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Zehnkämpfer Kevin Mayer
"Ich werde immer stärker"

Wenn am Montag in Berlin die Europameisterschaften der Leichtathleten beginnen, gilt der Zehnkämpfer Kevin Mayer als Favorit. Der 26jährige hat ein besonderes Trainingskonzept und hofft, dass sich eine extra für ihn konzipierte Disziplin bald in der Leichtathletik-Welt durchsetzt.

Von Heinz Peter Kreuzer | 05.08.2018
    IAAF Diamond League in Paris 2018.06.30 , Paryz , , Diamentowa Liga w Paryzu n/z Kevin Mayer fot. Aleksandra Szmigiel/REPORTER PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY EN_01327794_0086
    Der Zehnkämpfer Kevin Mayer aus Frankreich will bei der Leichtathletik-EM in Berlin Gold holen. (imago sportfotodienst)
    "Ich will mich nicht mit Ashton Eaton vergleichen. In erster Linie will ich Medaillen gewinnen, eines Tages werde ich dabei auch die 9000er-Grenze knacken", sagt Kevin Mayer. Er ist nach dem Rücktritt des US-Amerikaners Ashton Eaton der neue "König der Athleten". Bei 8834 Punkten steht seine Bestleistung, erzielt beim Gewinn der olympischen Silbermedaille 2016 in Rio. Ein Jahr später wurde der Franzose Weltmeister, in diesem Jahr folgte zudem der WM-Titel in der Halle.
    Mayer ist auf einem gutem Weg zu seinem Ziel und wird auch im Feld der Konkurrenten respektiert. Als er bei der WM 2017 im Stabhochsprung zwei Fehlversuche hatte, unterstützten ihn alle anderen Mehrkämpfer. Der WM-Dritte Kai Kazmirek: "Wir sind einfach eine Zehnkampf-Familie. Man pusht sich gegenseitig und man freut sich gegenseitig, wenn die Leistung stimmt. Und man leidet auch mit, wenn es nicht klappt. Zum Beispiel beim Kevin Mayer im dritten Versuch haben wir alle mit angeklatscht und gehofft, dass er es schafft. Denn wir wussten: er ist im Moment der beste Athlet von uns allen und es wäre wirkich seltsam gewesen, wenn wir da beide erster und zweiter geworden wären und der beste Athlet hätte dann irgendwie in die Röhre geguckt."
    Dosierte Saisonplanung
    Natürlich ist der Franzose auch jetzt bei der EM Favorit. Ursprünglich zählte er die beiden Deutschen Kai Kazmirek und Rico Freimuth zu seinen härtesten Konkurrenten. Doch jetzt fehlen beide, Freimuth nimmt sich eine Auszeit, Kazmirek musste kurzfristig mit muskulären Problemen absagen. Um das bei Mehrkämpfern hohe Verletzungsrisiko zu minimieren, legt Mayer Wert auf eine dosierte Saisonplanung: "Ich trainiere viel, um mich gut vorzubereiten. Ich habe ein gutes Betreuerteam und kenne meinen Körper gut. Ich werde immer stärker, so dass ich mich nicht verletze. Ich bestreite nur eine Meisterschaft und einen Zehnkampf."
    Dazu kommt Training mit Weltklasseathleten aus den einzelnen Disziplinen, wie beispielsweise Stabhochsprung-Olympiasieger und Weltrekordler Renaud Lavillenie. Nach dem Erfolg bei der Hallen-WM dieses Jahr in Birmingham hat der 26jährige keinen kompletten Zehnkampf mehr bestritten. Stattdessen Einzelstarts wie beim Diamond League Meeting in Monaco, als er über 110 Meter Hürden antrat. Und beim traditionellen Mehrkampf-Sportfest in Ratingen absolvierte er von zehn nur sechs Disziplinen.
    Format extra für Mayer
    Eine ganz besondere Spezialität wird für ihn in Paris veranstaltet. Ein so genannter Triathlon, ein Dreikampf aus 110 Meter Hürden, Kugelstoßen und Weitsprung. "Man ist nicht so erschöpft wie nach einem Zehnkampf, man kann sich wieder besser auf einen Zehnkampf vorbereiten", so Mayer.
    Aber Mayer sieht das nicht nur als idealen Bestandteil seiner Vorbereitung, für ihn ist das auch ein Format, um die Zukunft der Leichtathletik zu gestalten: "Das ist eine Chance, mehr vom Zehnkampf zu zeigen. Dieser Triathlon bringt die Menschen bei Wettkämpfen ins Stadion. Ich habe die Unterstützung von Zehnkämpfern aus aller Welt, jetzt müssen das nur noch die Organisatoren akzeptieren. Es wird eine Zeit dauern, aber Schritt für Schritt können wir erfolgreich sein."
    Karriereende ist noch lange kein Thema
    Erfolgreich will der Franzose erst einmal bei der Europameisterschaft in Berlin sein. Dann fehlt ihm nur noch ein Olympiasieg. Der ist für Tokio 2020 geplant. Und noch die Sommerspiele 2024 im heimischen Paris. Wobei Paris noch nicht einmal das Ende bedeuten muss. Denn Kevin Mayer setzt neben dosierten Wettkämpfen auf zwei Dinge. Auf ihn persönlich zugeschnittenes Training und ausgewogene Ernährung. "Ich werde immer besser und bin selten verletzt. Warum soll ich dann nach Paris aufhören, vielleicht mache ich dann noch weiter."