahl: Ausländer werden verprügelt, Läden brennen, zwei Nachbarsfamilien stehen auf verschiedenen Seiten. Die Serie „Deutscher“ entwirft ein bedrohliches Szenario. "Wir erzählen keine Klischees, sondern spitzen zu", so Drehbuchautor Stephan Rogall im Dlf.

Regina Brinkmann im Gespräch mit Stephan Rogall | 28.04.2020
Zwei Familien unter sich: Christoph Schneider (Felix Knopp), David Schneider (Paul Sundheim), Eva Schneider (Meike Droste), und Ulrike Pielcke (Milena Dreißig), Marvin Pielcke (Johannes Geller), Frank Pielcke (Thorsten Merten)
Die Stimmung zwischen Familie Schneider und Familie Pielcke ist in der Serie "Deutscher" hochexplosiv (ZDF )
Was wäre, wenn plötzlich die Rechtspopulisten in Deutschland an die Macht kämen? In der Schule muslimische und "echte Deutsche" getrennt unterrichtet werden sollen? Und wer zu laut widerspricht, wird verprügelt und eingeschüchtert. Die ZDFneo-Serie "Deutscher" erzählt von veränderten politischen Verhältnissen an Hand der beiden Kleinfamilien, die den Aufstieg der Rechten auf ganz unterschiedliche Weise erleben. Die Akademikerfamilie ist entsetzt, die Handwerksleute zunächst erfreut.
"Unser Anliegen - wir erzählen nicht konkret die polistische Situation anhand der Korridore der Macht. Denn die meisten von uns erleben es im Alltag, am Arbeitsplatz, in der Schule, mit einer gewissen Distanz", sagte Drehbuchautor Stephan Rogall im Dlf.
Spagat zwischen Lehrbuch und Unterhaltung
Zivilcourage und Werte kann man gut hochhalten, wenn man nicht gefragt ist, sie zu verteidigen, wie Rogall sagte. Interessant werde das Verhalten erst, wenn man auch mit negativen Konsequenzen rechnen müsste. "Wir wollten kein Lehrbuch machen, aber ich finde es auch nicht furchtbar, wenn man aus einer Fiktion lernen kann."
Dass die vermeintlich liberale Akademikerfamilie vorzugsweise gesundes Gemüse ist, die Handwerker von nebenan lieber Fleisch grillen und glotzen, sieht Rogall nicht als Klischee, sondern als Zuspitzung. Vielmehr meint er: "Die Gefahr ist, dass wir aufhören einander zuzuhören. Das ist die Kluft in der die Rechtspopulisten gerne gehen".
"Wir können uns alle warm anziehen"
Das Gefühl, dass sich in Zeiten von Corona keiner mehr für rechte Parteien interessiere, sei ebenfalls trügerisch, so Rogall. "Ich glaube, wir können uns alle warm anziehen: Wenn die wirtschaftlichen Auswirkungen zu spüren sind, werden die genau in diese Kerbe reinhauen."
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