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Zivilcourage
Jeder Bürger ist zuständig

Der Fall der 22-jährigen Studentin Tugce aus Hessen hat für eine Diskussion über die Gefahren von Zivilcourage gesorgt. Tugce hatte offenbar eine nächtliche Pöbelei junger Männer gestört und war später infolge eines Schlags gestorben. Die Politikwissenschaftlerin Sandra Seubert sagte im Deutschlandfunk, man dürfe Zivilcourage nicht auf solche Fälle reduzieren.

Sandra Seubert im Gespräch mit Burkhard Müller-Ulrich | 07.12.2014
    Gedenken an Tugce Albayrak
    In Hessen erinnerten tausende Menschen an die 22-jährige Studentin Tugce. (picture alliance / dpa /Foto: Frank Rumpenhorst)
    Zivilcourage lasse sich als Bürgermut definieren, sagte Sandra Seubert im Deutschlandfunk. Sie findet aber auch: "Es liegt eine Gefahr darin, wenn man Zivilcourage auf solche Fälle reduziert." Es gehöre aber in jedem Fall dazu, dass jemand aus der Masse heraustritt und handelt. Mit der Philosophin Hannah Ahrendt gesprochen: Mut gehöre zu jedem Handeln, zum Einschalten in die Welt.
    Zivilcourage werde oft auf Anti-Gewalt-Training reduziert, sagte Seubert. Aber: "Umgang mit Gewalt ist eine sehr spezielle Dimension." In solchen Situationen sollte man versuchen, die Polizei zu rufen. Es sei nicht immer positiv, an allen Institutionen vorbei zu handeln.
    Feigheit widerspreche einem Sinn für Zuständigkeit, die jeder Bürger in einer Demokratie brauche, findet Wissenschaftlerin Seubert, die über politische Theorien forscht. Man könnte ja nicht hinter jeden Menschen einen Polizisten stellen. Im Alltag gebe es viele Respektlosigkeiten.
    Das vollständige Interview können Sie mindestens fünf Monate nachhören.