In seiner Prosa hat es sich Stauffer zur Methode gemacht, alle Fiktionen einer Ich-Identität und alle festen Positionen eines erzählenden Subjekts aufzulösen. Hier stolpert ein Ich-Erzähler verdrießlich durch die Welt, der auch zu den einfachsten alltäglichen Lebensvollzügen nicht befähigt scheint. Es handelt sich hier, wie Matthias Teiting in seinem EDIT-Porträt von Michael Stauffer schreibt, um einen Universalgelehrten als "Eigensaftschmorbraten", der sich über sein eigenes Treiben lustig macht und in lapidaren Sätzen seinen Weltverlust kommentiert:"Ich weiß alles, ohne dass es mich interessiert."
Neben dem klugen Stauffer-Porträt enthält die neue EDIT eine bizarre, hoch beschleunigte Erzählmontage von Nils Mohl, in der sämtliche Akteure dem finalen Crash entgegenstürzen, und phantastische Prosaminiaturen von Paul Brodowsky, die als Naturbeobachtungen daherkommen, aber unversehens bedrohliche Wendungen nehmen.
Aus den Naturszenarien heraus, und mitten hinein in das großstädtische Nachtleben vergnügungssüchtiger Jungmenschen aus der Werbebranche führt schließlich eine Textprobe aus Rainer Merkels demnächst erscheinenden Roman "Das Jahr der Wunder". Hier suchen die Akteure verzweifelt nach emotionalen Ekstasen, finden aber immer nur die Leere des eigenen Narzissmus. Am Ende des EDIT-Jubiläumshefts steht ein aufregendes Gespräch mit Georg Klein, der hier mit funkelnden Pointen zum Verhältnis von Geld und Geist und von alten und neuen Medien seine Poetik deponiert hat. Auch eine Provokation des liberalen Literaturbetriebs darf selbstverständlich nicht fehlen. Nachdem er von einem gewalttätigen Zwischenfall in einer Berliner U-Bahn berichtet hat, resümiert Klein: ">Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein < ist ein hohl dröhnender Spruch. Allerdings gibt es immer wieder Momente, in denen ich stolz darauf bin, ein Schriftsteller deutscher Sprache zu sein."
Über den Stolz und die Fron, ein Schriftsteller deutscher Sprache zu sein, wird wohl nirgendwo so produktiv gestritten wie in der Leipziger Literaturzeitschrift EDIT. Die Jubiläumsnummer 25 von EDIT erhalten sie beim "Literaturverein EDIT"- im Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig. 66 Seiten kosten 9 Mark.