Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

ZF-Getriebewerk in Saarbrücken
Zwei Großaufträge für Hybride

Erst BMW und dann Fiat-Chrysler: Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen hat zwei Großaufträge bekommen. Es geht um ein neues Automatik-Getriebe, das nicht nur für konventionelle Antriebe verwendet werden kann, sondern auch für Hybridfahrzeuge.

Von Tonia Koch | 11.07.2019
Ein Mitarbeiter im Werk der ZF Friedrichshafen AG in Saarbrücken steht mit dem Rücken zur Kamera.
Durch die Großaufträge werde der ZF-Standort in Saarbrücken gestärkt (mago images / Becker&Bredel)
10.500 Pkw-Getriebe verlassen täglich das ZF-Werk in Saarbrücken. Das weltweit größte Werk des Automobilzulieferers bedient sämtliche Wünsche seiner Kunden. Man lege Wert auf technologische Offenheit. Denn noch sei nicht klar, welchen Weg die Automobilindustrie letztendlich einschlagen werde. Aber zumindest die nähere Zukunft gehöre der Hybrid-Technik, ist der Saarbrücker Standortleiter Hermann Becker überzeugt.
"Ja, wir stehen hier in der Zukunft. Hier sehen wir im Moment noch die dritte Generation, aber die vierte wird diejenige sein, die ab 2022 die Fabrik verlässt."
Der zweite milliardenschwere Auftrag - nach BMW hat nun auch Fiat-Chrysler beim neuen Automatik-Getriebe zugegriffen - bestätige die Strategie des Getriebebauers und stärke den Standort mit seinen 9000 Beschäftigten, sagt Stephan von Schuckmann, Leiter Antriebstechnik im Konzern.
"Für den Standort Saarbrücken ist dieser zweite Auftrag ein wichtiger Meilenstein, aber Sie wissen auch, dass Fiat-Chrysler gewisse Anforderungen an die weltweite Produktion hat, das heißt, dass Fiat-Chrysler erwartet, dass auch Getriebe aus den Standorten in Nordamerika geliefert werden, aber unterm Strich stärkt es den Standort Saarbrücken."
ZF setzt auf Technologieoffenheit beim Antrieb
Geplant sind Investitionen von 800 Millionen Euro. Es zahle sich für das Unternehmen aus, so von Schuchmann, nicht einseitig auf die Batterietechnik zu setzen, sondern einen klassischen Verbrennungsmotor mit einem Elektroantrieb zu verknüpfen. Die Vorteile der Plug-In Hybrid-Technik lägen auf der Hand.
"Mit dieser Technologie können sie als Endkunde, sofern der OEM (Anm. d. Red. gemeint sind die Fahrzeughersteller) eine gewisse Batteriekapazität im Auto verbaut, bis zu 100 Kilometer oder sogar ein bisschen weiter elektrisch fahren. Und mit dieser elektrischen Reichweite decken sie zwischen 70 und 80 Prozent des regulären Fahrverhaltens eines Verbrauchers ab. Und wenn der Kunde weiter fahren möchte, zum Beispiel in den Urlaub, dann nutzt er eben nicht nur diese rein elektrische Reichweite, sondern fährt dann in Kombination mit seinem Verbrennungsmotor eben weiter."
E-Autoprämie gilt auch für Hybride – und könnte verlängert werden
Nach Angaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle wurden bis Ende Juni 125.000 Anträge auf einen sogenannten Umweltbonus gestellt, etwas mehr als die Hälfte davon waren Plug-In Hybride. Mit der Prämie fördern der Bund und die Hersteller zu gleichen Teilen die Elektromobilität. Darüber hinaus gewährt der Bund den Fahrern von Dienstwagen, die privat genutzt werden, steuerliche Vorteile, wenn sie auf alternative Antriebstechniken zurückgreifen. Darunter fällt auch die Hybridtechnik. Das Angebot gilt noch bis Dezember 2021, soll jedoch nach Plänen des Bundesfinanzministers bis 2030 verlängert werden. Die Technik sei in der Lage, ihren Beitrag dazu zu leisten, die CO2- Einsparpotenziale, die von den Automobilbauern erbracht werden müssten, zu erfüllen.
"Von der dritten Getriebegeneration in die vierte Getriebegeneration sparen wir 15 Gramm ein."
Gerechnet auf 100 Kilometer. Ob das Einsparpotenzial auch ausgeschöpft wird, hängt von der Leistungsfähigkeit der eingebauten Batterie und wesentlich vom Fahrverhalten der Autofahrer ab. Umweltschützer kritisieren in diesem Zusammenhang, dass Dienstwagen mit Hybridantrieb im Moment vielfach nur mit Sprit gefahren werden.